BLUTIGER FANG (German Edition)
Restaurant eilen.
Linda lief sofort zu Frank. Ihr Gesicht war schneeweiß und Tränen standen in ihren Augen. Es ging ihr sichtlich schlecht. Immer wieder prustete sie, als müsse sie sich gleich übergeben.
Bronco stand neben Linda und Frank und schaute unentwegt zum Ausgang des Restaurants. Der hatte die Hosen gestrichen voll. Leicht zitternd hielt er die Pistole Richtung Ausgang, sodass er nur abzudrücken brauchte, falls es ein Problem geben würde.
Joel ging zu den anderen.
Frank versuchte, etwas zu sagen, doch außer einem unverständlichen Gestammel brachte er nichts hervor. Joel vermeinte, das Wort Gesicht gehört zu haben und eine zugehörige Bedeutung, doch er konnte damit nichts anfangen.
„So sieht bei dir also ein Toter aus?“, sagte er, wobei er Bronco scharf fixierte und seine Augenbrauen hob.
Bronco versetzte ihm einen frostigen Blick.
„Wir müssen ihn unbedingt hier rausschaffen“, sagte Joel, „und zwar schnell!“
„Glaubst du, sie werden zurückkommen?“, sagte Bronco, ohne den Ausgang aus den Augen zu lassen.
Joel betrachtete die Verletzungen Franks, der apathisch dalag und keine Spur von Freude oder Beruhigung deswegen zeigte, dass jemand hier war und sich um ihn kümmerte.
„Sind diese Türen verschlossen?“ Joel hob den Kopf und sah zum Toilettenausgang hinüber.
„Die Pläne hast du studiert, mein Freund“, sagte Bronco. „Verdammt, glaubst du, sie werden zurückkommen?“
„Nein … das Licht“, Joel zeigte mit dem Finger zur Deckenbeleuchtung, ohne den Blick von Frank zu nehmen, „vielleicht auch, wenn wir etwas Lärm machen … sie werden versuchen, Kontakt zu meiden.“
„So, wie sie ihn auch mit Frank vermieden haben?“ In Broncos Ton lag Verachtung. Es klang fast, als gäbe er Joel die Schuld für das, was Frank angetan worden war.
„Was machen wir jetzt?“, sagte Linda. Sie war blass, ihre Stimme klang tonlos und mechanisch.
Joel blickte zu Frank. „Wir haben nicht viel Zeit. Er muss sofort in ein Krankenhaus.“
„Kein Krankenhaus – Arzt ja, Krankenhaus nein“, sagte Bronco und suchte eine Reaktion in Joels Gesicht. „So, wie wir es ausgemacht haben.“
Joel sah plötzlich den Lauf der Pistole von vorn. Ob das nun Zufall oder Absicht war, wusste er nicht. Bronco wirkte jedoch auf beängstigende Weise entschlossen. „Vorhin hast du aber gesagt, wir könnten ihn in ein Krankenhaus schaffen.“
„Das war vorhin, jetzt ist jetzt. Ich habe es mir eben anders überlegt“, sagte Bronco. Er blickte zum Ausgang und richtete auch die Kanone dort hin.
„Was ist denn los?“ Lindas Stimme klang gerade weniger tonlos, eher ängstlich. Ob sie gesehen hatte, dass Bronco die Knarre auf Joel richtete?
Bronco antwortete nicht. Er lächelte sie nur an, nickte auf Joel weisend und schüttelte verneinend den Kopf. Sie spürte wohl, dass ihrem Freund nicht nach Erläuterungen zumute war. Und auch sie selbst hatte angesichts der Übelkeit, der Toten und der drohenden Gefahr den Kopf nicht frei für lange Diskussionen. Deshalb ließ sie es gut sein und beugte sich zu Frank hinunter, von dem sie jedoch immer wieder wegsehen musste.
Bronco sah, dass Kramer, der auch auf eine Antwort gewartet hatte, sich ebenfalls Frank zuwandte. Er selbst stand noch unmittelbar bei ihnen, machte dann aber, von Kramer und Linda unbemerkt, Schritt um Schritt. Er tappte langsam auf den Ausgang zu, wobei sein Blick an etwas haftete, von dem er nicht mehr abließ: dem Lichtkasten.
Der stand offen, und im Verschlussdeckel steckte der Schlüssel.
Kramer blickte plötzlich auf und sah nach ihm. Auf dessen fragenden Blick sagte er: „Ich sichere das Gebiet draußen, dann kann ich rechtzeitig Bescheid geben.“
Kramer sah zu Frank und sagte irgendwas zu Linda, das Bronco nicht genau hören konnte – und ihn auch nicht interessierte.
Er schlich weiter dem Ausgang zu und kam dem Lichtkasten immer näher. Irgendwas zog ihn wie an unsichtbaren Seilen dorthin, unaufhaltsam drängte es ihn weiter und weiter. Es schien ihm, als habe das Unbewusste die Regie über seinen Körper übernommen und regte ihn zu einer Handlung an, deren Sinn ihm selber nicht ganz klar war. Plötzlich stand er am Ausgang beim Lichtkasten. Er blickte zu den anderen: Sie beachteten ihn nicht. Leise zog er – dabei Kramer und Linda weiter beobachtend – den Schlüssel aus dem Deckel und steckte ihn ein. Dann legte er Hand und Unterarm über alle Kippschalter
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