BLUTIGER FANG (German Edition)
hin und her.
Bronco stand noch immer am Eingang und musterte den ganzen Raum. Hinter ihm, wie ein Bodyguard, Frank, der noch halb draußen war, und neben ihm Linda, die Schöne, die Prinzessin, die Hoheit!
Bronco machte ein paar Schritte nach vorn und sofort bildete sich ein Durchgang. Frank und Linda folgten Bronco. Die drei schoben sich wie ein Keil durch die Menge.
Bronco blickte zur Bar herüber.
Joel stieg eine Hitze ins Gesicht und er wagte kaum, den Blick Broncos zu erwidern, der ihn kurz traf.
Bronco hob den rechten Arm, kreiste mit dem Zeigefinger in der Luft. Die Musik wurde wieder lauter. Auch das Stimmengewirr kehrte zurück.
Joel fühlte sich schrumpfen, als er sah, dass Bronco und seine Gefolgschaft in aller Gemütsruhe auf die Bar zuhielten.
Bronco hieß eigentlich Robert Paolo. Er verfügte über Bärenkräfte, die er in einem Fitnessstudio entsprechend pflegte. Ohne in Pumpermanier aufgeblasen zu sein, war er erstklassig durchtrainiert, hatte große, breite Schultern und war hochgewachsen. Trotz der bestimmt 80 Kilo, die sich athletisch verteilten, war an diesem Körper kein Gramm Fett. Darüber hinaus galt er als ausgezeichneter Kampfsportler, der Kung Fu beherrschte, was ihm einmal ein halbes Jahr Jugendknast beschert hatte.
Aber nicht nur sein Körper, auch sein Gesicht und die Erscheinung insgesamt hatten etwas Imposantes. Die dunklen Augen lagen in einem gleichmäßigen, ganzjährig gebräunten Gesicht. Die schwarzen, nach hinten gestylten Haare glänzten und verliehen ihm etwas von einem Latinlover.
Gekleidet war er allerdings wie ein Prolet. Jedes Mal, wenn Joel ihn sah, lief er in einer schwarzen Jogginghose und weißen Turnschuhen herum und trug ein eng anliegendes T-Shirt, über das er eine grüne Armeejacke gezogen hatte.
Der andere Typ, Frank, hieß mit Nachnamen Benjamin. Er war meistens dort, wo auch Bronco war. Frank war ebenfalls Kampfsportler und Bodybuilder, auch er gut aussehend, ohne jedoch die gleiche Ausstrahlung zu haben wie Bronco. Frank hatte hellblonde Haare, große wasserblaue Augen, einen hervorstehenden Adamsapfel sowie einen Dreitagebart. Auch er kam meist in Jogginghosen und Turnschuhen an, trug aber über dem T-Shirt eine schwere Lederjacke.
Joel verspürte eine verstärkte Hitze im Gesicht sowie einen flauen Druck im Bauch, denn Bronco, Frank und Linda standen jetzt direkt bei ihm an der Bar.
Himmel! Es war kein Hocker mehr frei! Was konnte er bloß tun? Sollte er einfach aufstehen und so tun, als würde er zufällig gehen?
Es war zu spät, um noch irgendetwas zu machen, denn Bronco fixierte ihn schon und winkte spärlich mit der Hand, so wie man einem gut dressierten Hund winkt, dass er in den Zwinger gehen soll.
Joel stand sofort auf, stellte das Glas ab und wandte sich zum Gehen, ohne Bronco anzusehen. Gott sei Dank! Gut, gut! Ja, bloß schnell weg! Joel beeilte sich, Land zu gewinnen.
Plötzlich spürte er einen harten Griff am Arm. Dann hörte er Broncos Stimme irgendetwas brüllen.
Joel blickte ihn von unten her an und zog seine Schultern hoch.
Anstatt das Geschrei zu wiederholen, drehte sich Bronco zu dem Mädchen an der Bar um und deutete mit dem Zeigefinger auf die Lautsprecherboxen.
Augenblicklich wurde die Musik abgestellt.
Viele der Anwesenden schauten auf, wunderten sich einen Moment und kehrten zu ihren Unterhaltungen zurück. Sie sahen, dass Bronco an der Bar war.
Joel schluckte.
Bronco wandte sich ihm zu.
Joel spürte, dass der Griff am Arm noch fester wurde.
„Kramer, ich suche Eddie und Theo! Hast du die beiden gesehen?“
„Nö, ich … ich glaube nicht.“ Joel schluckte erneut, obwohl sein Mund ganz trocken war. Seine Stimme kam ihm wie ein Hauchen vor, trotzdem er versucht hatte, möglichst normal zu klingen.
„Ich habe dich nicht nach deiner Religion gefragt, du Blödmann. Also, hast du die beiden nun gesehen oder nicht?“
„Nö, nicht.“
„Nöööö, niiiicht!“, sagte Frank, der sich in der Rolle des Nachahmers wohl cool vorkam.
Joel blickte in das müde lächelnde Gesicht Broncos, der ihm mit der Hand auf die Wange patschte. „Ach Kramer … Kramer.“
Joel spürte, wie sich der Griff am Arm lockerte. Das Interesse Broncos an ihm ließ anscheinend nach. Gott sei Dank! Er schickte sich an zu gehen. Dann hörte er doch wieder Broncos Stimme.
„Was machst du eigentlich hier? Warum bist du aus deinem Loch gekrochen und wagst es, dich hier blicken zu lassen, hm?“
„Ja,
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