Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
Vom Netzwerk:
getötet. So einfach war das.
    Seine Fäuste entspannten sich.
    Joel legte die Hände auf die Knie und lauschte nach draußen.
    Nichts, alles still.
    Er wollte wissen, wie spät es war, konnte aber in der Dunkelheit die Uhr nicht erkennen und seine Augen schwollen immer weiter zu.
    Nein, Schuld trugen die Löwen nicht an dem, was hier vorgefallen war. Wenn es eine Schuld gab, die zuzuweisen war, lag sie bei ihnen, den Menschen, oder, um genau zu sein: bei ihm selbst! Er hätte den hirnrissigen Vorschlag, hier einzubrechen, nie bringen dürfen. Wenn er an die Motive dachte, warum er das letztlich gewollt und dann auch getan hatte, schüttelte er den Kopf. Was hatte er nun damit erreicht?
    Abermals hielt Joel inne. Alles Denken half jetzt nichts und in einem gewissen Sinne war es dafür auch zu spät. Er würde da rausgehen und nach Bronco sehen müssen, und zwar gleich. Ihm zu helfen, war das einzige Gebot, alles andere spielte im Moment keine Rolle.
    Auch wenn er dabei sein Leben aufs Spiel setzte: Er musste raus und demjenigen helfen, den er neben seinem Vater am meisten hasste.
    Lange genug hatte er sich vor diesem einfachen Gedanken gedrückt, und was hätte er nicht alles gegeben, um nicht helfen zu müssen, gerade jetzt, wo draußen der Schatten des Paschas über die Wände huschte und von einer Sekunde auf die andere todbringendes Fleisch und Blut werden konnte.   
     
    Unter der größten Anspannung aller Sinne, die Joel jemals empfunden hatte, zwang er sich, zu handeln.
    Leise öffnete er die obere Verriegelung der Innenseite, dann die untere.
    Noch war die Tür zu.
    Das Schlossscharnier, an dem er sie vorhin zugezogen hatte, hielt er verkrampft fest, während er es entriegelte, und zog dabei die Tür mit aller Kraft nach innen. Die Hand schmerzte von der Kraft der Anspannung und er spürte sein Blut in den Ohren pulsieren.
    Jetzt waren alle Riegelschlösser offen. Er lockerte den Griff am Scharnier und schob die rechte Flügeltür langsam auf. Zu seinem Entsetzen ging das nicht ganz lautlos vor sich, denn die schwere Holztür knarrte leise in ihrer Verankerung.
    Joel zog sie gleich wieder zu.
    Er lauschte.
    Nichts passierte.
    Der Pascha hätte die Tür wohl angesprungen, wenn er noch vor dem Schrank gewesen wäre. Deshalb startete Joel einen zweiten Versuch und schob die Tür etwas auf. Da es die rechte Tür war, konnte er durch den engen Spalt nach links äugen. Er blinzelte in den Lichtkegel, der aus dem Restaurant fiel. Dort drüben lag unweit der Leiche des Wächters Bronco auf dem Rücken und rührte sich nicht. Lebte er noch?
    Joel gruselte es bei dem Gedanken, dass hier überall grässlich verstümmelte Leichen herumlagen, und er jetzt hinaus musste.
    Es blieb ruhig.
    Joel schob die Tür noch ein wenig auf.
    Der Spalt weitete sich und mit ihm die Sichtperspektive. Er sah jetzt auch die Rolltreppen am Ende des Lichtkegels, hinter dem eine bedrohliche Nachtschwärze wie eine undurchdringliche Mauer stand, die höchsten Umrisse erahnen ließ.
    Joel zögerte.
    Was war, wenn der Pascha sehr weit rechts vor dem Schrank lag, sodass er ihn nicht sehen konnte, selbst wenn er die Tür fast ganz aufmachte? Gottverdammt auch, das war ein unüberwindbares Restrisiko. Er beruhigte sich. Den schüchternen Versuch, die Tür zu öffnen, hätte der Löwe längst bemerkt, und dass er es speziell auf ihn abgesehen hätte im Sinne eines Jagdopfers, hielt Joel für unwahrscheinlich.
    Er gaffte weiter.
    Sein Blick wanderte den Lichtkegel entlang, hin und her, von der Seite des Restaurants, dessen Eingang aus dieser Position nicht zu sehen war, bis hin zu den Rolltreppen. Hinter dem Lichtkegel hoben sich kaum sichtbar die Umrisse der Gegenstände wie Schemen ab. Schaute er über den Rolltreppenabgang hinweg, der von hier aus wie eine künstliche Schlucht wirkte, vermeinte er, das Weiße der Waschmaschinen und Kühlschränke zu erkennen.
    Dann traute er sich, die Tür noch einige Zentimeter aufzuschieben.
    Nichts.
    Mit einem Mal streckte er den Kopf hinaus und prüfte, ob sich hinter der Tür etwas verbarg, und schob sie dann noch weiter auf. Er streckte den Kopf nun so weit hinaus, dass er sogar hinübersehen konnte zum Chefbüro, dessen Tür still, dunkel und vor allem abgeschlossen den Spielfeldrand markierte, auf dem er zu agieren hatte.
    Der Pascha war verschwunden. Er lag weder auf der freien Fläche vor den Schränken, noch war er innerhalb des Lichtkegels vor dem Restaurant, wo die Leiche des Wächters, die tote

Weitere Kostenlose Bücher