Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Virgil.
    »Ja, klar. Legen Sie ihn einfach unter den Schlüssel.«
     
    Davenports Freund wohnte in einem geräumigen Steinhaus an einer langen, einspurigen Straße auf einem Kliff über dem St. Croix River. Virgil parkte den 4Runner in der Auffahrt, ging um das Gebäude herum, fand den Schlüssel an der beschriebenen Stelle und trug drei Ruten und den Rest der Ausrüstung die achtzig Stufen zum Ufer und zur Anlegestelle hinunter. Auf dem Bootsrumpf zeichnete sich eine getrocknete Wasserlinie ab, die darauf hindeutete, dass es längere Zeit nicht mehr benutzt worden war. Virgil zog die Plane herunter, verstaute sie und ließ den Motor an. Eine Minute später hatte er schon fast einen Kilometer den Fluss hinunter zurückgelegt. Er sah auf die Uhr: erst drei. Er war seit fünf auf den Beinen; der Tag schien kein Ende zu nehmen.
    Die hohen Klippen über dem St. Croix sind so dunkelgrün, dass sie im hellen Nachmittagslicht fast schwarz wirken. Virgil fuhr durch eine Flussenge und ankerte an Sandbänken dahinter. Die Sonne heiß auf den Schulterblättern, wandte er sich dem Ostufer zu und warf die Angel aus. Dabei ließ er seine Gedanken schweifen.
    Gott, gib, dass mir irgendetwas Ungewöhnliches auffällt, das sich nicht so einfach erklären lässt …
    Er ließ noch einmal alle seine Eindrücke von den Tatorten Revue passieren, von Utecht über Sanderson und Wigge zu Bunton...

    Bunton. Wie hatten sie ihn aufgespürt? Und so schnell? Dass man Carl Knox fand, konnte er verstehen. Mit ein bisschen Ahnung von Bürokratie und Datenspeicherung war das eher eine Fleißaufgabe.
    Doch Bunton hatte sich in der Wildnis aufgehalten. Woher wussten sie das? Wahrscheinlich kannten sie seinen Namen von Wigge oder Utecht - Sanderson war zu schnell gestorben, um irgendetwas verraten zu können -, aber wie hatten sie das Haus von Buntons Mutter gefunden, deren Name und Adresse nicht mal im Telefonbuch standen?
     
    Ein etwas mehr als dreißig Zentimeter langer Schwarzbarsch mit bronzefarbenem Rücken biss an und kämpfte wie ein tollwütiger Hund gegen die Leine. Virgil holte ihn aus dem Wasser, befreite ihn vom Haken und warf ihn wieder hinein.
    Wenige Minuten später das gleiche Spiel noch einmal.
    Meter für Meter arbeitete er sich durch die Sandbänke und seichten Stellen ins tiefere Wasser vor, fing ein paar Schwarzbarsche, hielt Ausschau nach Muskies, entdeckte jedoch keine. Da brauste ein windschnittiges Boot mit hundert Stundenkilometern an ihm vorbei, so dass sein eigenes durch die Bugwelle ins Wanken geriet.
    Als er sich etwa eineinhalb Kilometer südlich der Flussenge treiben ließ, machte sich ein Gedanke in seinem Gehirn breit.
    Er versuchte, ihn zu ignorieren, ohne Erfolg. Virgil blickte hinauf zur Sonne: Sie stand noch hoch am Himmel, und das Angeln würde bis zum Abend nur besser werden. Aber …
    Verdammt.
    Er warf ein letztes Mal aus, glücklos - beim letzten Versuch fängt man nie etwas -, holte die Leine ein, ließ den Motor an und gab Gas.

    An der Anlegestelle zog er die Plane übers Boot und zurrte sie fest, rannte die Stufen zum Haus hinauf, legte den Schlüssel und einen Zwanziger auf den Balken und hastete ums Haus herum zu seinem Truck.
    Was für ein blöder Gedanke, doch er wurde ihn nicht mehr los. Virgil wählte die Nummer des SKA.
    »Ich hätte da eine Frage.«
     
    Fünf Uhr.
    In der SKA-Werkstatt sahen sie sich den Truck schweigend an. Ein Mechaniker wechselte vor sich hin summend das Öl, während ein Techniker die Elektronik überprüfte. Nach einer Weile schnippte er mit den Fingern und deutete nach draußen.
    »In dem Wagen ist irgendwo ein mit Ihrem GPS verbundener Peilsender, der wahrscheinlich Ihren Standort durchgibt.«
    »Hören Sie ihn senden?«, fragte Virgil wütend darüber, dass er selbst Bunton ans Messer geliefert hatte.
    »Nein. Könnte sein, dass er sich nur auf Anfrage meldet«, antwortete der Techniker. »Oder nach einem bestimmten Muster, zum Beispiel jede halbe Stunde. Das ist bei der modernen Technik kein Problem. Jedenfalls befindet sich definitiv ein Sender in Ihrem Truck. Soll ich nach ihm suchen? Allerdings merken die das wahrscheinlich.«
    »Glauben Sie, das Ding zeichnet Gespräche auf?«, fragte Virgil.
    »Mit ziemlicher Sicherheit. Wenn es nur die GPS-Koordinaten übertragen würde, bräuchte es kein Mikro. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Mikrofon, das von der Stimme aktiviert wird und mit einem Digitalrecorder verbunden ist. In gewissen Zeitabständen, zum Beispiel

Weitere Kostenlose Bücher