Blutige Erde Thriller
stimmt, warum sollte NewAfrica dann ausgerechnet hier ein Projekt auf den Weg bringen?«
»Das ist eine gute Frage«, sagte Flannary, griff nach hinten auf den Rücksitz und holte die verkohlte Katze nach vorn. Er hatte darauf bestanden, dass Josh sie mitnahm. »Fällt dir irgendetwas Merkwürdiges auf?«
»Soll das ein Witz sein?«
»Der Draht am Schwanz der Katze. Weißt du, wozu der dient?«
»Ich dachte, damit man sie leichter in der Gegend herumtragen kann.«
»Schön, dass du deinen Humor nicht verloren hast. In Wirklichkeit ist es so: Man bindet einen benzingetränkten Lappen daran fest, zündet diesen an und lässt die Katze irgendwo im Feld frei. Einfach, billig, effektiv und nicht gerade eine neue Masche, wenn du verstehst, was ich meine.«
Josh antwortete nicht. Er wollte nicht glauben, was er da hörte, aber gleichzeitig konnte er schlecht ignorieren, dass das alles verdammt nach der Wahrheit klang.
»Ehrlich gesagt ist es ein Wunder, dass so was nicht
schon früher passiert ist«, fuhr Flannary fort. »Wenn ihr das irgendjemandem zu verdanken habt, dann Tfmena. Er wird tatsächlich von beiden Seiten unterstützt - etwas, das in dieser Gegend so gut wie nie vorkommt. Gideon ist ein Xhisa. Und außerdem auch noch der Bruder einer der Ehefrauen von Mtiti.«
»Willst du sagen, dass er etwas mit der Sache zu tun hatte?«
»Was ich sagen will, ist, dass dein Projekt gar keinen Erfolg haben sollte. Ganz egal, was Mtiti behauptet, er würde niemals zulassen, dass ein Haufen Yvimbo direkt vor seiner Haustür damit anfängt, für die eigene Ernährung zu sorgen. Wie würde das für seine Leute aussehen? Der beste Vergleich, der mir einfällt, ist dieser: Es wäre, als würde der amerikanische Präsident in den Staaten ein Waisenhaus schließen, um mit dem gesparten Geld kostenlose Unterkünfte für al-Qaida zu bauen.«
»Aber er hat doch immer versucht, auf die anderen Stämme zuzugehen«, sagte Josh. »Das Chaos nützt ihm doch auch nichts.«
Flannary stieß ein herablassendes Schnauben aus. »Was wäre, wenn du Erfolg hättest, Josh? Verdammt, was wäre, wenn alle Hilfsorganisationen Erfolg hätten und dieses Land in eine Art Mittelklasse-Utopia verwandeln würden? Das wäre Mtitis Ende. Ein Großteil seiner Macht kommt daher, dass er kontrolliert, wer Hilfe erhält und wer nicht. Und ein großer Teil seines Vermögens kommt daher, dass er eben diese Hilfsgelder auf seine Schweizer Bankkonten umleitet. Darüber hinaus wäre es auch das Ende der Hilfsorganisationen, denn ihr hättet euch mit euren Bemühungen alle selbst um eure Jobs gebracht.«
»Ich glaube nicht, dass Menschen wie Katie eine derart polarisierende Ansicht vertreten.«
»Da stimme ich dir zu. Aber ich denke, es ist möglich,
dass Menschen wie Katie von ihrem eigenen Idealismus geblendet und von ihrer Fähigkeit zu helfen verführt werden.«
Die behelfsmäßige Straße wurde immer schmaler, und der Geruch der Abwässer, die darüber hinwegflossen, wurde immer stärker. Je weiter sie in das Lager vordrangen, desto abweisender schienen die Gesichter zu werden, die sie passierten.
»Wo fahren wir hin?«
»Ich möchte dir etwas zeigen.«
Flannary lenkte den Wagen um eine Gruppe Soldaten herum, die Nahrungsmittel aus einem gepanzerten Fahrzeug ausluden. Sie hielten inne und starrten den Land Cruiser an, als er langsam an ihnen vorbeirollte.
»Weißt du, ich habe einige deiner Artikel gelesen. Meine Schwester hat sie für mich ausgedruckt, bevor ich gegangen bin. Sie scheinen ein bisschen unrealistisch.«
Flannary zuckte mit den Schultern. »Früher habe ich auch mal negative Sachen geschrieben, aber mein Redakteur meinte, das sei ein bisschen mehr Wahrheit, als seine Leser vertragen könnten. Niemand mag es kompliziert, Josh. Die Leute wollen hören, dass die Afrikaner nicht hungern, wenn man ihnen zu essen gibt. Also schreibe ich jetzt fröhliche Sachen, und die Hilfsorganisationen lieben mich.«
»Und dadurch kannst du bleiben.«
»Dadurch muss ich nicht nach Hause fahren.«
»Hast du jemals etwas über meine Organisation geschrieben?«
»Nein. Deine Leute sind anders. Ihr seid eine kleine, ergebnisorientierte Organisation, die nachhaltige Projekte auf den Weg bringt, von denen die afrikanische Bevölkerung durch eine kultursensible Partnerschaft mit der Regierung langfristig profitieren soll.«
Josh erkannte das Zitat aus der neuesten Broschüre von NewAfrica. »Sei nicht so herablassend.«
»Das würde ich nie
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