Blutige Rosen
finden. Schließlich hatte sie es geschafft. Sie rollte mit ihrem VW in die Straße ein, wo auch Jack Adrian wohnte. Die Leuchtschrift der Karate-Schule stach ihr sofort ins Auge. Dort hoffte sie, den jungen Mann zu finden. Während sie langsam fuhr und nach einem Parkplatz Ausschau hielt, füllte sich der Innenspiegel mit Licht. Ein Taxi fuhr hinter ihr. Seine Lichtlanzen hellten das Innere des VWs auf. Jane wurde von dem Taxi überholt, das ein paar Yards weiter links an den Straßenrand fuhr und stoppte. Eine Tür schwang auf, als sich Jane mit dem Wagen auf gleicher Höhe befand. Den Fahrgast, der den Wagen verließ, kannte Jane Collins. Es war Jack Adrian.
Sofort kurbelte Jane die Scheibe nach unten und rief den Namen des Mannes, bevor Adrian im Hauseingang verschwinden konnte. Vor der Treppe noch drehte er sich um.
Das Taxi fuhr weiter und versperrte nicht mehr die Sicht. Jane Collins winkte. »Mr. Adrian, ich muss mit Ihnen reden.«
Selbst aus dieser Entfernung erkannte Jane, wie sich das Gesicht des jungen Mannes verzog, weil es im Streulicht einer Laterne lag. Er zögerte, Jane ließ nicht locker. Sie stemmte den Wagenschlag auf und stieg aus.
»Mr. Adrian, bitte.«
Auch andere Personen waren aufmerksam geworden. Zwei junge Männer schlenderten schon über die Straße, doch Jack Adrian verscheuchte sie. Dafür kam er näher.
»Erkennen Sie mich nicht?« fragte Jane Collins und lächelte.
Karate-Jack blieb auf der Fahrbahnmitte stehen. Er runzelte die Stirn. Leicht hob er die rechte Hand, dann verzogen sich seine Lippen. »Klar erkenne ich Sie. Jane, nicht wahr?«
»Genau. Jane Collins.«
»Beruf: Detektivin.«
»Stimmt.«
Da lachte der junge Mann, streckte seinen Arm aus, reichte Jane erst die Hand und umarmte sie. »Der einzige Lichtblick dieses Abends«, stellte er fest.
»Wieso?«
Karate-Jack trat zurück und winkte ab. »Das ist eine lange und verdammt unangenehme Geschichte.«
»Vielleicht stimmt sie mit meiner überein.«
»Sind Sie dienstlich hier, Jane?«
»Ja, Jack, ich wollte mit Ihnen reden.«
Adrian nickte. »All right, dann bitte. Wo sollen wir sprechen? Bei mir?«
»Vielleicht müssen wir eine kleine Reise unternehmen«, meinte Jane.
»Ich an Ihrer Stelle würde einige Vorsorge treffen.«
Obwohl Jane nichts Konkretes gesagt hatte, blitzte es in den Augen des jungen Mannes auf. »Ich verstehe«, dehnte er, machte dann kehrt und lief wieder über die Straße. »Warten Sie auf mich!« rief er im Weglaufen.
»Es dauert nur ein paar Sekunden.«
Das war zwar leicht übertrieben, aus den Sekunden wurde über eine Minute, dann jedoch war er da. Jack trug seine weiße Jacke mit der Aufschrift Withe Angels. Jane hatte die Beifahrertür des Wagens schon aufgestoßen, und Adrian nahm Platz.
»Was ist denn?« fragte er. »Können wir woanders hinfahren?«
»Warum?«
»Ich möchte nicht, dass man uns sieht.«
Adrian nickte. »Mit Ihnen fahre ich bis zum Südpol, Jane.« Dann wurde sein Gesicht ernst. »Verdammt, ich scherze hier herum, und in dieser Nacht ist einer unserer Freunde umgebracht worden. Durch einen Messerstich.«
»Wer war es?« fragte Jane leise.
Der junge Mann lehnte sich zurück und presste seinen Hinterkopf gegen die Nackenstütze. »Ein Mädchen. Neunzehn Jahre jung. Sie hieß Lilian Day.«
»Wo ist es geschehen?«
»Nicht weit von hier an einer U-Bahn-Station. Ich war da, ein Polizist hat mich mitgenommen. Vielleicht kennen Sie ihn sogar. John Sinclair lautet sein Name.«
»Und ob ich den kenne. Verflixt gut sogar.«
»Was ist er für ein Typ?«
Jane lächelte fein. »Der ist in Ordnung, hat allerdings seine Prinzipien, die ich im Moment umgangen habe. Ich glaube, Jack, dass wir beide an diesem gleichen Fall basteln.«
»Das wäre ein Ding.«
Jane fuhr und richtete sich nach den Ratschlägen des neben ihr sitzenden jungen Mannes. In die nächste Straße bogen sie rechts ein, dann wieder links, passierten eine Einfahrt und gelangten auf einen Hof, wo mehrere Brettergaragen standen. Im Licht der Scheinwerfer trat ihr Verfall deutlich hervor. »Hier könnten wir reden«, sagte Karate-Jack. Jane hielt an und ließ nur das Standlicht brennen. Sie drehte sich zu Jack Adrian um und berichtete, was ihr passiert war und in welch einem Zusammenhang die Weißen Engel erwähnt worden waren.
»Deshalb war Sinclair bei mir«, meinte Jack.
»Genau.«
Der junge Mann verzog das Gesicht. »Und ich habe ihn noch auf die Spur der Rosen gebracht.«
Jane Collins war wie
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