Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
oft wie möglich eine Geschwindigkeit von hundertfünfzig Stundenkilometern zu erreichen. Er schätzte, dass Red Lake auf direktem Weg knapp hundertsiebzig Kilometer von Grand Rapids entfernt lag. Was bedeutete, dass er etwas mehr als eine Stunde benötigen würde. Wenn die beiden ihm ungefähr fünfzig Kilometer voraus waren, er einen Schnitt um die hundert Stundenkilometer schaffte und sie auf Nebenstraßen fuhren, würde er sie schon bald einholen.
    Red Lake hatte sich, anders als die übrigen Sioux- und Chippewa-Reservate in Minnesota, für die Unabhängigkeit entschieden und war faktisch ein Staat im Staat, mit eigenen Nummernschildern, eigener Polizei und eigener Gerichtsbarkeit
für kleinere Straftaten. Bei schwerwiegenderen war das FBI zuständig.
    Zwischen den Red-Lake-Cops und der Polizei außerhalb des Reservats gab es seit jeher Spannungen, manchmal sogar Feindseligkeiten.
    Einige Grenzen des Reservats verliefen nicht eindeutig, weil Teile des Gebiets verkauft worden waren. Manchmal ließ es sich nicht feststellen, ob man sich im Reservat befand oder außerhalb. Ziemlich kompliziert, dachte Virgil.
     
    Nach einer Weile rief Whiting an: »Ich hab alle Beamten beisammen, die ich kriegen konnte, und dazu noch ein paar Freiwillige, die nicht zu den Seen fahren, sondern in ihren Trucks bleiben werden.«
    »Gut, aber sagen Sie denen, sie sollen um Himmels willen nicht versehentlich abdrücken.«
    »Das können Sie ihnen selber sagen.«
    »Chuck …«
    »Und noch eins, Virgil: Stochern Sie da oben in Red Lake nicht in Hornissennestern. Wir kommen gut aus mit den Leuten dort, und daran soll sich nichts ändern.«
    »Chuck, Sie kennen mich doch: Ich bin die Diskretion in Person.«
    »Und ob ich Sie kenne. Deswegen noch mal: Halten Sie sich zurück, sonst kriegen Sie’s mit mir persönlich zu tun.«
     
    Virgil brauste an Cut-Foot Sioux Lake und Squaw Lake vorbei, bog bei Alvwood auf den Highway 13 nach Beltrami County ab und lenkte den Truck durch Blackduck, wo er kurzfristig langsamer fahren musste, ein Sandwich und eine Cola aus der Kühltasche holte und beides zu sich nahm. Schließlich folgte er dem Highway 72 in nördlicher Richtung.

    Warum, fragte sich Virgil, hatte bisher niemand Bunton oder den Van gesichtet? Vielleicht warteten sie irgendwo in einer Blockhütte auf den Einbruch der Dunkelheit, um das letzte Stück Weg zurückzulegen.
    Das Handy klingelte. Es war wieder Whiting. »Man hat sie gesehen, ungefähr fünfzehn Kilometer außerhalb von Mizpah, unterwegs in Richtung Ponemah …«
    »Moment.« Virgil blätterte in seinen Karten.
    »Jemand von der Wasserwacht, aber der hat ein Boot hinten dran und ist zu langsam, um sie zu erwischen.«
    »Und ich bin zu schnell, kann die Karte nicht lesen.«
    »Wo sind Sie?«
    »Auf dem Highway 72, vor etwa fünf Minuten war ich in Blackduck.«
    »Moment, ich schau nach … Aha. Sie kommen unmittelbar vor ihm raus«, teilte Whiting ihm mit. »Sie können sich per Funk mit dem Mann von der Wasserwacht kurzschließen, und ich versuche in der Zwischenzeit, einen Deputy an Ort und Stelle zu lotsen.«
    Virgil setzte sich über Funk mit dem Mann von der Wasserwacht in Verbindung, der aufgeregt in sein Gerät brüllte: »Die ziehen davon, sind schon gut eineinhalb Kilometer vor mir. Ich hab grade Hoover Creek passiert, wir sind ungefähr acht Kilometer außerhalb von Kelliher …«
    Virgil befand sich etwa zehn Kilometer von Kelliher entfernt; es würde knapp werden. Was man in Action-Filmen nie sah: Eine Verfolgungsjagd mit dem Auto machte nur Spaß, solange niemand dabei hopsging oder verletzt wurde.
    Da meldete sich der Deputy: »Bin in zwei Minuten in Kelliher. Wo ist er?«
    »Wir sind in einer Minute da«, kreischte der Mann von der Wasserwacht. »Ich seh sie schon.«

    Buntons Van fuhr über die Kreuzung, ohne das Tempo zu drosseln. Virgil, der Scheinwerfer von Osten und Norden herannahen sah, warnte: »Ich bin nur noch ungefähr eine Minute entfernt, passen wir auf, dass wir keinen Crash bauen …«
    Der Deputy bog zuerst ab, dann Virgil, dann der Mann von der Wasserwacht. Der Deputy sagte: »Wir bitten gerade die Leute im Reservat um Hilfe, aber begeistert sind die nicht.«
    »Er darf gar nicht erst bis zum Reservat gelangen.« Virgil schloss zum Deputy auf. »Ich überhole Sie jetzt.«
    Doch auch Virgil konnte gegenüber dem Van kaum Boden gutmachen. Zwei Minuten, drei Minuten, dann bog der Van abrupt nach links ab, und Virgil hätte den Truck beinahe in den

Weitere Kostenlose Bücher