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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Jackett über die Scherben. Neugierig beobachteten vom Flussufer aus die Schwäne, wie Lennon einmal tief Luft holte und sich dann hochwuchtete. Er zog dieKnie an und zuckte zusammen, als abgestumpfte Scherben ihm in die Kniescheiben drangen. Dann hebelte er die Beine hoch. Die Glassplitter drangen durch das Jackett und stachen ihm in die Oberschenkel. Lennon schwang sich auf die andere Seite und hielt sich dabei mit einem Arm an der Brüstung fest. Spitzes Glas zerriss den Stoff und zerschrammte seinen Unterarm. Als er losließ, zog sein eigenes Gewicht den Arm über eine spitze Scherbe.
    Lennon fiel in ein Sauerampferbeet, Fetzen seines Hemdsärmels flatterten hinterher. Er wälzte sich durch die Pflanzen, schlug gegen einen Baumstamm und unterdrückte einen Schrei, als ein heftiger Schmerz in seine Rippen fuhr. Eine kegelförmige rote Strieme, fünfzehn Zentimeter lang, zog sich über die nackte Haut. Er drückte sich hoch, lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm und untersuchte die Wunde. Sehr schlimm war sie nicht, kaum mehr als ein Kratzer, er hatte noch einmal Glück gehabt. Lennon streckte die Hand aus und riss zwei Handvoll Sauerampferblätter aus. Mit einer wischte er das frische, helle Blut ab, die zweite presste er auf die Wunde.
    Schwer atmend versuchte er zu hören, ob sich in den Gärten hinter den Bäumen irgendetwas tat. Nichts rührte sich, also rappelte Lennon sich auf. Er drückte frische Blätter auf seinen Unterarm und hielt sich, als er das Wäldchen durchquerte, so weit weg vom Rand, dass er selbst nicht entdeckt werden konnte, das Haus und die Gärten dahinter aber im Blick hatte. Vor der Küchentür stritten sich immer noch zwei der Elstern um die Reste.
    Lennon lief weiter, bis er auf Höhe der Ostseite des Hauses war. Fünfzehn, vielleicht zwanzig Meter trennten ihn noch von dem Gebäude. Er schaute nach Süden, wo sich vor ihm die weite Rasenfläche ausdehnte. Dann warf er die blutverschmierten Blätter weg, holte einmal tief Luft, zählte bis zehn und rannte über das Gras und den Kies.
    Zwischen der Hausecke und dem ersten Fenster drückte ersich mit dem Rücken dicht an die Sandsteinmauer. Kein Laut war zu hören, weder ein Warnruf noch Schritte auf dem Kies. Lennon atmete tief aus. Vor seinen Augen flimmerte es. Er hockte sich hin und schob sich mit dem Kopf unterhalb der Fensterbank vorsichtig um die Ecke. Unter seinen Füßen knirschten die Kieselsteine. Nur noch zehn Meter bis zur Tür, dann neun, sieben, fünf …
    Die Elstern kreischten auf und schossen als verschwommene schwarze Kleckse in den Himmel hinauf, die verstreuten Reste einer chinesischen Imbissmahlzeit ließen sie zurück.
    Die Hintertür ging auf, und eine Frau trat auf den Kies hinaus. Ihr breiter Rücken verbarg die Sonne. Sie holte ein Päckchen Zigaretten aus der Jackentasche und zog mit den Zähnen eine der Filterspitzen heraus. Ihr Feuerzeug blitzte auf, und das Flämmchen flackerte lange genug, um den Tabak zu entzünden. Die Frau nahm einen kräftigen Zug. Aus den Tiefen ihres Brustkorbs entlud sich ein bellender Hustenanfall, und sie hielt sich die Hand vor den Mund. Als es vorbei war, drehte sie sich um und sah Lennons Glock auf sich gerichtet. Sie ließ die Zigarette in den Kies fallen.
    »Bringen Sie mich zu Ellen«, sagte Lennon. »Bringen Sie mich zu Marie.«
    Die Frau machte den Mund auf, aber kein Laut drang heraus.
    »Sofort«, befahl Lennon.

90
    Der Nomade stand zwischen Bull und Gerry Fegan. »Du bist also der berühmte Gerry Fegan«, sagte er. »Hab schon eine Menge über dich gehört, Mr. Fegan. Nun wollen wir mal sehen, ob du deinem Ruf auch gerecht wirst, okay?«
    »Wer bist du?«, fragte Fegan, seine ersten Worte, seit er den Raum betreten hatte.
    »Das ist nun wirklich die Eine-Million-Dollar-Frage, Gerry. Ich habe jede Menge Namen, aber keiner von denen ist der echte. Die Leute nennen mich ›den Nomaden‹.« Er grinste Fegan an. »Freut mich, dich kennenzulernen, großer Meister.«
    Fegan antwortete nicht.
    Der Nomade wandte sich zu Bull um. »Wie hätten Sie es denn gerne?«, fragte er.
    Bull hob den Kopf. »Hmm?«
    Der alte Bastard wirkte wie einer, der meilenweit an irgendeinen Ort gelaufen war und jetzt nicht mehr wusste, warum er sich überhaupt auf den Weg gemacht hatte.
    »Wie soll ich es machen?«
    Dann schien Bulls Kopf wieder durchblutet zu werden, denn sein Gesicht zeigte die alte Entschlossenheit und Stärke. »Langsam«, sagte er.
    Der Nomade nickte O’Driscoll und Ronan

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