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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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buntem Glas, sodass man von außen kaum hineinschauen konnte – zumindest nicht als Mensch. Für mich bestand dieses Problem nicht. Ein weiterer Grund, warum Lance mich auf diese Erkundungstour geschickt haben mochte. Patrouillierenden Wächtern konnte man schlechtestenfalls geradewegs in die Arme laufen. Denn davon gab es hier reichlich! Und sie waren ebenso gefährlich wie die Wächter in Lances Palast.
    Ich drückte mich eng an die Wand und ließ eine Zweier-Patrouille vorbeimarschieren. Das war ein absolutes Selbstmordkommando! Wie sollte ich den Jungen bloß hier herausbekommen?
    Ich tastete mich weiter an der Wand entlang, bis ich an eine reich verzierte Tür kam, die offen stand. Dass dort jemand im Zimmer war, hatte ich schon lange vorher gespürt – es war der Junge, den ich suchte: Silk.
    Als ich ihn sah, erstarrte ich. Der Junge war von einer unirdischen Reinheit, das Wort »hübsch« war viel zu flach, um seine Schönheit zu beschreiben. Er war zart, fast kindlich, doch kaum kleiner als ich. Er hatte mich sofort bemerkt, doch überraschenderweise blieb er völlig ruhig.
    Sein Atem beschleunigte sich kaum, er schrie nicht um Hilfe. Neugierig sah er mir entgegen. Er trug ein weißes Gewand, das nur etwa die Hälfte seiner Oberschenkel bedeckte, eine Art Tunika.
    »Wer bist du?« formten seine vollen, edel geschwungenen Lippen.
    »Alex«, antwortete ich leise. Ich sah in seine Augen und stellte fest, dass sie unterschiedlich waren: Das eine war von einem Betörendenden Blau, das andere golden wie Bernstein – dies stürzte mich in eine eigenartige Verwirrung.
    »Was willst du hier?«
    Ich schüttelte meine Überraschung ab. »Ich komme von Lance, um dich zu retten.«
    Silks Lippen verzogen sich zu einem zynischen Lächeln. »Retten?«
    Ich spürte seinen inneren Zwiespalt, doch ich ging nicht darauf ein. Es war nicht die Zeit und nicht der Ort, mit ihm darüber zu diskutieren, ihm alles zu erklären. Wenn ich gefasst wurde, war ich verloren.
    »Wirst du morgen Abend wieder hier sein?« fragte ich. Kurz unterbreitete ich ihm Lances Befreiungsplan. Silk hörte aufmerksam zu. Dann nickte er langsam.
    »Was bist du? Du bist doch kein Mensch, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ein Vampir.«
    »Warum hält er dich gefangen?«
    Ich war zu überrascht, um sofort zu antworten. Woher wusste der Junge, dass ich nicht freiwillig hier war? Konnte er etwa in meinen Gedanken lesen? Da hörte ich Schritte auf dem Flur. Sie waren schon recht nah.
    Ich sah mich hektisch um, entdeckte ein kleines Fenster, eher eine Art Dachluke. »Ich werde dir antworten, wenn wir bei Lance sind.« Dann zwängte ich mich durch die enge Luke über das Dach und machte mich mit schmerzhaft klopfendem Herzen auf den Weg zurück zu Lance. Oh, der Junge war einfach göttlich. Dass ich ihn zu Lance bringen sollte, schmeckte mir gar nicht.

Julian versuchte, Schlaf zu finden. Doch eine unangenehme innere Spannung hielt ihn wach. Er hatte sich bereits gezwungen, das Licht zu löschen, doch mit der Dunkelheit kamen all die beängstigenden Geräusche, all die Heimlichkeiten, die die Nacht mit sich bringt.
    Es war schon lange her, dass er sich ähnlich gefühlt hatte – es war die Angst eines Kindes vor der Dunkelheit. Sie prickelte in seinem ganzen Körper, und er versuchte, dagegen anzugehen. Verdammt, er war kein Kind mehr! Woher kamen nur diese unangenehmen Gedanken und Empfindungen?
    Julian zog sich die Decke über den Kopf und wartete. Doch das Einzige, was passierte, war, dass er seinen eigenen heftigen Herzschlag hörte und ... kaum noch Luft bekam. Er tauchte also wieder unter der Decke hervor und sah sich in seinem Zimmer um. Beobachtete die grauschwarzen unförmigen Schatten, die unheimlich wirkenden Möbel im blassen Schein des verhangenen Mondes, der durch sein Fenster fiel. Und plötzlich hatte er das Gefühl, nicht länger allein in diesem Raum zu sein. Es war noch jemand im Zimmer! Er war sich ganz sicher, konnte fast den Atem des Fremden hören. Jerome.
    Mit quälender Langsamkeit tasteten seine Finger nach dem kleinen Lämpchen auf seinem Nachttisch, er war davon überzeugt, dass eine kalte Hand sein Handgelenk umklammern würde, ihn daran hindern würde, das Licht anzuschalten – doch nichts dergleichen geschah. Das sanfte elektrische Licht erhellte ein hübsch eingerichtetes Gästezimmer, in dem sich außer ihm selbst niemand befand.
    Julian spürte sein Herz schlagen, das Blut pulsierte in seinen Ohren. Geräuschvoll

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