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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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bezahlt hatte, sondern ein Konkurrent, den der Ehemann bei einem Deal über den Tisch gezogen hatte. Als dann der Nomade das Kommen und Gehen des Todgeweihten ausgespäht und den Auftrag konkret geplant hatte, hatte er Sofia gesehen, die in dem großen Range Rover von dem riesigen Haus wegfuhr. Er war ihr zur Wohnung irgendeines Typen gefolgt, wo sie die Vorhänge zuzog und zwei Stunden später mit zerknittertem Rock und zerzausten Haaren wieder auftauchte. Damals hatte er sich vorgenommen, sie zu besuchen, sobald der Job erledigt war.
    Das war jetzt zwei Jahre her, und seitdem kam er mindestens einmal alle paar Wochen bei ihr vorbei. Einmal hatte er sie sogar nach Benndorf mitgenommen. Sie betrank sich an billigem Sangria und verriet ihm unter Tränen, das Einzige, was sie bedauere, sei, dass ihr Mann ihr kein Kind gemacht habe. Manchmal habe sie sich gefragt, warum sie nicht einfach die Pille absetzte, schwanger wurde und sich dann verdünnisierte. Vielleicht, weil sie so eine ehrliche Haut sei. Bei der Erinnerung lachte er laut auf.
    »Was ist so scheißkomisch?«, fragte sie.
    »Nichts.« Er rollte sich auf die Seite, legte ihr den Arm umdie Hüfte und zog sie zu sich heran. Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihre füllige Brust.
    »Willst du noch mal?«, fragte er.
    »Schon wieder?«
    Er drückte ihre Brust. »Ja klar, ich bin immer scharf.«
    »Mistkerl«, sagte sie.

    Die Fahrt nach Norden, durch Ardee, Carrickmacross und Castleblaney dauerte anderthalb Stunden, dann erreichte der Nomade den Stadtrand von Monaghan ein paar Meilen südlich der Grenze. Von einem Autohändler in der Nähe von Drogheda, den er kannte, hatte er einen zehn Jahre alten Mercedes gekauft, einen großen Kombi mit Automatik und 200.000 Meilen auf dem Tacho. Viel Platz im Kofferraum, für den Fall, dass er etwas oder jemanden darin verstauen musste.
    Bull hatte ihm den Ort exakt beschrieben und sogar eine Karte gezeichnet. An den Kreuzungen blieb der Nomade stehen, fuhr mit dem Finger über die Wörter auf der Karte und verglich sie mit denen auf den Straßenschildern.
    Schemenhaft konnte er sich noch an das Wort »Alexie« erinnern, das ihm ein Arzt vor fünfzehn Jahren in gebrochenem Englisch erklärt hatte. Ein anderes Wort dafür war »erworbene Dyslexie«. Es hatte irgendwas mit dem Kevlarsplitter zu tun, den sie ihm aus dem Kopf operiert hatten. Der hatte irgendwie sein Gehirn verkorkst und dafür gesorgt, dass er seitdem geschriebene Wörter nur als ein konfuses Wirrwarr aus lauter Linien wahrnahm.
    Der Arzt hatte erklärt, dass er nie mehr würde lesen können. Anfangs hatte das den Nomaden nicht gestört, ein Büchernarr war er noch nie gewesen. Aber als er dann wieder die Welt der Lebenden betreten hatte, war das Fehlen von Wörtern zu einem Hindernis geworden. Deshalb hatte er gelernt, sich die Buchstabenals Bilder einzuprägen, alle sechsundzwanzig. Wenn er sich viel Mühe gab, konnte er ein Wort studieren, jeden Buchstaben nacheinander identifizieren und seine Bedeutung entziffern. Aber bei mehr als einem oder zwei Wörtern hätte es ebenso gut Chinesisch sein können. Es kam ihm zupass, dass Leute wie Bull O’Kane ihn für einen Analphabeten hielten. Unterschätzt zu werden hatte noch nie jemandem geschadet.
    Nach weiteren dreißig Minuten, als die Dämmerung anbrach, hatte er Mallorys Haus gefunden. Das alte Cottage stand etwa dreißig Meter von der Straße zurückgesetzt, eine schmale Zufahrt führte hinauf in den kleinen Garten.
    Der Nomade hielt auf der halben Einfahrt an, weit genug weg von der Straße, so dass der Mercedes nicht gesehen werden konnte, und nicht zu nahe am Cottage. Unter dem Sitz zog er die IMI Desert Eagle hervor. Allgemein hieß es, eine Glock oder eine SIG seien die besseren Pistolen, und vielleicht stimmte das auch, aber die Desert Eagle war ein Riesenteil, das jedem eine Heidenangst einflößte, den man damit bedrohte. Und außerdem war die Waffe ziemlich laut. Wenn man also jemandem in einem belebten Pub den Kopf wegpusten musste und sich keine Gedanken über irgendwelche Helden machen wollte, lag man damit genau richtig. Sie hörte sich an wie das Weltende und konnte mit ihrem Kaliber .44 alles und jeden aufhalten.
    Weiter oben brannte hinter den zugezogenen Vorhängen Licht. Der Nomade stieg aus dem Mercedes und ging darauf zu. Wenn ich in einem solchen Haus leben würde, hätte ich einen Hund, dachte er. Ein großen und gefährlichen. Um seine Schritte zu dämpfen, bewegte er sich auf dem

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