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Blutige Spuren

Blutige Spuren

Titel: Blutige Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Liemann
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Entführung Habersteins mitsamt der Bärendärme auf der anderen Seite – das war ein heftigerer Kontrast als glühende Steine und Eiswasser.
    Tarek und Isabel saßen schon am brandneuen Sitzungstisch, der so gar nicht zu der übrigen Möblierung des Dezernats passte. Sternenberg begrüßte die beiden mit einem Kopfnicken. Jano Dodorovic hielt einer gehetzten Saskia die Tür auf und wedelte mit der Thermoskanne.
    Noch bevor Sternenberg die Runde eröffnen und den Grund für die spontane Einberufung darlegen konnte, ergriff Saskia das Wort.
    » Ich war noch mal im Stresow, in der Wohnung von Frank Huth. «
    » Und? « , fragte Isabel. » Diesmal was gefunden? «
    Sternenberg war sich nicht sicher, ob Isabels Stimme so neutral und anerkennend sein sollte, wie sie sich anhörte. Besonders ertragreich war die intensive Unterlagen-Recherche der neuen Mitarbeiterin bisher nicht gewesen, und er fragte sich, weshalb sie noch einmal zurückgekehrt war.
    Ohne anzuklopfen platzte ein Uniformierter herein. Dodorovic versuchte, ihm entgegenzutreten, aber der Schutzpolizist ging zielstrebig auf Saskia zu und übergab ihr einen Zettel. Ohne die anderen eines Blickes zu würdigen verschwand er wieder.
    Saskia las und strahlte.
    » Ihr erinnert euch, dass die Wohnung penibel sauber ist. So ordentlich muss Frank Huth schon lange gewesen sein, sonst hätte er seine Akten nicht so gut sortiert, und sonst hätte er nicht diese Unmengen Putzmittel im Haus. Trotzdem hat mich etwas daran gestört. Ich habe mir alles noch einmal angesehen. Auch die Putzmittel. Ich weiß ja nicht, wie viele Dosen und Flaschen ihr davon zu Hause habt … «
    Sie räumte den anderen keine Pause zur Antwort ein.
    » Ich habe mich gefragt, wozu man ein solches Arsenal unterschiedlichster Mittel braucht. Habe sie mir also genauer angesehen. Und dabei entdecke ich an einigen Dosen dunkle Flecke. Zuerst denke ich an Rost. Aber ein Waschzwängler wie Huth hätte seine Putzmitteldosen nicht vor sich hin rosten lassen. Meine Vermutung hat sich bestätigt: Die braunen Flecken sind Blut. «
    » Blut « , notierte Tarek sachlich, um daraufhin plötzlich theatralisch die Augen aufzureißen.
    » Es könnten ja aus den unterschiedlichsten Gründen ein paar Tropfen an die Putzmittel gekommen sein, aber … «
    » … nicht bei Frank Huth « , sagte Tarek.
    Saskia grinste. » Eben. Ich habe die Spurensicherung eingeschaltet und die Wohnung auf Blut untersuchen lassen. «
    Wie hat sie das eigentlich geregelt, ohne mich zu fragen?, dachte Sternenberg. Andererseits – gut, dass sie selbstständig arbeiten, während ihr Chef in der Sauna sitzt …
    Saskia richtete sich auf und wirkte stolz und belustigt zugleich. » Eben habe ich das Ergebnis bekommen. Das Blut auf den Putzmitteln stimmt mit dem Blut von Frank Huth überein. «
    Isabels Augen waren zu Schlitzen zusammengezogen. » Und was sagt uns das? «
    » Dass er niemanden mit einer Putzmittelflasche erschlagen hat « , feixte Tarek. » Als Putzteufel oder so. «
    » Wie alt war das Blut? « , fragte Sternenberg.
    Saskia strahlte wieder: » Ungefähr eine Woche. «
    Sternenberg pfiff leise durch die Zähne.
    » Ich will nicht stören « , sagte Dodorovic, »aber ich kann auch einen Tee machen, wenn ihr keinen Kaffee mögt.«
    Wie beim Synchronschwimmen machten Isabel, Saskia, Tarek und Sternenberg gleichzeitig eine abwehrende Geste und schüttelten den Kopf, um wieder in die Diskussion einzutauchen.
    Dodorovic schraubte die Thermoskanne auf und hielt die Nase hinein.
    » Vielleicht eine Verletzung, die er sich kurz vor seiner Ermordung zugezogen hat « , mutmaßte Sternenberg.
    » Nein « , sagte Saskia, bemüht respektvoll. » Ich meine, theoretisch könnte das sein. Aber es ging ja darum, die Wohnung nach weiteren Blutspuren abzusuchen. Das ganze Putzzeug nützt nichts, wenn die Spurensicherung noch mal drüberleuchtet. Unter all der Chemie ist erkennbar, dass es im Badezimmer so was wie ein Blutbad gegeben hat. «
    Sternenberg hatte dieses Wort noch nie gemocht. Selbst seriöse Nachrichten dealten mittlerweile mit diesem Begriff, ob bei Anschlägen im Nahen Osten oder bei Individualtötungen. Was war das denn: ein Blut-Bad? Er dachte an Isabels Begriff vom talho, dem Schlachthaus, den sie nach dem Anblick des von Haberstein’schen Dachbodens gebraucht hatte.
    » Das ist komisch « , befand Isabel. » Ein Putzfanatiker bekommt die Blutspuren nicht weg? Und warum so viel Blut? «
    » Ja « , sagte Saskia. » Erstens hätte

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