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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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wandern. »Glaubst du, ich würde dich bestrafen, wenn ich keinen Grund dazu habe? Ich bin ein gerechter Herrscher, Alexander. Die Strafe für den Mord an meiner Tochter«, er hob die Stimme unmerklich, »war noch mäßig.«
    Ich bemerkte keinen Zorn in seiner Stimme, trotzdem erschauderte ich kurz.
    »Nicht so deprimiert, mein Lieber. Komm’ noch etwas näher zu mir ... ja, so ist’s besser.«
    Ich gehorchte ihm, Lance drückte mich auf die Matratze. »Weißt du, ich würde dich gar nicht begehren, wenn du nicht so wunderschön wärst. Sag mir, wie alt, warst du ... als Mensch?«
    »Zweiundzwanzig.«
    Lances Pranken glitten über meinen kalten, harten Körper. »Du bist zwar kein Knabe mehr, aber auch noch kein richtiger Mann. Und das ist äußerst reizvoll.«
    Ich verachtete ihn für seine Worte. Noch nie hatte mich jemand als knabenhaft bezeichnet!
    »Wollt Ihr mir wieder wehtun?« fragte ich bissig.
    »Hast du Angst vor Schmerzen?«
    Ich sah ihn lange an, ehe ich antwortete: »Schmerz erregt mich nicht. Aber ich glaube, dass mein Leid Euch gefällt.«
    Lance nickte. Sein Lächeln hätte einem Menschen das Blut in den Adern gefrieren lassen. Doch ich blieb ruhig, betrachtete das harte, wie gemeißelte Gesicht des Herrschers. Wenn ich sein Blut tränke, würde ich vielleicht seine Kälte, seine Macht in mich aufnehmen.
    Ich spürte, wie die Gier in mir wuchs, Lances Blut ... Heißer Lebenssaft, unbezwingbare Stärke.
    Ich zog ihn zu mir herunter, versuchte, mein Begehren zu zähmen. Wenn er meine Gedanken erriet, würde er es nicht zulassen. Ich wurde weich, willig – wollte ihn in mir aufnehmen. Nur ein wenig anders, als Lance sich das in diesem Moment vorstellte.

Alex’ Zähne durchbrachen die Haut an Lances Hals. Vorsichtig, beinahe sanft begann er das Blut durch die winzigen Einstiche zu saugen. Es war etwas salziger, doch im Großen und Ganzen ebenso reizvoll wie menschliches Blut aus seiner eigenen Welt.
    Lance stöhnte leise; er unternahm nichts, um den Vampir von sich zu stoßen. Mit lustvoll halb geöffnetem Mund ließ er ihn gewähren. Und Alex hatte einen erschreckend klaren, wohlstrukturierten Einblick in Lances Gedanken. Gleichzeitig fühlte er, wie ihn das Blut des Herrschers veränderte. Mit jedem warmen, salzigen Schluck Blut nahm er Lances kalte Entschlossenheit und seinen Willen zur Herrschaft in sich auf. Es war genauso erregend, wie er es sich vorgestellt hatte. Der Strom seiner Gedanken, in wilder Vermischung mit Lances Empfindungen, riss ihn mit.
    Doch irgendwo in seinem Hinterkopf, in einem hinteren Winkel seines Geistes behielt er die Kontrolle. In diesem Moment war Lance ihm ausgeliefert. Er hätte ihn töten können. Doch er tat es nicht.
    Unter Aufbietung aller Kräfte kam er von seiner mächtigen Quelle los. Es wäre töricht gewesen, Lance zu töten. Auch wenn sein versengender Durst noch nicht gelöscht war – er ließ von Lance ab. Heißes, fremdes Blut pulsierte durch seine geweiteten Adern, überschwemmte seinen Körper. Für einen Augenblick fühlte Alex sich wie ein übervoller Blutegel, doch dieses Gefühl verflüchtigte sich schnell.
    Lance schlug seufzend die Augen auf. Er grinste befriedigt, und erst jetzt stellte Alex mit einem kurzen Seitenblick fest, dass Lance gekommen war. Er unterdrückte das triumphierende Lächeln; wieder hatte er dem Herrscher einen kleinen Sieg abgerungen. Doch gleichzeitig wusste er, dass ihre Beziehung sich dadurch nicht wirklich verändert hatte.
    »Das war nicht unangenehm«, stellte Lance fest.
    Es war das erste Mal , dachte Alex. Doch er verbarg seine Überraschung. Er war verwirrt, seit dem Moment als er unfreiwilligerweise seinen Fuß in diese Welt gesetzt hatte. Vermutlich hatte er auch seitdem keinen klaren Gedanken mehr gefasst. Zu unheimlich, drohend , war die Vorstellung, vielleicht nie zurückkehren zu können.
    Er sammelte sich wieder, schmiegte sich schnurrend wie eine satte Katze an Lances breite Brust. Er musste sich mit seiner Situation arrangieren – auch wenn er unter seiner Schwäche litt.
    »Ich verrate dir etwas, Alexander.«
    Erstaunt setzte Alex sich auf. Was kam nun?
    »Ich habe einen Auftrag für dich.« Lance sah ihn aufmerksam an.
    Würde er jetzt endlich erfahren, warum er hier festgehalten wurde?
    »Bist du loyal?«
    Alex unterdrückte einen aufkeimenden Lachanfall und nickte.
    »Du sollst jemanden für mich befreien. Und dafür musst du ein wenig über die Geschichte des Reiches wissen. – Bring’ mir den
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