Blutige Rache
jeweils nach einer
Stunde, lädt der das Aufgenommene herunter. Das lässt sich mit einer Handy-Verbindung machen. So bekommen die alles mit, was Sie über Handy oder Funkgerät reden. Das, was der Gesprächspartner sagt, hören sie allerdings nicht, es sei denn, er schaltet laut.«
»Wie groß ist ein solches Gerät?«
»Hängt von der Stromversorgung ab. Entweder es ist an eine Batterie angeschlossen oder an Ihr Zwölf-Volt-System«, erklärte der Techniker. »Im zweiten Fall wäre es ziemlich klein, vielleicht doppelt so groß wie ein Handy.«
»Schauen Sie mit der Taschenlampe nach, ob Sie’s sehen können. Viel Zeit haben sie bestimmt nicht gehabt, es zu installieren. Mich interessiert nur, ob es sich um ein amerikanisches oder asiatisches Gerät handelt.«
Der Techniker fand es nach fünf Minuten; es steckte unter dem vorderen linken Blinker und bezog den Strom aus den Kabeln, die das Licht speisen.
»Keine Ahnung, woher das kommt«, sagte er, wieder draußen vor der Werkstatt. »Aber es ist hochentwickelt und ziemlich klein. Viel kleiner als unsere Geräte, und die sind auch nicht schlecht.«
»Könnte es aus Vietnam stammen?«
»Glaub ich nicht. Ich halte das eher für CIA-Ausrüstung.«
CIA: Sinclair.
Oder auch nicht. Warum sollte sich die CIA die Mühe machen, ein paar Veteranen um die Ecke zu bringen?
Antwort: Die CIA tat so etwas nicht. Virgil glaubte nicht einmal, dass die CIA Menschen umbrachte, jedenfalls nicht in zivilisierten Ländern. Vielleicht heuerte die Agency im Nahen Osten Söldner an, aber Menschen auf offener Straße ermorden?
Sein verdammter Truck hatte ihn verraten.
Er ging durch das fast leere Gebäude zu seinem provisorischen Büro, machte die Tür zu, legte sich auf den Boden hinter dem Schreibtisch und schloss die Augen.
Sinclair...
Sinclair hatte Tai und Phem von einem Münztelefon aus angerufen. Warum?
Tai und Phem. Arbeiteten sie für Sinclair, hatten sie während Virgils Gespräch mit ihm den Truck präpariert? Dazu wäre eine ganze Menge Mumm nötig gewesen.
Nein, das Ding war bei anderer Gelegenheit installiert worden.
Auf dem Motelparkplatz? Aber er hatte Sinclair nie gesagt, wo er untergebracht war.
Nur Mai.
Irgendwie war sie ihm von Anfang an seltsam vorgekommen. Wie konnte eine junge Tänzerin in den neunziger Jahren in Madison, Wisconsin, aufwachsen und Hole nicht kennen?
Auch seine Schilderungen der University of Wisconsin, des Terrace und des Rat hatten sie verunsichert. Als junge Tänzerin aus Madison musste man die beiden Lokale einfach besuchen. Und als er nach dem Gespräch mit dem Hongkonger Polizisten in die Hütte gekommen war, hatte sie mit Sinclair telefoniert - oder mit jemandem, den sie für ihren Vater ausgab. Draußen auf dem See schließlich hatte sie das Gespräch noch einmal auf das Terrace und das Rat gelenkt, als wüsste sie doch darüber Bescheid.
»Das kann nicht sein«, sagte er laut.
Er blieb noch etwa drei Minuten auf dem Boden liegen, bevor er die Treppe zu Davenports Büro hochging. Carols Arbeitsplatz befand sich im Großraumbüro davor. Aus ihrem
Rolodex suchte er Privat- und Handynummer von Sandy heraus.
Er erreichte sie zu Hause. »Ich hab’ne Verabredung«, sagte sie. »Ich will mit ein paar Leuten …«
»Und wenn du ein Date mit Prinz Charles hättest - komm sofort her«, knurrte Virgil. »Wo wohnst du?«
»An der Concordia.«
»Zehn Minuten, nicht mehr.«
Virgil ging hinaus auf den Parkplatz zu seinem verräterischen Truck, wo er immer wieder auf die Uhr sah. Es dauerte fünfzehn Minuten, bis Sandy eintraf, mit ziemlich schlechter Laune.
»Ich bin stinksauer«, begrüßte sie ihn. Ihre Brillengläser blitzten im Licht der Straßenlaternen. »Du hast kein Recht, so mit mir umzuspringen. Ich reiß mir den Arsch für dich auf.«
»Komm«, sagte Virgil und setzte sich in Richtung Eingang in Bewegung. Er warf wieder einen Blick auf seine Uhr: fast sechs.
Schwer atmend holte sie ihn ein. »Okay, es ist also was passiert. Noch mehr Leichen?«
»Sandy, ich brauch die Führerscheinstelle in Wisconsin oder wie das heißt, Informationen über einen bestimmten Fahrer und sein Foto.«
»Das ist nicht möglich.«
»Dann mach’s möglich. Aktivier Kollegen oder so.« Er blieb stehen. »Sandy, du musst mir helfen. Ich kenn mich mit solchen Sachen nicht aus.«
Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Ich auch nicht. Wenn’s tagsüber wär und ich jemanden fragen könnte … Moment, wir arbeiten doch mit
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