Blutige Erde Thriller
wagen!«
»Also, hast du nun was über uns geschrieben oder nicht?«
Flannary hielt den Wagen an und deutete durch die Windschutzscheibe auf einen Laden unter freiem Himmel, dessen Regale mit allen nur denkbaren Produkten gefüllt waren. Josh sah Säcke voller Nahrungsmittel mit der Aufschrift »Gespendet von der Bevölkerung der Vereinigten Staaten - Nicht zum Verkauf«, Werkzeuge, Kleider und - achtlos aufeinandergestapelt - die fehlenden Teile des Erdbewegungsgeräts, das zu seinem Projekt gehörte.
»Gideons kleiner Nebenerwerb«, erklärte Flannary.
Josh riss die Tür auf, sprang aus dem Wagen und wich aus, als Flannary versuchte, ihn von hinten am Hemd zu packen.
»Bleib im Wagen, Josh!«
Eine Frau, die hinter einer Pyramide von Wegwerfwindeln gestanden hatte, kam auf ihn zu und schnatterte nervös auf ihn ein. Mit den Händen versuchte sie ihn wegzuscheuchen.
»Eine von Gideons Ehefrauen«, sagte Flannary, der neben Josh getreten war, sich jedoch vor allem darauf konzentrierte, was hinter ihnen vorging. »Wir sollten gehen. Das ist nicht gerade ein Teil der Stadt, in dem man sich als Weißer aufhalten sollte, klar?«
Josh ignorierte ihn und streifte durch die Reihen unzähliger Waren, während die Frau ihm mit immer lauter werdender Stimme folgte. Als er an einen Tisch mit einer Auswahl verschiedener Haarspraydosen kam, blieb er stehen. Nichts hier ergab irgendeinen Sinn. Der Eindruck vom Flughafen hatte ihn nicht getäuscht: Er war auf einem fremden Planeten gelandet.
»Josh, wir sollten jetzt wirklich von hier verschwinden. Wir fangen schon an, Aufmerksamkeit zu erregen.«
Flannarys Nervosität verwandelte sich langsam in Angst, doch Josh empfand nichts als Wut. Auf Gideon, auf Stephen Trent, auf Fawn Mardsen. Und auf sich selbst, weil er so lange ein solcher Idiot gewesen war.
Er griff nach einer Dose, doch Flannary riss sie ihm aus der Hand und knallte sie zurück auf den Tisch. »Die amerikanische Firma, die dieses Zeug herstellt, bekommt einen gewaltigen Steuernachlass dafür, dass sie ihren Überschuss spendet. Er gelangt auf amerikanischen Frachtschiffen hierher, die für den Transport das Vierfache des üblichen Honorars erhalten. Okay? Bist du zufrieden?«
»Und die Afrikaner bekommen Haarspray.«
»Sei nicht so zynisch, Josh. Die Kinder lieben es«, sagte Flannary, packte ihn am Arm und zerrte ihn zurück zum Land Cruiser. Vom anderen Ende der Straße her näherte sich ihnen eine Gruppe schäbig gekleideter Männer. Sie unterhielten sich, behielten dabei jedoch die beiden Weißen im Auge, die in ihr Territorium eingedrungen waren. »Sie haben da dieses Spiel, bei dem sie die Dosen ins Feuer werfen und sehen, wer zuletzt wegrennt. Natürlich warten sie manchmal zu lange, und das Teil fliegt ihnen um die Ohren. Aber so läuft das nun mal, nicht wahr?«
Flannary konzentrierte sich mehr als üblich aufs Fahren - offensichtlich wollte er sich bei Sonnenuntergang auf keinen Fall mehr so tief im Flüchtlingslager befinden. Als sie in den Weg einbogen, der die Hauptstraße darstellte, schien er sich etwas zu entspannen.
»Denk nach, Josh. Warum ist deine winzig kleine Hilfsorganisation in der Lage, mit einem Fingerschnippen mehr zu erreichen als so riesige Organisationen wie CARE oder UNICEF nach einem Monat Papierkrieg?«
»Woher zum Teufel soll ich das denn wissen?«, sagte Josh, der noch immer vor Wut über Gideons Laden kochte. Wenn er die Traktorenteile besaß, was hatte er dann wohl noch? Wie viele der geheimnisvollen Zahlungen in ihren Büchern waren direkt in seine Taschen gegangen, während die Leute, die an seinem Projekt arbeiteten, die Erde mit Stöcken umgruben?
»Hast du jemals eines der anderen Projekte von NewAfrica gesehen?«
»Nein.«
»Weißt du irgendetwas darüber?«
»Warum fragst du mich? Müsste das nicht alles dokumentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden? Die amerikanische Regierung fördert die Projekte, also muss die Organisation ihr doch sicher irgendwelche Berichte abliefern.«
»Hilfsorganisationen haben immer zwei Ausführungen ihrer Unterlagen: eine, die sie nach Hause schicken, und eine, die Afrika niemals verlässt. Irgendeine Idee, welche davon die Realität widerspiegelt?«
Josh beobachtete einen Jungen mit nur einem Bein, der ihnen aus dem Weg hüpfte. Er fragte sich, ob er verstümmelt worden war, als er Haarspraydosen ins Feuer geworfen hatte.
»Warum engagiert sich NewAfrica nicht in anderen Ländern, Josh?«
»Was
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