BLUTIGER FANG (German Edition)
Richtung äugte, hinüber zu den Überresten Franks und hob in lähmender Anspannung und mit zitternden Händen die Armbrust aus dem Blut. Dann zog er einen Pfeil aus dem Lederriemen, lud die Waffe so lautlos wie möglich und legte an.
Die Löwin hatte ihn noch nicht gesehen und lag ahnungslos bei Bronco, der halb aufgerichtet gerade Blut ausspuckte.
Joel kniff ein Auge zusammen, zielte so gut es ging und – drückte ab!
Der Pfeil durchbohrte ihren Schädel. Heiser fauchte sie auf, riss den Kopf hoch, griff noch mit der Tatze danach und brach in sich zusammen.
Bronco fuhr erschrocken auf und sah zu Joel herüber.
Joel wartete noch und lief hinaus zum Ort des Schreckens.
Sein Blick galt Bronco, den die Löwin selbst mit diesen halbherzigen Angriffen übel zugerichtet hatte. Er war erneut bewusstlos. Joel setzte sich neben ihn.
Jetzt, wo auch Bronco so dalag, wurde ihm das Ausmaß der Tragödie bewusst, die sie durch den Einbruch ausgelöst hatten. Alle waren sie tot! Die beiden Wachmänner, der fremde Einbrecher, Frank und jetzt lag auch Bronco schwer verletzt am Boden. Und … und was war mit Linda? – Mein Gott, Linda!
Joel schaute auf.
Er äugte hinaus in die Dunkelheit außerhalb des Lichtkegels, in dem jetzt neben der Leiche des Wächters auch Bronco lag sowie die tote Löwin.
Linda!
War sie noch am Leben? Aber warum war alles so ruhig? Wo war sie?
Joel hoffte insgeheim, dass sie abgehauen war. Doch war ihm klar, dass Bronco sie nicht einfach hätte gehen lassen. Denn auch sie musste er doch längst als Sicherheitsrisiko eingestuft haben.
Doch wenn sie noch im Kaufhaus war, wo war sie dann jetzt ?
Und wo war der Pascha?
Die Abwesenheit beider zugleich missfiel ihm und mit Unbehagen verspürte Joel, dass er neben Bronco der einzige noch lebende Mensch hier sein könnte.
Joel mühte sich hoch und nahm die Armbrust in die Hand. Er war entschlossen, herauszufinden, ob Linda noch lebte und ob sie noch hier war. Falls ja, musste er ihr helfen und dann dafür sorgen, dass Bronco geholfen wurde.
Als sein Blick auf die Pistole fiel, mit der Bronco ihn hatte erschießen wollen, kam ihm die geladene Waffe in den Sinn. Er eilte zu den Holzschränken, hob sie auf und steckte sie hinten in die Hosentasche, weil wegen der Pfeile kein Platz mehr im Lederriemen war. Dabei gewahrte er, dass er immer noch den Schlüsselbund hatte. Er sah hinüber zu den Büros der Kaufhausleitung. Blitzschnell durchfuhr ihn der Impuls, die Polizei zu rufen. Er riss den Bund aus der Hosentasche und fingerte durch die zahlreichen Schlüssel.
Nein! Das würde jetzt zu lange dauern. Erst musste er Linda finden, und zwar so schnell wie möglich. Dann könnte er weitersehen.
Er steckte den Schlüsselbund in die andere Hosentasche.
Dann lud und spannte Joel die Armbrust und sah hinaus in die Kaufabteilung. Irgendwie ahnte er, dass die Hoffnung trügerisch war, Linda lebend zu finden. Aber er musste es versuchen, denn er hatte keine Gewissheit. Dass er dabei das eigene Leben riskierte, war ihm nicht nur klar – er spürte es auch am ganzen Leib, der wie eine Mahnung auf ihn einwirkte und allmählich bleischwer wurde.
35
Joel verharrte im Lichtkegel vor dem Restaurant beim Anblick der toten Löwin und hielt die Armbrust in seiner Hand.
Er würde auch den Pascha mit einem Schuss erledigen müssen, sonst wäre es schlecht um ihn bestellt. Und dafür zog er die Armbrust der Knarre bei Weitem vor.
Joel trat seitlich aus dem Lichtkegel, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, die jetzt, wo er seine Brille nicht mehr hatte, noch schlechter sahen als ohnehin schon. Außerdem hatten sie durch die Schläge Broncos erheblich gelitten. Das linke Auge schien mittlerweile zugeschwollen zu sein.
Bei den großen Schränken atmete er noch einmal tief durch und schlich los.
Linda war in die hinteren Abteilungen gegangen und da vermutete er sie jetzt auch irgendwo.
Mit der äußersten Gespanntheit aller Sinne setzte Joel Fuß um Fuß.
Er bewegte sich rechts an den Rolltreppen vorbei und kam bald zur Spielwarenabteilung, wo er seinen Schritt weiter verlangsamte. Immer wieder blieb er stehen, horchte und zitterte dabei ein wenig. Irgendwo hier war der Pascha und könnte hinter dem nächsten Regal hervorbrechen.
Joel blieb stehen.
Eiskalter Schweiß benetzte seine Stirn und Joel hatte große Mühe, einigermaßen etwas zu erkennen. Dann ging er weiter, schlich in Etappen vorwärts, von Regal zu Regal, blieb stehen, horchte und
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