Blutige Verfuehrung 4
Meine wild toupierten Haare formten einen hohen Dutt auf meinem Kopf und ich band das bunte Seidentuch herum, das ich in der Kleiderkammer gefunden hatte. Zusammen mit dem grünen Kleid war ich ein richtiger Hingucker. Kein Mann in dieser gottverdammten Discothek konnte mich übersehen.
Ein dunkelroter, fast schwarzer Lippenstift ergänzte mein Outfit und zum Schluss sprühte ich noch etwas aus der lilafarbenen Parfümflasche an meinen Hals. Dann ging ich ins Refektorium. Ich war natürlich die Letzte. Leicht genervt wurde ich von den anderen begrüßt mit den Worten:
"Unsere Principessa ist da, wir können los!"
Ich hatte den ganzen Tag keinen Tropfen Blut zu mir genommen und mein Hunger war so stark, dass ich schon fast Halluzinationen bekam bei dem Gedanken, dass ich vielleicht noch Stunden warten musste, bis mein Opfer so weit war, dass ich ihn zur Ader lassen konnte. Ich saß mit Orlando vorne im Maserati und die zwei anderen hatten sich hinten hinein gequetscht.
Orlando fuhr wie immer viel zu schnell und ich hielt mich an meinem Gurt fest. Als ich Orlandos amüsierten Blick sah, ließ ich ihn schnell wieder los und schaute gelangweilt zum Fenster hinaus. Ich war ja unsterblich! Das musste ich mir immer wieder selbst sagen. Es war noch nicht voll in meinem Bewusstsein angekommen.
Ich war schon gespannt, ob mir Orlando gute Ratschläge geben würde, welchen Mann ich mir aussuchen sollte. Ich hatte insgeheim schon beschlossen, einen Alleingang zu wagen. Es interessierte mich nicht, was man von einer 'di Gradara' erwartete, ich hatte eigene Vorstellungen. Es musste vor allem schnell gehen. Und der Typ durfte nicht zu alt sein. Ich liebte junge, frische Männer, die auch frisches Blut versprachen.
Als wir endlich vor der Disco aus dem Auto stiegen, hatte es angefangen zu nieseln. Wir rannten zum Eingang und ich wäre beinahe über einen der Bodyguards gestolpert, wenn er mich nicht aufgefangen hätte. Er grinste mich breit an und sagte.
"Die Lady ist herzlich willkommen!" Er sprach tatsächlich deutsch. Konnte man mir meine Herkunft ansehen? Ich drehte mich zu den anderen um, die noch auf Orlando warteten, der das Auto parken musste. Ich war jedenfalls in Jagdstimmung.
Nachdem man uns ein paar Lei abgeknöpft hatte, landeten wir in einer absoluten Fantasywelt mit Lichtblitzen, farbigen Scheinwerfern und viel Bling Bling. Es war Kitsch in seiner reinsten Form aber die Atmosphäre war gigantisch. Orlando hatte nicht zu viel versprochen. Die Disco war bereits um diese Zeit gut gefüllt und alle Tische waren besetzt. Man hätte wohl reservieren müssen. Doch daran waren wir nicht interessiert. Wir verteilten uns, jeder in einen anderen Winkel der weitläufigen Räume. Orlando blieb in meiner Nähe und gab mir einen Drink aus, doch ich versuchte, den Kontakt mit ihm abzubrechen. Ich sah mich um und entdeckte eine Gruppe amerikanischer Jugendlicher, die sehr nett aussahen. Dabei standen auch ein paar Einheimische, wie mir schien. Orlando muss meine Blicke verfolgt haben, denn er kam noch einmal zu mir und sagte:
"Vergiss die Einheimischen und Amerikaner. Das sind Problemgruppen. Du solltest nach österreichischen Touristen oder Engländern sehen. Die gibt es hier auch." Ich verstand seine Vorschriften nicht, doch ich wollte keine Probleme und nickte nur zustimmend. Es würde sich schon was Passendes für mich finden. Mein Drink schmeckte völlig anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte, deshalb sagte ich zu dem Barkeeper, der eifrig am Produzieren neuer farbiger Cocktails war:
"Welchen Cocktail würdest du an meiner Stelle trinken?"
Der junge Typ fühlte sich geschmeichelt und sagte:
"Ich mixe dir gleich einen absoluten Hit!" Das hoffte ich, denn ich musste mir etwas Mut antrinken, bevor ich allein auf die Tanzfläche ging. Sie war eine flackernde farbige Milchglasfläche, die hauptsächlich in Rottönen aufleuchtete, von oben kamen noch blaue und grüne Stroboskopblitze im Rhythmus der Musik. Es war extrem laut und hektisch. Die Lichtverhältnisse waren mit Ausnahme des Flackerlichtes ziemlich dunkel, man musste schon genau hinsehen, um überhaupt Gesichter zu erkennen.
Als der Barkeeper mir mit triumphierender Mine meinen Drink hinstellte, erhaschte ich einen Blick auf Orlando am anderen Ende des Tresens. Er war von zwei jungen Frauen eingerahmt. Sie sahen aus wie Zwillinge und hatten lange blonde Mähnen. Um die eine hatte Orlando seinen Arm gelegt. Er war also schneller als ich. Das ärgerte mich.
Es
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