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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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in seine Sätze derart viele Pausen ein, als ringe er erstickt nach Luft. »Sie haben mir nach Leos Tod einfach keine Ruhe mehr gelassen. Irgendwann war ich am Ende meiner Kraft. Deshalb wollte ich zu Andrew. Denn ich brauchte einfach jemanden zum Reden, einen Freund. Aber er war nicht da. Und er ging auch nicht ans Telefon.«
    »Wollten Sie mit ihm zusammen überlegen, wer als Nächstes unter einen Zug gestoßen werden soll?« Taylor sah ihn böse an. »Dass Sie keine Probleme mit Gewalt haben, ist schließlich hinlänglich bekannt.«
    Rayner erwiderte den bösen Blick, hatte seine Arme aber ruhig am Körper liegen und erschien mir ungewohnt beherrscht. »Ich wollte einfach wieder mal etwas Normales machen, das war alles.«
    »Hat Piernan Sie hereingelassen, Stephen?«, fragte Burns. Nach Taylors aggressiver Nörgelei empfand ich seinen ruhigen Ton als Erleichterung.
    »Ich habe geklingelt, aber es hat niemand aufgemacht.«
    »Unsinn«, schnaubte Taylor. »Die Überwachungskamera vor seinem Haus hat Sie erst um fünf nach zehn und dann noch mal kurz nach halb elf gefilmt. Sie hätten also jede Menge Zeit gehabt, um ihn in die Badewanne zu verfrachten und dann die Federn und die Postkarten auf seinem Schreibtisch zu verteilen. Ihre Fingerabdrücke sind überall – selbst auf seinem Wasserkessel. Haben Sie sich hinterher vielleicht noch eine Tasse Tee gekocht?«
    »Immer mit der Ruhe, Steve.« Burns beugte sich vor und sah ihm ins Gesicht. Er wirkte wie ein Mann, der einen Kampfhund an der Leine hatte und seine ganze Autorität aufbieten musste, damit sich das Tier zumindest halbwegs kontrollieren ließ.
    Rayner legte seine Hände in den Schoß und sah ihn reglos an. »Ich habe im Treppenhaus auf ihn gewartet. Ich kannte Andrew noch aus seiner Zeit bei unserer Bank. Auch nachdem er dort gekündigt hatte, habe ich ihn einmal in der Woche auf ein Bier besucht.«
    Mein Stift hing über meinem Blatt Papier. Das, was Rayner sagte, kam mir völlig logisch vor – sicher hatte Andrew Mitleid mit dem isolierten jungen Mann gehabt. Vielleicht hatte er selbst jemanden gebraucht, mit dem er sich entspannen konnte, wenn er abends mal zu Hause war.
    »Macht Sie das heiß, Stephen?« Taylor beugte sich zu ihm über den Tisch. »Gibt es Ihnen einen Kick, alle diese mächtigen, stinkreichen Typen umzubringen? Haben Sie als Hobbyfotograf vielleicht noch ein paar Schnappschüsse von den Toten gemacht, um sich daran aufzugeilen?«
    Burns bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick und zischte eine leise Warnung, die ich nicht verstand.
    Als Rayner wieder sprach, zitterte seine Stimme, und seine Worte klangen seltsam abgehackt.
    »Ich habe doch schon gesagt, dass ich nichts zu verbergen habe. Ich wollte meinen Freund besuchen, das ist alles. Ich weiß nicht, weswegen er ermordet worden ist. Es ist einfach schrecklich. Erst Leo und jetzt auch noch Andrew.«
    Es war schwer zu sagen, ob er weinte, denn ich sah seine Schultern beben, hörte aber keinen Laut.
    Als Burns zu mir herüberkam, war ich zum ersten Mal, seit ich von Andrews Tod erfahren hatte, völlig ruhig.
    »Er ist es nicht gewesen, Don. Aber es ist offensichtlich, dass er wegen irgendeiner anderen Sache lügt. Die Zeichen sind eindeutig.«
    Burns setzte sich mir gegenüber, als ich meine Theorie zum Besten gab.
    »Das hat seine Körpersprache mir gezeigt«, erklärte ich.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Menschen hören auf, sich zu bewegen, wenn sie lügen. Ihre Hände sind vollkommen ruhig, denn sie sind ausschließlich auf ihre Worte konzentriert. Oft bewegen sie sich nicht mal dann, wenn sie beschuldigt werden. Sie haben doch bestimmt gesehen, wie starr er dort gesessen hat. Und seine Betonungsmuster waren völlig unnatürlich – es gab jede Menge langer Pausen, und dazwischen Phasen, in denen er total gebrabbelt hat. Außerdem hat er in dem Bemühen, Sie von seiner Ehrlichkeit zu überzeugen, beinahe ständig Blickkontakt gesucht.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie mir damit sagen wollen.« Burns verschränkte die Hände hinter seinem Kopf, als wäre der mit einem Mal zu schwer für seinen Hals.
    »Er kann es nicht gewesen sein. Andrew hatte sich vorgestern Abend noch mit jemandem auf einen Drink getroffen – er war wirklich nicht zu Hause, als Rayner bei ihm geklingelt hat. Irgendetwas weiß er. Das will er vor uns verbergen, aber langsam wird die Anspannung einfach zu viel für ihn.«
    »Rayners Fingerabdrücke sind überall. Und auf dem Film der Überwachungskamera

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