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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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fort.
    »Ja«, sagte Money. »Noch so eine üble Sache. Hab gehört, es wäre irgendein junger Kerl gewesen. Stimmt das?«
    Lennon ignorierte die Frage. »Hat Quigley schon mal hier was getrunken?«
    »Manchmal.«
    »Wie ging es ihm in letzter Zeit?«
    »Was soll das heißen?«, fragte Mooney zurück.
    »In welcher Verfassung war er? War er deprimiert? Nervös? Wütend?«
    »Alles zusammen«, sagte Mooney. »Der hat ganz schön Schiss gekriegt, als McGinty umgebracht wurde.«
    »Hat er je darüber gesprochen?«
    »Kein Wort«, sagte Mooney. »Hätte der auch nie gemacht. Der war zwar ein Weichei, aber immerhin hat er im Maze und im Maghaberry eingesessen. Kleinkram, den er leicht losgeworden wäre, wenn er ein Informant gewesen wäre, aber er hat das Maul gehalten und die Strafe abgesessen. So ein Typ redet nicht. Und wo wir gerade beim Thema sind: Ich habe schon zu viel gesagt, damit lasse ich es jetzt mal bewenden.«
    Mooney wandte sich zum Gehen, aber Lennon rief ihm nach: »Nur noch eine Sache.«
    Mooney seufzte und wandte sich wieder um. »Was?«
    »Patsy Toner.«
    »Was soll mit dem sein?«
    »Ich habe gehört, der ist neuerdings auch in keiner guten Verfassung. Hab gehört, er hängt an der Flasche.«
    »Der trinkt eben gern mal einen«, wehrte Mooney ab.
    »Mehr als früher?«
    »Kann sein.«
    »Ich habe gehört, er hat vor irgendwas Angst«, fuhr Lennon fort. »Und dass er quatscht, wenn er betrunken ist. Haben Sie schon mal was mitgekriegt?«
    Mooney lehnte sich über die Bar. »Wie schon gesagt, ich hab’s an den Ohren. Wollen Sie jetzt noch ein zweites Bier oder nicht?«
    Lennon leerte sein Glas und unterdrückte ein Rülpsen. »Nein, ich habe genug. Trotzdem danke.«
    Mooney nickte und ging weg.

    Eine halbe Stunde später saß Lennon in seinem Wagen vor Maries vernagelten Fenstern. Gelegentlich kamen Kindergrüppchen in Schuluniformen vorbei, vermutlich auf dem Weg zu den Imbissläden in der Lisburn Road. Ellen musste jetzt auch schon im zweiten Grundschuljahr sein.
    Marie hatte ihm nur dieses eine Foto zugestanden. Seitdem hatte er Ellen nicht mehr gesehen, und das war jetzt vier Jahre her. Er verdiente es auch nicht anders. Sie hatte so viel für ihn geopfert, und er hatte sie betrogen.
    Dabei hatte er es gar nicht gewollt. Hätte jemand ihn, bevor es dann passierte, gefragt, ob er zu so etwas fähig sei, hätte er nein gesagt, auf keinen Fall. Seitdem hatte er gelernt, dass man die Schwachheit der Männer nie unterschätzen durfte.
    Ein Jahr lang hatten sie in dieser Wohnung gelebt, bis dann alles auseinanderbrach. Mit Marie war der Nestbauinstinkt durchgegangen, jedes freie Wochenende hatten sie die Einkaufszentren durchgekämmt, auf der Suche nach dem perfekten Kissenüberzug oder dem idealen Spiegel über dem Kamin.
    Eine Stunde lang hatten sie schon in einem Möbelgeschäft in der Boucher Road gestanden, und Marie verzweifelte im Beisein des Verkäufers schier über der Entscheidung für zwei Nachtschränkchen. Da sah Lennon plötzlich ihre Umrisse im Gegenlicht, und er erinnerte sich wieder an die Zeiten, als sie noch auf ihn geklettert war, an das sanfte »Oh« ihres Mundes, wenn sie kam, an das Gefühl ihres Gewichts auf ihm. Das war schon eineganze Weile her. Sie sprach ihn an, und blitzartig war er wieder im Hier und Jetzt.
    »Du hast kein Wort von dem gehört, was ich gerade gesagt habe.« Ihre Augen waren eiskalt.
    »Tut mir leid, was …?«
    »Hör mal, wenn du mir sowieso nicht zuhören willst, warum bist du dann überhaupt mitgekommen?«
    Der Verkäufer schaute auf seine Schuhe.
    Lennon lächelte sie an. »Tut mir leid«, sagte er leise. »Ich war ein bisschen abwesend. Was hast du gerade gesagt?«
    »Das hier ist mir wichtig.«
    »Ich …«
    »Hier geht es schließlich um unser Zuhause. Um unsere gemeinsame Zukunft.«
    Lennons Lächeln erstarb. »Ich weiß. Tut mir leid.«
    Dem Verkäufer fiel etwas Dringendes ein, das er gerade woanders zu erledigen hatte.
    »Es tut dir nicht leid«, sagte Marie. »Es ist dir einfach egal.«
    »Stimmt gar nicht.«
    »Doch, sonst würdest du ja verdammt noch mal zuhören. Warum zermartere ich mir überhaupt das Hirn, wenn es dir sowieso scheißegal ist?«
    »Marie, bitte.«
    »Arschloch.«
    Den ganzen Weg bis zum Wagen war er zehn Schritte hinter ihr geblieben.
    Verrückterweise war es ausgerechnet Wendy Carlisle gewesen, die ihm Marie achtzehn Monate zuvor vorgestellt hatte. Sie war in Lennons Büro die für die Medien zuständige Beamtin und der

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