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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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nachzusehen.
    Ich hoffte inständig, die Regenwolken würden sich verziehen, damit ich wieder etwas sähe, und tastete mich langsam an der Wand entlang, bis ich direkt vor der Schranktür stand. Ich riss sie eilig auf, und als ich den Lavendel roch, wogte neuerliches Mitgefühl mit Sophie in mir auf. Sie hatte sich bemüht, ihr Heim möglichst gemütlich zu gestalten, und zu diesem Zweck sogar Lavendelsäckchen in den Schränken überall im Haus verteilt. Doch vor dem Killer hatte sie das nicht beschützt.
    Meine Gedanken klarten sich vorübergehend auf. Der Killer musste dieses Haus wie seine Westentasche kennen, denn er konnte den Strom abschalten und fand sich sogar im Dunkeln mühelos zurecht. Seine Schritte kamen wieder näher, und sie klangen so entschlossen, als gehörte ihm das Haus.
    Plötzlich formte sich ein Bild in meinem Kopf. Vielleicht war ja der Mann, der von Raum zu Raum marschierte, Kingsmith selbst. Das würde erklären, weshalb er nicht gewollt hatte, dass jemand von der Polizei vor seiner Haustür Wache hielt. Offenbar hatte sich sein Narzissmus irgendwann zu einer Psychose ausgewachsen, und nachdem man seinen Traum zerstört hatte, zerstörte er jetzt kurzerhand sein eigenes Reich. Die Welt, die er geschaffen hatte, war korrupt gewesen, und wie Andrew mir erzählt hatte, hatte Max Kingsmith immer schon versucht, jeden, der ihm in die Quere kam, aus dem Verkehr zu ziehen. Und nach der Ermordung der Menschen, die ihm am nächsten standen, fühlte er sich sicher unbesiegbar. Weil die Entscheidung über Leben oder Tod wie bei den alten Pharaonen ausschließlich in seinen Händen lag.
    In der Hoffnung, dass ich vielleicht eine Schere oder eine Vase fand, die ich auf dem Kopf des Kerls zertrümmern könnte, tastete ich blind das oberste Regal des Schrankes ab. Doch das Einzige, was ich dort fand, war ein Stapel ordentlich zusammengelegter Handtücher.
    Und dann vernahm ich ein Geräusch, bei dem mir der Atem stockte. Es war so leise, dass ich überlegte, ob es vielleicht einfach meiner Einbildung entsprungen war. Doch dann ertönte es erneut – schrill und unverkennbar – und ich wusste, dass ich mein Versteck verlassen musste, weil in einem Zimmer über mir ein Baby schrie.
    Wenn ich nicht umgehend etwas unternähme, würde Molly ihrem Mörder hilflos ausgeliefert sein.

45
    Als Sophie klargeworden war, dass Kingsmith Amok lief, hatte sie die Kleine offenkundig irgendwo versteckt und gebetet, dass sie schlafen würde, bis der Kerl verschwand. Doch jetzt fing sie an zu weinen, und anscheinend hatte auch ihr Vater sie gehört. Denn die Schritte wurden schneller, donnerten an meiner Tür vorbei und die Treppe hinauf in den zweiten Stock. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Kingsmith suchte nicht mehr mich, sondern sein Kind. Mein erster Impuls war, die Tür von meinem Zimmer aufzureißen und dem Bastard hinterherzurennen, doch das hätte weder mir noch Molly irgendwas genützt. Denn ich hatte nicht mal eine Flasche, die ich ihm über den Schädel ziehen könnte, während er mit der Pistole eines toten Bodyguards bewaffnet war.
    Jetzt lief er rastlos wie ein Schlafwandler durchs Dachgeschoss, und wenn ich mich aus meinem Zimmer wagte, stünde die Verliererin seines makabren Katz-und-Maus-Spiels fest. Abermals schob ich die Hände in den Schrank, bis ich gegen einen kleinen Metallzylinder stieß. Es war zu dunkel, um sehen, ob es eine Deo- oder Haarspraydose war, aber das war vollkommen egal. Auf alle Fälle hatte ich etwas, was ich dem Killer in die Augen sprühen konnte.
    Ich presste mein Ohr gegen das dünne Holz der Tür. Während eines Augenblicks war alles still, dann aber hörte ich, wie er wieder herunterkam, und sah erneut den Strahl der Taschenlampe unter meiner Tür. Bereits nach wenigen Sekunden aber lief er weiter, und noch während ich mich fragte, was der Grund für seine Eile war, drehte nackte Panik mir den Magen um. Vielleicht war Molly ja schon tot. Vielleicht rannte er, sein totes Kind im Arm, durchs Haus.
    Meine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, und ich sah die Tapete mit dem Blumenmuster an der Wand, während ich die Ohren spitzte, um zu hören, was außerhalb meines Verstecks vor sich ging. Und es geschah beinah sofort etwas. Molly stieß ein jämmerliches Heulen aus, als wüsste sie genau, in welcher Gefahr sie war. Ohne nachzudenken, stürzte ich aus meinem Zimmer in den dunklen Flur, und obwohl ich zweimal auf der Treppe stolperte, kam ich unbeschadet oben

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