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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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ich.
    »Was?« Burns sah mich von der Seite an.
    Ich starrte auf die Häuserreihe in der Upper Thames Street, die an uns vorüberzog. »Der Killer hat Sie reingelegt. Er lässt es aussehen, als ob Sie Ihren Mann gefunden hätten, damit er in aller Ruhe weitermachen kann.«
    Burns antwortete nicht. Vielleicht glaubte er ja Taylors lächerliche Theorie, dass Morgan und Andrew ein Team gewesen waren. Als wir den Providence Square erreichten, drehte er sich zu mir um. Es war schwer zu sagen, was er dachte, doch vor allem drückte seine Miene Mitleid aus. Er legte seine große Hand auf meine Schulter, doch das fühlte sich nicht im Geringsten tröstlich an. Am liebsten hätte ich mit beiden Fäusten auf ihn eingetrommelt, und bevor ich vollends die Kontrolle über mich verlor, stieg ich eilig aus.
    Der Schock setzte erst zu Hause ein. Ich zitterte am ganzen Leib und hatte keine Ahnung, was ich mit mir machen sollte. Einfach so wie jeder andere Mensch in Tränen auszubrechen war mir nicht vergönnt. Als ich aus dem Fenster in den unnatürlich weißen Himmel blickte, waren meine Augen so trocken, dass ich blinzeln musste.
    Ich versuchte, Lola anzurufen, doch sie ging nicht an den Apparat. Also öffnete ich erst einmal die neue SMS , die in der Zwischenzeit auf meinem Handy eingegangen war. Sie war von meiner Mutter. Ihre Villa war sogar noch schicker, als die Aufnahmen in dem Prospekt versprochen hatten, und sie amüsierte sich so gut wie nie zuvor.

33
    An Schlaf war nicht zu denken. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, schwamm ich in flachem Wasser und versuchte, ja nicht unter mich zu sehen, weil der Meeresgrund mit Leichen übersät war, deren Haare wie Tentakel von Seeanemonen durch das Wasser waberten. Als mein Wecker klingelte, erwog ich kurz, mich krankzumelden. Doch ich wusste, ganz allein zu Hause hielt ich es ganz bestimmt nicht aus.
    Vor der Wohnungstür traf ich auf einen Blumenlieferanten. Das Gebinde, das er in den Händen hatte, war so groß, dass er leicht schwankte, als er es in meine Küche trug. Ich hatte Blumensträuße nie wirklich gemocht, denn ich empfand es als beunruhigend, anfänglich perfekten Blüten beim langsamen Sterben zuzusehen. Es gab keine Karte zu dem Strauß, doch mein Herz fing an zu rasen, als ich auf den Lieferzettel sah. Am unteren Ende war in dicken schwarzen Lettern Andrews Name abgedruckt. Er musste die Bestellung aufgegeben haben, gleich nachdem er aus Paris zurückgekommen war. Am liebsten hätte ich die Blumen wieder vor die Tür geschleppt, um sie mir nicht ansehen zu müssen, doch ich ließ sie erst mal in der Küche stehen und machte mich auf den Weg zum Krankenhaus.
    Ich konnte einfach nicht klar denken, während ich die Tanner Street hinunterlief. Taylor mochte davon überzeugt sein, dass Andrew hinter diesen Angriffen gesteckt und sich vor seiner Überführung und Bestrafung in den Tod geflüchtet hatte, aber sein Terminkalender war randvoll gewesen, und vor allem konnte ich noch deutlich seine Stimme hören, als er mir erklärt hatte, er könnte es kaum noch erwarten, mich wiederzusehen.
    Mein Blick fiel auf die unförmigen Fenster, die aus den hässlichen Wohnblocks auf die Straße starrten, und mit einem Mal erschien mir alles, was ich sah, verkehrt. Die ganze Straße war wie ein großes, dreidimensionales Fehlersuchspiel.
    Sobald ich in die Klinik kam, erkannte ich, dass ich meinen Patienten keine große Hilfe war, denn ich hörte ihnen einfach nicht mehr zu. Für gewöhnlich blende ich meine Umgebung völlig aus und konzentriere mich ausschließlich auf die Menschen vor mir, um auch noch die winzigsten Symptome zu entdecken, die vielleicht in einer kurzen Sprechpause enthalten waren. Heute aber rauschten ganze Sätze ungehört an mir vorbei. Ich nickte ab und zu und stellte irgendwelche Fragen, doch in Wahrheit drang nicht wirklich etwas von dem, was sie sagten, zu mir durch.
    Irgendwann ging ich zu Hari und erzählte, was geschehen war. Er schnitt ein paar dezente, mitfühlende Grimassen, und am Schluss lud er mich ein, vorübergehend bei ihm und Tejo einzuziehen. Doch ich lehnte dankend ab, denn erst mal bräuchte ich ein wenig Zeit für mich allein.
    »Ich rufe in der Personalabteilung an und sage, dass du erst mal wegen eines Trauerfalls zu Hause bleibst«, bot er mir an. »Aber ruf mich bitte heute Abend an, damit ich weiß, dass du in Ordnung bist.«
    Er ging sogar noch mit in mein Büro und sah mir beim Packen meiner Aktentasche zu. Anscheinend wollte er

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