Blutige Erde Thriller
aufgegebene Projekt, das wir gesehen haben, die Art, wie meine Leute weggeschafft wurden. Sogar Gideon, der die Soldaten auf mich gehetzt
hat. Und Laura? Was du gesagt hast, stimmt ganz genau. Sie ist klug, und sie ist stark. Sie wird mit Ernie und Fawn zurechtkommen, bis ich wieder zu Hause bin. Es dauert ja nicht mehr lange. Es wird alles in Ordnung kommen. Alles wird sich klären.«
Seine neuerdings so zuversichtliche Haltung wirkte etwas erzwungen, sogar auf ihn selbst. Aber warum sollte es denn nicht möglich sein, dass sich alles klären würde? Warum sollten die Dinge nicht auch einmal in seinem Sinne laufen? Seiner Ansicht nach hatte er sich ein kleines bisschen Glück wirklich verdient.
»Wenn du so sicher bist, dann gibt es für uns vielleicht gar keinen Grund, hier zu sein, Josh.«
Er sah sie an, unsicher, wie er diese Bemerkung deuten sollte. Der Satz selbst wirkte fast sarkastisch, doch ihr Tonfall war es nicht. Je näher sie dem Ziel ihrer Suche kamen, umso nervöser wurde sie. Genau genommen sah sie inzwischen sogar ein wenig krank aus.
»Bist du okay?«, fragte er. Er legte ihr eine Hand in den Nacken und drückte sanft.
»Klar. Natürlich. Es ist einfach nur die Hitze.«
Ganz offensichtlich eine Lüge, aber eine, über die er nicht nachdenken wollte.
»Ich will einfach nur sicher sein, dass mit meinen Leuten alles in Ordnung ist, Annika. Dass NewAfrica zwar vielleicht eine eigennützige Organisation ist, aber nicht -« Er verstummte kurz, während er versuchte, das richtige Wort zu finden, doch sie war schneller.
»Böse?«
»Ja. Vermutlich.«
»Und dann kannst du mit reinem Gewissen von hier fortgehen und brauchst nie wieder daran zurückzudenken.«
Er wusste nicht, was er sagen sollte. Was er für sie empfand,
kam ihm lächerlich vor - sie kannten einander ja kaum. Warum hatte er den größten Teil des Tages damit verbracht, sich Fantasien über ein gemeinsames Leben hinzugeben? Ein Leben, das sie um die ganze Welt führte, das voller Abenteuer war, in dem kein einziger Augenblick hinter einem Schreibtisch vorkam und es niemanden kümmerte, ob er in materieller Hinsicht mit anderen mithalten konnte.
»Tut mir leid«, sagte Josh schließlich. »Wenn du -«
»Ich verstehe dich. Du bist für viele Dinge verantwortlich. Und es gibt viele Dinge, die du nicht kontrollieren kannst. So etwas ist immer schwer für uns.«
»Uns?«
»Uns Weiße. Wir denken, wir haben die Macht über alles, und wenn wir diese Macht nicht haben, glauben wir, wir hätten versagt. Aber manchmal hat das alles überhaupt nichts mit uns zu tun.«
Sie war auf merkwürdige Weise vom Thema abgeschweift, und ihre Worte klangen fast wie eine Warnung. Doch er sagte sich, dass er sich das sicher nur einbildete.
Der Pfad, auf dem sie sich befanden, wurde langsam breiter und öffnete sich schließlich zu einer großen Lichtung, die mitten im Dschungel freigehackt worden war. Die Erde war aufgewühlt, und die gefällten Bäume waren an den Rand der Lichtung geschoben worden. In der Mitte stand aufrecht eine einzelne Schaufel.
Er wollte weitergehen, doch Annika packte seinen Arm.
»Da ist nichts, Josh. Gehen wir.«
Er warf einen Blick zurück auf die tausende von Fußabdrücken in der Erde und schüttelte sie ab. Er ging zu der Schaufel und packte sie mit beiden Händen. Annika folgte ihm, blieb aber gut drei Meter entfernt stehen, als er zu graben anfing.
Es dauerte weniger als eine Minute, bis er auf etwas stieß. Weder Stein noch Holz. Er ließ sich auf die Knie fallen und grub mit den Händen weiter. Ihm wurde immer übler. Das Erste, was er fand, war ein Stück Stoff. Er erkannte das Muster und grub energischer, schleuderte die Erde hinter sich und legte schließlich die regungslose Gestalt darunter frei.
Er stand auf und stolperte einige Schritte zurück. Es war die alte Frau, der er im Flüchtlingslager geholfen hatte. Doch jetzt waren ihre offenen Augen und ihr Mund voller Erde. Genauso wie der tiefe Schnitt, der sich über ihre Kehle zog.
Er sah sich um und betrachtete die lockere Erde. Sie bedeckte eine Fläche, die halb so groß war wie eins der Footballfelder, auf denen er in seiner Jugend so viel Zeit verbracht hatte.
»Josh«, sagte Annika. Ihre Stimme war fest, doch die Sonne spiegelte sich in den Tränen auf ihren Wangen. Sie trat auf ihn zu und streckte die Hand aus, doch er wich vor ihr zurück.
»Du hast es gewusst«, sagte er. »Du hast gewusst, was wir hier finden würden.«
»Ich war mir nicht
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