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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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probierte es noch mal. Selbst aus dieser Entfernung war zu sehen, dass er sich nur unter allergrößten Schmerzen bewegen konnte.
    Wie von Furien gehetzt und ohne weiter zu überlegen, rannte Joel plötzlich los. Er ließ die Leiche des Wächters links liegen und hielt auf das Restaurant zu.
    „Frank! Großer Gott, Frank!“ Joel keuchte.
    Frank reagierte kaum. Seine Schmerzen schienen ihn in sich gefangen zu halten.
    Plötzlich schwankte er und fiel um, wobei er in einer Blutlache landete, die wohl von der zerfleischten Leiche ausgelaufen war, die in unmittelbarer Nähe lag. Aus der Kehle Franks löste sich ein Schrei fürchterlicher Schmerzen. Er schien der Ohnmacht nahe zu sein.
    Dieser Schrei fuhr Joel in die Knochen. Mit eingezogenem Genick und einer vereisten Schweißschicht auf der Haut trat er näher an Frank heran.
    Joel erblickte den verdrehten Arm. Es zog ihm die Eingeweide zusammen, und ein fieses Kribbeln erfasste seinen ganzen Körper.
    Joel konnte nichts sagen, stand nur da und kam aus dem Entsetzen nicht heraus. Sein Blick verharrte zunächst wie gelähmt, schweifte dann langsam durch das hell erleuchtete Restaurant, das verwüstet und übel stinkend vor ihm lag. Er nahm jetzt auch die anderen Leichen wahr, sah, wie zerfleischt ihre Gesichter waren.  
    Ein beißender Geruch hing wie eine Dunstglocke in der Luft. Ein Geruch von geronnenem Blut und – ja, das musste es sein, er kannte das aus dem Park – dem Urin von Löwen. Wieder durchzuckte es ihn. Ein Gedanke kam auf, der bis zum Rand mit Angst gefüllt war. Joel blickte zum Ausgang und aus dem Restaurant hinaus in die Dunkelheit der Kaufabteilung.
    Wenn die hier gepinkelt haben, dann gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie mussten mal und hatten sich nicht mehr zurückhalten können oder sie hatten eine Markierung abgesetzt!
    Wenn es eine Markierung war, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis sie zurückkämen. Der Pascha würde das Restaurant als sein Revier betrachten, auch wenn das sehr ungewöhnlich wäre, denn entlaufene Großkatzen würden eine halbe Ewigkeit brauchen, um fremdes Gebiet als Territorium einzufordern.
    Wenn es so sein sollte, dann lag es bestimmt daran, dass es keine Zoolöwen waren, die ihrer Lebtage nie aus dem Käfig gekommen waren, sondern ehemalige Zirkuslöwen, die sehr wohl häufige Ortswechsel kannten und sich im Laufe ihrer „Karriere“ daran gewöhnt hatten.
    Auch musste er davon ausgehen, dass bei diesen Tieren eine bessere Gewöhnung an den Umgang mit Menschen und deren Umgebung vorhanden war als bei reinen Zoolöwen. Das Publikum, der Dompteur und das ständige Unterwegssein hatten sie vielleicht doch ein wenig flexibler gemacht hatten als es reine Zoolöwen gewesen wären, die durch das jahrelange Liegen in den Käfigen und die Tatsache, dass sie den größten Teil ihrer Fähigkeiten gar nicht mehr brauchten, oft sogar physiologisch nachweisbare Hirnrückbildungen erlitten.
    Vielleicht lag es also an der früheren Dressur, dass sie sich flexibler und dominanter zeigten. Hinzu kam, dass sich Tiere in der Regel zwar ihrer Natur gemäß verhielten, doch in das Individuum konnte keiner hineinsehen. Wer wusste denn schon, was genau in einem Löwen vorging?
    Insofern beruhigte Joel die Tatsache, dass sie jetzt nicht hier waren, nur bedingt. Es wurde ihm zur Gewissheit: Wenn es eine Markierung war, würden sie zurückzukehren, sobald das Licht im Restaurant abgeschaltet war; und womöglich würden sie sich selbst vom Lichtschein nicht mehr abhalten lassen.
    Joel blickte nach oben. Die gesamte Deckenbeleuchtung war an und versetzte das Restaurant in ein weißes Neonlicht.
    Er entdeckte die tote Löwin, bei deren Anblick sich ihm alles zusammenzog.
    Joel erschrak eingedenk der in aller Windeseile angestellten Überlegungen und lief durch die Schneise zu der Löwin. Er wusste, dass sie ein Grund mehr war für die beiden anderen Tiere, hier aufzukreuzen.
    Joel sah hinüber zum Ausgang und kratzte mit dem Daumen vertrocknete Haut von den Lippen. Dann blickte er die Löwin an und sah das Loch in ihrem Kopf.
    Er kniete nieder und streichelte sie. Gott, wie groß sie war! Jetzt, wo er so direkt neben ihr kniete, nahm er ihre Ausmaße richtig wahr. Joel wusste, dass sie zweieinhalb Zentner wog und über zwei Meter lang war. Der Anblick der blau gewordenen Zunge ließ ihn an seine Katzen denken und an Vater.
    Sein Blick schweifte zu Frank hinüber.
    Joel sprang auf, drehte sich um und sah gerade Bronco und Linda ins

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