Blutige Stille. Thriller
falsch sind. Gegen den Willen meiner Eltern. Vielleicht auch gegen den Willen Gottes. Doch ich frage mich … wie kann etwas, das sich so schön anfühlt, schlecht sein?
Ich starre die Worte an. Mein Herz schlägt heftig. Wer ist
er
? Der Vater ihres ungeborenen Kindes? Schreibt sie später noch mehr über ihn? Da klar ist, dass ich das Heft mitnehmen und von vorne bis hinten lesen muss, stehe ich auf und schiebe das Bett wieder auf seinen alten Platz zurück. Ich bin gerade auf dem Weg zur Tür, als mein Mobiltelefon klingelt.
»Chief, hier ist Glock.«
»Wie läuft die Befragung der Farmbewohner in der Nachbarschaft?«
»Wir sind vor einer halben Stunde fertig geworden. Ich wollte Sie informieren, dass Dick Flatter und seine Frau letzte Nacht einen Pick-up auf der Township Road 16 gesehen haben. Er ist ihnen aufgefallen, weil sie ziemlich sicher waren, dass er keinem der Nachbarn gehört.«
Township Road 16 ist ein unbefestigter Weg nördlich der Plank-Farm. »Was für eine Art Pick-up?«
»Das weiß er nicht, nur, dass er dunkel war. Die Marke hat er nicht erkannt.«
»Das wäre ja auch zu schön gewesen.«
»Und würde unsere Arbeit viel zu leicht machen.« Er hält inne. »Soll ich das BCI anrufen und eine Liste aller dunklen Pick-ups in Holmes und Coshocton County anfordern?«
»Das mach ich selber, danke.«
»Haben Sie was Neues herausgefunden?«, fragt Glock.
Ich erzähle ihm von Mary Planks Schwangerschaft.
»Das ist ja ein Ding! Ich meine, sie war eine Amische und ziemlich jung.«
Meine eigene Vergangenheit meldet sich irgendwo im Hinterkopf zu Wort, doch ich mache sie mundtot. »Es ist zwar ungewöhnlich, kommt aber vor. Und wie finden Sie das: Sie hatte lebende Spermien im Körper.«
»Dann haben wir also DNA ?«
»Das dauert ein paar Tage, und dann muss das BCI -Labor sie noch durch die Datenbank laufenlassen. Wenn unser Mann registriert ist, sind wir einen großen Schritt weiter.«
»Und wenn nicht, sind wir angeschissen.«
Mein Blick fällt auf das Tagebuch in meiner Hand. »Ich bin gerade auf der Plank-Farm und hab im Zimmer des Mädchens ein Heft gefunden.«
»Ein Heft? Wie ein Tagebuch? Von wem?«
»Von Mary. Sie ist in dem Alter, in dem man alles aufschreiben muss.«
»Ist mir nie so gegangen.«
»Vielleicht machen das nur Mädchen.« Ich seufze. »Ich nehme es mit nach Hause, mal seh’n, ob der Name ihres Freundes drinsteht.«
»So eine Schwangerschaft ändert wohl alles, oder? Der Typ will kein Kind und bringt deshalb seine Freundin um.«
»Ich glaube, da steckt mehr dahinter, Glock. Alleine deswegen bringt man keine ganze Familie um. Und es erklärt auch nicht, warum die beiden Mädchen gefoltert wurden.«
»Manche Sachen ergeben einfach keinen Sinn, egal, von welcher Seite man sie betrachtet. Vielleicht ist der Typ ein Psychopath und ausgerastet.«
Ich würde ihn gern nach seiner Meinung über die drei Markierungen in der Sattelkammer fragen, lasse es aber. Es ist besser, morgen früh darüber zu reden, wenn wir ausgeruht sind. »Fahren Sie nach Hause?«
»Bin schon auf dem Weg.«
»Dann bis morgen früh.«
Ich lege auf, stehe einen Moment einfach nur da und lausche dem Sturm. Dann gehe ich die Treppe hinunter, doch anstatt über den Fall nachzudenken, wandern meine Gedanken zu John Tomasetti. Ich hätte Glock beim BCI anrufen lassen sollen, weiß aber, warum ich es selbst machen will, und bin keineswegs stolz auf meine Gründe.
Als ich ins Wohnzimmer komme, habe ich bereits seine Handynummer gewählt. Er nimmt nach dem vierten Klingeln ab, klingt aber geistesabwesend. »Hier ist Kate.« Pause. »Stör ich dich gerade bei etwas?«
»Nichts, wovon du mich nicht abhalten darfst. Wie laufen die Ermittlungen?«
Ich berichte alles, was Doc Coblentz gesagt hat. »Einer der Nachbarn hat in der Mordnacht einen dunklen Pick-up nahe der Plank-Farm gesehen. Ich wollte dich fragen, ob du mir vielleicht eine Liste aller Leute in Holmes und Coshocton County besorgen kannst, die so einen Wagen besitzen.«
»Ist ja einen Versuch wert. Marke? Modell? Baujahr?«
»Keine Ahnung. Ich dachte, wir fangen mit blau und schwarz an.«
»Na ja, besser als nichts.«
Ich betrete gerade die Küche, als vor dem Fenster ein helles Licht aufscheint. Sekunden später erscheint eine menschliche Silhouette an der Hintertür, ich klappe blitzschnell das Telefon zu und leuchte mit der Lampe hin. Zuerst denke ich, einer der BCI -Leute ist nach dem Abendessen zurückgekommen, doch als meine
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