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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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geschleudert. Nicht einmal das Display leuchtete. Es schien, als stimmte etwas mit der Energieversorgung nicht mehr.
    Joel blickte zu Linda und wurde nachdenklich. Sie schaute auf den Boden und kauerte reglos. „Komm, lass uns abhauen.“    
    „Du erzählst doch Märchen“, sagte sie. „Bronco hat nicht versucht, uns an diese mordgierigen Viecher auszuliefern. Du spinnst doch! Warum sollte er das tun?“    
    „Es ist aber so“, sagte Joel und versuchte, ihr klarzumachen, dass es besser sei, so schnell wie möglich zu verschwinden, denn je länger sie hier wären, desto größer würde die Gefahr, dass auch sie es noch mit den Löwen zu tun bekämen.
    „Und was ist das?“ Sie zeigte auf die beiden Pistolen neben Joel. „Bronco hätte sie dir nie freiwillig gegeben. Du hast ihn bedroht und versucht, ihm deinen Willen aufzuzwingen – nicht er dich.Und dabei hast du ihm was angetan, so war’s doch, stimmt’s?“ Sie fixierte die Armbrust, die auf der anderen Seite neben Joel lag.
    „Du weißt genau“, sagte Joel, „wie Bronco drauf ist. Und du weißt auch, dass ich unbewaffnet chancenlos gegen ihn bin. Und du kannst mir glauben, Linda, mir ist das alles kein …“   Ihr Blick veränderte sich, und ihre Augen schienen etwas klarer zu werden.   
    „Während du hier rumsitzt“, sagte sie und erhob sich, „und mir lange Reden hältst, ist mein Freund da draußen – und die Löwen … die Löwen auch.“ Ihre Miene hellte sich auf, als wäre sie auf den für sie entscheidenden Gedanken gekommen. „Ich wette, umgekehrt wird ein Schuh draus: Du hast Licht gemacht, damit die Löwen abhauen und ihn da draußen bedrohen.“ Linda zeigte mit zittriger Hand zum Ausgang.
    Joel schüttelte den Kopf. Er hatte vorhin doch die ganze Zeit mit ihr bei Frank gesessen, solange der noch gelebt hatte. Sie schien vollkommen und offenbar endgültig einen an die Waffel bekommen zu haben. Da waren selbst die Götter machtlos!
    „Gib mir die Pistolen und lass mich gehen.“ Ihre Stimme klang seltsam kalt. So, als würde sie das alles nichts mehr angehen.    
    „Nein.“    
    „Mach du, was du willst, und lass mich machen, was ich will.“     
    „Nein, Linda, geh nicht. Auf Bronco ist kein Verlass. Auch dich hat er vorhin sitzen lassen. Was glaubst du, warum der das Licht ausgemacht hat? Das war unnötig, wenn er nur rauswollte.“   
    „Gib mir eine Waffe oder verlangst du von mir, dass ich so gehe? Ich will zu Bronco. Was du machst, ist mir egal.“    
    Joel begriff, dass es keinen Sinn hatte. Trotz all des Entsetzens, das sie erlebt hatte, und trotz oder wegen des Schocks sah sie offenbar nur, was sie sehen wollte.
    Abermals standen Herz und Hirn gegeneinander. Wieder hatte das Hirn kläglich verloren, war der Unterlegene in einem Kampf, bei dem es sogar ums Überleben ging. Linda hatte immer nur ihn im Kopf – ihn, ihn, ihn! Verdammt noch mal! Gab es denn nichts anderes?
    Es gab nichts anderes.
    Vermutlich hätte Bronco sie mit einem Hackmesser in tausend Stücke versäbeln können, sie hätte auch das noch toll gefunden. Es war zum Kotzen. Von Bronco hätte sie noch jeden Schaden mit Handkuss angenommen – von Joel war ihr schon die geringste Zuwendung, der leiseste, auch nur objektivste Rat oder die kleinste Hilfe nicht nur gleichgültig, sondern lästig oder sogar zuwider. Dieses Mädchen wollte gegen sein besseres Wissen da raus – und was sie dazu antrieb, war offenbar stärker als die Furcht vor den Löwen.
    Weil er nicht wollte, dass sie unbewaffnet davonlief, gab er ihr eine der Pistolen und erklärte ihr kurz die Handhabung. Dann ging sie schweigend und ohne sich noch einmal umzuwenden durch die Flügeltüren, hielt die Waffe vor sich und schlich merkwürdig festen Schrittes auf den Ausgang zu.
    Joel stand auf, blieb hinter der Bar zurück und sah ihr nach.
    Er dachte daran, wie sie argumentiert hatte. Was in aller Welt war das für eine Kraft, die sogar Sinneswahrnehmungen so überwuchern und verzerren konnte? War es dieses Phänomen, das so oft mit den Worten umschrieben wird: Liebe macht blind?
    Abermals fühlte er sich auf diese eigentümliche, seltsame Art ausgeschlossen, wieder spürte er, dass zwischen den anderen etwas ablief, an dem er nicht teilhatte.
    Joel schüttelte den Kopf darüber, dass er selbst jetzt, in dieser Situation, ausgeschlossen wurde. Niemand legte Wert auf das, was er sagte. Und das, obwohl er den ganzen Abend mit allen Vermutungen richtig gelegen, alles

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