Blutige Verfuehrung 2
das mir schon etwas spanisch vorkam, sagte ich lieber nichts.
Unsere Zimmer waren sehr schön, um nicht zu sagen fantastisch. Die Einrichtung war zwar altmodisch aber mit so viel Charme, dass man sich sofort wohl fühlte. Es gab ein Zimmer mit Himmelbett, das natürlich Mareike und ich sofort beschlagnahmten. Aber auch die Jungs waren zufrieden. Ikarus setzte sich natürlich durch und bekam wieder ein Einzelzimmer. Nachdem es schon 19 Uhr war, gingen wir sofort nach dem Einzug in den Ort, um Essen zu gehen.
Es war überall derart voll besetzt, dass wir einen Tisch reservieren mussten, um überhaupt noch etwas zu bekommen. Ich schlug vor, gleich auf die Burg hoch zu gehen, doch mein Aufruf verhallte ungehört. Niemand hatte Lust nach der langen Fahrt und dem Stadtbummel in Brasov auch noch auf einen Berg zu steigen. Stattdessen sagte Ikarus leise zu mir, als wir vor einem Schaufenster standen:
"Heute Nacht werden wir beide den Vampiren einen Besuch abstatten." Dabei zwinkerte er mir vertraulich zu:
"Es ist immer noch Vollmond und da sehen wir wenigstens, mit wem Du es zu tun hast." Ich wollte ihm nicht widersprechen, denn ganz allein da hoch zu laufen, ohne es vorher bei Tag gesehen zu haben, erschien mir recht abenteuerlich. Ich sagte deshalb zu ihm:
"Wir werden nach dem Abendessen darüber sprechen."
Endlich bekamen wir in der Kneipe, in der wir reserviert hatten, 5 Sitzplätze. Es war noch immer brechend voll, doch die Kellner rannten mit ihren Tabletts wie verrückt durch die Reihen. Das Essen kam überraschend schnell und sah auch gut aus. Doch Mareike, die sonst mit fast allem zufrieden war, schob schnell ihren Teller von sich und sagte:
"Das kann essen wer will, ich jedenfalls nicht." Ich hatte Gott sei dank nur ein Steak und einen Salat bestellt und das konnte ich immer essen, notfalls roh ohne irgendeine Soße. Ikarus grinste mich mit einem süffisanten Gesichtsausdruck an, als ich mein blutiges Steak anschnitt. Doch er sagte nichts. Ja, - ich hatte bereits wieder Lust auf Blut. Das war nicht zu verheimlichen. Das Steak war zwar ein schlechter Ersatz für die flüssige Droge, aber es war besser als Nichts. Den anderen fiel das aber nicht auf. Sie waren selbst mit ihrem großen Teller beschäftigt.
Nach dem Essen brachte uns der Wirt noch eine Flasche Schnaps und stellte sie auf den Tisch mit den Worten: "Nasdarowje!" Ich wusste gar nicht, dass man in Rumänien auch Russisch spricht. Aber der Wirt schenkte sich selbst ein Glas ein und stellte sich vor:
"Ich bin Iwan Turewitsch und wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt in Bran!" Wir stießen mit ihm an und die Flasche blieb auf dem Tisch stehen. Wir schenkten uns nach und ich fühlte nach dem zweiten Glas, wie meine Anspannung sich in Luft auflöste. Deshalb trank ich auch noch ein drittes. Das war richtig guter Stoff und ich hoffte, dass dieses gute Gefühl in meiner Magengrube sich bis Mitternacht halten würde. Nachdem Bran nicht viel zu bieten hatte, als die eine Hauptstraße, gingen wir bald zurück in unsere Unterkunft. Es war schon fast 22 Uhr, als wir dort ankamen.
5. Die erste Begegnung
Ich saß mit Mareike in unserem Zimmer und sie begann, ihr Tagebuch zu schreiben.
"Es ist doch noch gar nichts passiert", sagte ich,
"was willst du denn aufschreiben?" Mareike sah mich bedeutungsvoll an:
"Das sagt die Richtige!", gab sie mir prompt zur Antwort.
"Hast du dir die Wirtsleute nicht genau angeschaut? Das sind doch Untote, so wie die Frau daherkommt." Ich schüttelte den Kopf.
"Für mich sehen die ganz normal aus", sagte ich,
"ich weiß nicht, was du dir da einredest."
"Wenn die Frau lacht, muss sie sich die Hand vor den Mund halten, weil sie nicht einen einzigen Zahn mehr hat und die schwarz-grauen Flecken auf ihrem Hals und Handrücken sehen nach Tod und Verwesung aus."
Gut, Mareike studierte Medizin, sie sah Dinge, die mir nicht auffielen. Die Frau hatte ungesund ausgesehen, aber in dem Alter (ich schätzte sie auf 60 oder mehr) war das doch normal.
"Du siehst Gespenster", sagte ich deshalb.
"Und heute Nacht, die Nummer mit Ikarus, habe ich da auch nur Gespenster gesehen?" Ich machte ein schuldbewusstes Gesicht.
"Wenn du schon alles mitbekommst, dann kannst du auch wissen, dass er mich heute Nacht nach oben begleiten wird. Dann hast du wenigstens als Erste die Neuigkeit für dein Tagebuch." Das sollte eigentlich ironisch klingen, doch Mareike sah mich mit offenem Mund an:
"Du willst es also wirklich genau wissen! Hast du
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