Blutige Spuren
jutet Jeschäft. Hab’ den Kunden aber ma’ ins Vertrau’n jezogen und jefragt, ob ick ooch de Asche gleich rüberkippen soll … Hatter aber nich’ verstanden … « Er lachte schallend. » Verstehn Se? Manche Leute mit viel Jeld sind ja doch nich so janz helle hier oben … «
» Kennen Sie Frank Huth? « , fragte Saskia.
» Kannte « , sagte der Mann.
Isabel fand, dass der Verkäufer erstaunlich gut mit Sprache umgehen konnte, wenn er wollte.
» Der is’ tot. Habe ihn jekannt, ja. Frankie goes to Hollywood hab’ ick immer zu ihm jesacht. Wollte ’n Stück höher hinaus. «
» Sie haben Geschäfte mit ihm gemacht? «
» Klaro. Jute übrijens. «
» Kann man sagen, dass Sie ihm Material geliefert haben, mit denen er dann so etwas wie … Orgien inszeniert hat samt Mädchen? «
» Orjen … Da sprechen Se een großet Wort jelassen aus, Frau Kommissar! Wenn in Berlin eener watt janz Außerjewöhnlichet machen will uff den Sektor, denn bin ick meistens mit im Jeschäft. Speßialität von mir. Aber glau’m Se mir, gnädije Frau, so vülle einfallsreiche Leute jibt ett selbst in Berlin nich, dett die alle Neese lang richtje Orjen uff de Beene stell’n woll’n. «
» Ich habe Ihre Rechnungen gesehen. Haben Sie auch Geld für die Vermittlung der Frauen bekommen? «
» Also erstens … « , der Mann bemühte kurzfristig ein paar hochdeutsche Worte, bis er erneut in den Berliner Dialekt verfiel, » vermittelt werd’n nich’ bloß Frau’n, sondern ooch Männer. Zweitens vermittele ick ausschließlich Sachen, keene Personen. Drittens gibt ett bei mir keine illejale’ Sachen. Doch – glauben Se’t! «
» Wir ermitteln nicht gegen Sie « , sagte Saskia.
» Trotzdem, is’ mir wichtich, das klarzustellen. Was würde’tt mir bringen – langfristich – wenn ick vom Pfad der Tujend abweiche? Bloß Ärjer. «
» Na egal « , sagte Saskia.
» Nee. Überlegen Se mal, dieser Typ, der neulich überall inne Presse war: Inseriert im Internet, dass er jern jetötet und von einem Kannibalen verspeist werden will. Damit wa uns richtich verstehn – die Sache jibt ihm den sexuellen Kick! « Der Mann war wieder in seinem Element, auch sprachlich. » Nu braucht so ’n Kannibale natürlich wenig Equipment. Jut jeschliffenet Besteck und ’n jesunder Appetit reichen … Jetz’ stellen Se’ sich ma vor, ick würd’ dem ’n Steakmesser verkaufen, da wär ick sofort dran, wejen Beihilfe zum Mord, stimmt doch, die Damen, wa? Seh’n Se. Und verdient hätt’ ick an dem ooch nüscht. Da is’ mir lieber, wie neulich, eener bestellt zwanzich orange Overalls, Handschellen in großer Menge, Tragbahren, Blechnäpfe und Amerika-Flaggen, weil’er ’ne Guantanamo-Party geb’n will. Is’ Jeschmackssache, keene Frage, aber is allet lejal. Hab’ ick ’nen Umsatz von fast 25 Riesen jemacht. Und de Mädels wa’n nicht sauer hinterher, muss janz lustich jewesen sein. Det würd’ ick schon hör’n, wenn da wirklich Leute jegen ’n Will’n bearbeitet wer’n wür’n. Oder jar jetötet! «
» Warum würden Sie das hören? « , fragte Isabel. » Ich denke, Sie haben mit der Vermittlung von Personen nichts zu tun? «
» Ick mach’ett halt nich’ selbst, aber ick höre viel. «
» Was sagen Ihnen die Namen Sebastian Seesand und Adam Gusewski? « , fragte Saskia.
Der Mann überlegte einen Moment. » Nüscht. «
Sie zeigte ihm Fotos.
» Doch, der … « Er deutete auf Seesand. » Dem hab’ ick ’n paar Mal watt jeliefert. Neukölln, glob’ ick. «
» Vier Lieferungen « , sagte Saskia. » Die letzte vor einem Dreivierteljahr. Und was war das? «
» Müsst’ ick nachkucken. Nee, ick glaube, bei dem war ’ett vor allem Ausstattungskram. Aber allet Mögliche. «
» Was wussten Sie von den Geschäften zwischen Huth und Seesand? «
» Nur, dett se jut jelaufen sind. «
» Besser als Ihres? «
Er lachte. » Nee, ick konnte mir nich beklajen inne letzte Jahre. Mit Verlaub, ick hab’ sicher mehr Kohle jemacht als die beeden zusammen. Wenn Se wissen woll’n, ob ick een Motiv hatte, den Huth zu killen: Nee. Konkurrenz war der nie. Und wenner ausjestiejen wäre, watt er aber nich’ vorhatte, denn jibs da mindestens zwanzich andere Kunden vom gleichen Kaliber. Kucken Se in meene Bücher, da seh’n S’ett. «
Er sah die beiden Polizistinnen herausfordernd an: » Wenn ick watt höre, datt für Sie von Interesse sein könnte, darf ick mich dann an Sie wenden? Ick mag ett nämlich ooch nich’, wenn jemand meine
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