BLUTIGER FANG (German Edition)
klangen noch in ihm nach, als er sich erhob. „Wo ist Linda?“
„Sie wartet auf mich in einem sicheren Versteck.“
Joel hörte an Broncos Ton, dass er richtig sauer war. Aber nicht nur das. Sein Ton hatte die Beimischung von etwas sehr Bösem, allzu Entschlossenem – aber auch entsetzlich Ernüchtertem, Geschlagenem.
„Geh ein paar Schritte zurück.“
Joel gehorchte.
Bronco näherte sich der Armbrust und der Pistole. Ohne Joel aus den Augen zu lassen, schob er beide Waffen mit dem Fuß in Richtung der Schränke zur Seite. Dann legte er langsam und bedächtig die eigene Knarre auf den Boden.
Joel wusste, was das zu bedeuten hatte.
Kaum lag die Waffe auf dem Boden, kam Bronco mit energischen Schritten auf ihn zu und langte ihm dermaßen eine, dass er hinfiel.
Joel wollte aufstehen, doch Bronco schlug gleich noch mal zu. Er haute ihm mit einem Wangenschlag die Brille von der Nase und zögerte keinen Augenblick, darauf zu treten. In dieser Stille überlaut krachend gab das Glas nach.
„Na du kleine Blindschleiche, gefällt dir das?“ Bronco schlug abermals zu.
Blut lief aus Joels Nase und befeuchtete seine Lippen.
Plötzlich schlug Joel zurück, doch der Schlag ging ins Leere.
Bronco hatte nicht die geringste Mühe, den saftlosen Schlägen auszuweichen.
Bronco begann offenbar, die Hilflosigkeit Joels belustigend zu finden. „Komm … komm, hier bin ich“, sagte er, während er wie ein Boxer von einem Fuß auf den anderen hüpfte. Dann hielt er ihm eine Wange hin und wartete, bis Joel ausholte.
Joel tat das auch, traf aber nicht ein einziges Mal.
Da langte Bronco erneut zu. Mit der Virtuosität seiner Kampfkunst steigerte er die Schläge gezielt und gekonnt von der Harmlosigkeit sanfter Backpfeifen bis hin zu empfindlich verletzenden Schlägen, deren einer gerade voll im Gesicht Joels landete, wodurch er ein Gefühl bekam, als ob sich seine Schneidezähne gelockert hätten.
Joel bekam Schläge auch auf die Augen, die mächtig zu brennen begannen.
Zum Glück pausierte Bronco mit dem Austeilen und befahl ihm, anzugreifen.
Doch Joel wollte und konnte nicht mehr.
Schon jetzt, nach dem kurzen Schlagabtausch, war er hin und alle. Bronco hatte ihn böse erwischt und jetzt hockte er auf dem Boden und wischte sich das Blut von den Augen. Joel sah nur noch verschwommen und blickte durch einen Film aus Tränen und Blut in die dunkle und jetzt auch noch unscharfe Umgebung. Die Brille, verdammt, er bräuchte seine Brille!
Er wischte sich mit dem Unterarm zitternd die Stirn ab und bald spürte er das ganze Gesicht bedeckt mit einer Mischung aus Schweiß, Tränen und Blut.
Joel saß auf dem Boden und keuchte. Er bemühte sich, nicht zu schluchzen und blickte Bronco nicht an.
Plötzlich hörte Joel ihn sagen: „Typisch Schlappschwanz, nach ein paar Schlägen geht der schon in die Knie. Los, steh auf!“
Doch völlig unvermittelt hielt Bronco inne.
Er ging dorthin zurück, wo die Knarre lag und hob sie auf. Die Armbrust und die Pistole Joels ließ er bei den Schränken liegen. Er wusste, Joel könnte beide nicht erreichen, und ihm selbst würde seine Knarre genügen.
Er kam zurück und funkelte Joel böse an.
Joel saß noch immer auf dem Boden, keuchte und befühlte seine Wunden.
„Hm, Kramer, ich glaub, ich hab was Besseres für dich als einfach Haue. Heute ist Wahltag: Tod durch Erschießen oder Tod durch die Löwen.“ Sein Stimmklang war über die Maßen hämisch und hatte irgendwie auch etwas Irres. „Na, kommt uns das nicht bekannt vor?“
„Du kannst mich nicht erschießen“, flüsterte Joel. Er merkte jetzt, wo er gesprochen hatte, dass er offenbar nicht mehr richtig atmen konnte, und hatte Schmerzen in der Brust, vor allem beim Einatmen.
„So, und warum nicht?“
Joel atmete so gut es ging durch und sagte, wobei er blinzelnd zu Bronco aufsah: „Wenn du mich erschießt, wird es auf jeden Fall wie Mord aussehen.“
Joel keuchte.
Bronco hielt die Waffe auf ihn gerichtet.
„Wenn du mich den Löwen überlässt, wird es wie ein Unfall aussehen.“
Joel wischte sich blutigen Schweiß von der Stirn. Dann rieb er sich mit einem Finger die Augen. „Keiner … keiner von den Toten hier ist erschossen worden, alle wurden Opfer der Löwen.“ Wieder holte Joel Luft.
Bronco verharrte.
„Erschießt du mich, wird das eine Sache der Mordkommission, und dann kriegen sie dich. Töten mich die Löwen, wird es ein Fall für die Versicherungen. Dann sind
Weitere Kostenlose Bücher