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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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und dem allumgebenden Tod.
     
    Der Pascha rannte mit Linda im Rachen sehr schnell durch die Abteilungen nach hinten, wobei er sie immer noch an der Taille hielt, sodass sie quasi waagrecht über den Boden hinwegschwebte, in der Höhe von etwa einem Meter.
    Es war eine seltsame Perspektive, die eigenartigste, die sie je eingenommen hatte. Alle Dinge zogen seltsam verquer an ihr vorüber. Gemäß der Seitenlage des Kopfes, der im Laufrhythmus des Löwen auf und ab federte, nahm sie alle Gegenstände auch entsprechend wahr.
    Der Löwe lief mit ihr durch die Elektroabteilung und durch jene für Kinderbedarf und Babyartikel.
    Linda blieb bei vollem Bewusstsein, hatte seltsamerweise keine Schmerzen mehr und war irgendwie beseelt. Gelegentlich schlug sie mit den Beinen oder mit dem Kopf an irgendwelche Gegenstände, die der Löwe gerade passierte.
    Sie erlebte all das wie in Zeitlupe und als wäre sie in Watte eingebauscht oder in einem wohligen Schaumbad.
    In der Elektroabteilung schlug ihr Kopf plötzlich derart hart gegen ein unnachgiebiges TV-Gerät, dass sie drohte ohnmächtig zu werden, und für einen Moment senkte sich auch ein schwarzer Vorhang vor ihren Augen herunter. Doch er blieb nicht unten, sondern schob sich wieder nach oben, um den Blick freizugeben auf die Bühne.
    Leider!
    Leider wurde sie nicht bewusstlos. Sie hätte es sich gewünscht, denn plötzlich hatte sie doch die Empfindung von Schmerzen, wenn auch nur leichter, so seltsam pulsierender. Sie blieb wach, erlebte alles blitzschnell und fiel dann ebenso unvermittelt in die Empfindung eines Zeitlupentempos zurück.
    Sie sah ihre Arme zappeln und fuchteln, aber es half alles nichts. Der Biss des Löwenrachens war zu fest. Beine und Füße zappelten und rissen immer wieder Gegenstände von den Regalen, die laut und scheppernd auf den Boden fielen. Wie schön war dieser Klang! So heimelig und geborgen! Es erinnerte sie an zu Hause, wenn Mutter die Küche aufräumte … Ach! Mutter! Wärst du doch hier!
    Plötzlich war sie ganz da.
    Und unter all das Entsetzen, die Schmerzen und die Angst, die sie erfasst hatte, mischte sich ein zusätzlicher Schrecken: Der Löwe stürmte auf zwei Regale zu, die zu eng beieinander standen, als dass sie der Länge nach hätte durchpassen können. Instinktiv fühlte sie in der kurzen Zeit, die ihr für diese Überlegung noch blieb, dass das nicht gut gehen würde.
    Doch der Pascha, der den Weg nur seinen Maßen entsprechend nahm, hetzte unverhohlen darauf zu. Sie versuchte so gut es ging, die Arme vor den Kopf zu nehmen und sich wenigstens ein bisschen zu schützen. Jedenfalls kam es ihr so vor, dass sie das tat. Oder dachte sie das nur und träumte? Sie wusste es nicht – und schloss die Augen.
    Plötzlich spürte Linda, wie Kopf und Brust einerseits, Unterschenkel und Füße andererseits, mit voller Wucht gegen die Regale stießen, die vom Gewicht und vom Tempo des Löwen offenbar umgerissen wurden – so laut klang es jedenfalls.
    Linda schrie auf vor Schmerzen.
    Sie spürte, wie es in ihren Beinen knackte. Irgendwas zerbrach da oder renkte sich aus. Auch gegen ihren Kopf schlug etwas mit aller Gewalt und sie fühlte, wie sich ihre Stirn schnell befeuchtete, als hätte ihr jemand ein nasses Tuch darauf gelegt. Sie riss ihre Augen auf und sah das Ende des Gangs auf sich zukommen.
    Die Regale standen noch.
    Der Löwe ließ sich von all dem nicht beeindrucken. Wie ein Eisbrecher durch die Schollen, zwängte er sie und sich durch die enge Regalgasse und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Er tippelte im Laufschritt vollends hindurch und kam ganz hinten auf der freien Fläche vor der Hauswand an.
    Linda sah eine Notausgangsbeleuchtung und verschiedene Türen. Sie erkannte den Ausgang zu den Waschräumen, Babywickelräumen und den Durchgang zum Treppenhaus. Wie tröstlich sahen diese Dinge jetzt doch aus, die sie in den letzten Tagen so oft besucht hatte!
    Unvermittelt ließ der Pascha sie fallen und sie schlug hart auf dem Boden auf. Der Löwe rannte einmal um sie herum und wollte ihr offenbar ins Gesicht beißen. Doch dann ließ er plötzlich ab und brüllte fürchterlich.
    Linda sah die Löwin wie aus dem Nichts auftauchen.
    Der Pascha wandte sich ihr zu.
    Die Löwin, jetzt etwas forscher als vorhin im Restaurant, fauchte ihn böse an.
    Der Pascha ging auf sie los und im Nu waren die Löwen in einen heftigen Kampf verwickelt, dessen Donnerknurren sogar die Hauswände zum Zittern zu bringen schien.
    Linda nutzte die

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