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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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In den Regalen waren Biographien und Geschichtsbücher wie Stalingrad und Shackletons letzte Reise aufgereiht. Vielleicht hatte Andrew ja genau wie ich von Abenteuern und Reisen durch die ganze Welt geträumt. Die Spurensicherer hatten seinen Schreibtisch bereits ausgeräumt. Seine Kreditkartenabrechnungen und Briefe waren zu ordentlichen Stapeln aufgetürmt, und seinen Terminkalender hatten sie zwar schon eingetütet, aber erst einmal in den Posteingangskorb gelegt. Ich sah mich um, doch außer mir war niemand mehr im Raum. Eilig schnappte ich mir den Kalender, der sich in der Tüte öffnen ließ, blätterte hastig die Seiten durch und rang erstickt nach Luft, weil mein Geburtstag rot markiert und mein Name auf der Seite eingetragen war. Ich weiß nicht, was ich mir davon versprach, doch ich blätterte noch mal zurück, bis ich die Adresse seiner Eltern fand, und starrte sie so lange an, bis sie sich in mein Gedächtnis eingegraben hatte.
    Taylor lauerte mir in der Küche auf und gab mir durch seine Mimik zu verstehen, dass mir aus seiner Sicht einfach nicht mehr zu helfen war. »Wie gut haben Sie ihn gekannt?«
    »Wir sind ein paarmal miteinander ausgegangen, weiter nichts.«
    »Hat er Ihnen erzählt, dass er mal bei der Angel Bank beschäftigt war?«
    »Natürlich, aber das ist Jahre her. Wer würde wohl so lange warten, wenn er sich für irgendetwas rächen will?«
    Taylor ersetzte die Verachtung in seinem Gesicht durch einen Ausdruck des Ekels. »Sie kapieren es wirklich nicht, oder? Er hat mit Morgan zusammengearbeitet. Wilcox kann er nicht ermordet haben, denn in der Zeit haben Sie und Burns ihn im Albion Club gesehen, aber er hat Gresham und Fairfield eindeutig gekannt, und vielleicht haben ja die zwei dafür gesorgt, dass er damals gefeuert worden ist.« Seine Stimme überschlug sich fast vor lauter Aufregung. »Piernan hatte gehört, dass Morgan verhaftet worden war. Er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis wir vor der Tür stehen, und statt die Suppe auszulöffeln, hat er kurzen Prozess gemacht.«
    Ich funkelte ihn zornig an. »Andrew hat ganz sicher weder sich noch jemand anderen umgebracht.«
    »Er hat alles hier zurückgelassen, damit wir es finden. Und wissen Sie was? In seinem Badezimmerschrank liegt eine Packung Rohypnol.« Für seinen blasierten Singsang hätte ich dem Kerl am liebsten eine Ohrfeige verpasst.
    »Die hat irgendwer dorthin gelegt.«
    »Und wer? Die Nachbarn haben ausgesagt, dass er nie zu Hause war. Niemand hat ihn hier besucht außer der Typ, der ein- bis zweimal in der Woche hier vorbeigekommen ist. Es war immer derselbe. Vielleicht hat er ja seine Kohle schützen wollen. Weil Mama und Papa schließlich halb Berkshire zu gehören scheint.«
    Ich hätte ihm gerne widersprochen, aber dafür reichten meine Kräfte einfach nicht mehr aus. Bevor ich brüllen konnte, dass er wieder einmal völlig falsche Schlüsse zog, hatte er sich bereits abgewandt.
    Als ich mich auf einen Hocker unterhalb des Fensters sinken ließ, trat Burns entschlossen auf mich zu.
    »Kommen Sie«, bat er in ruhigem Ton. »Ich bringe Sie nach Hause.«
    »Gleich. Erst muss ich ihn noch einmal sehen.« Auf wackeligen Beinen ging ich wieder Richtung Bad, aber dort versperrte Taylor mir die Tür.
    »Sie sind wohl kaum in der Verfassung, um da noch mal reinzugehen«, schnauzte er mich an.
    An ihm vorbei konnte ich Andrew sehen. Inzwischen hatten sie ihn in stabiler Seitenlage auf den Fußboden gelegt, und ich blickte direkt in sein Gesicht. Sie hatten seine Augen zugedrückt, doch es sah aus, als schlüge er sie jeden Moment wieder auf.
    Ich versuchte, Taylor aus dem Weg zu schieben, doch im selben Augenblick kam mir der Fußboden entgegen, und das Nächste, was ich wusste, war, dass ich, immer noch in meinem blauen Schutzanzug, in Burns’ Mondeo saß und er über das Embankment fuhr. Ich zerrte an dem Reißverschluss, um mich von dem Plastik zu befreien, und vor meinem geistigen Auge tauchten all die grauenhaften Bilder auf, die ich während der Ermittlungen zu diesem Fall gesehen hatte. Die grobkörnige Aufnahme von Gresham, als er vor den Zug gestürzt war, Jamie Wilcox’ Leiche, die hinter den Müllcontainern lag. Aber dieses Mal war es noch schlimmer, dieses Mal war ich persönlich involviert. Ich hatte über Andrews Witze gelacht, war mit ihm durch den Regent’s Park gerannt, und mitten in einem überfüllten Restaurant hatte er mich zum ersten Mal geküsst.
    »Es macht ihm Spaß«, murmelte

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