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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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hätte, dass es Probleme gegeben hatte. Und gerade dieses Sonderbare, das bei der Sache mitschwang, beunruhigte Joel. Er verspürte zum ersten Mal, seit sie hier waren, Angst. Ihn interessierte nicht das Geld und auch nicht der Schmuck. Er dachte nicht einmal mehr an Vater. Er fühlte nur eine Beklemmung und die Sorge um Frank. „Lass uns nach oben gehen“, sagte er, „nur dort finden wir raus, was los ist.“    
    Sie schlichen zu den Rolltreppen zurück.
    Unterwegs spürte Joel ganz deutlich, dass Bronco andere Motive hegte. Und er fühlte auch, dass Linda ebenso die ihren hatte.  
     
    Oskar Ringer hatte eine Entscheidung getroffen. Er steckte die eingeschaltete Taschenlampe in den Gurt, packte den Jungen an den Beinen, sein rechtes war ganz feucht, und schleppte ihn ins Restaurant.
    Selbst im Dunkeln sah er auf dem beigefarbenen Boden die Blutspur, die der Junge hinterließ. Er zog ihn etwa bis zur Hälfte hinein und ließ ihn in der Nähe des Bufetts liegen.
     
    Dass er seit dem Eintritt ins Restaurant von drei Augenpaaren scharf observiert worden war, ahnte Ringer nicht. Er sah die Löwen nicht, die praktisch unsichtbar in der Ecke verharrten und ihn keinen Moment unbeobachtet ließen. Der Pascha war drauf und dran, den Sprung zu machen, zögerte aber im letzten Moment, weil Ringer nicht noch weiter hereinkam und sie auch nicht bemerkt zu haben schien.
     
    Ringer richtete sich auf, nahm die Taschenlampe aus dem Gurt und leuchtete damit im Restaurant umher.
    War hier vielleicht die Antwort auf die Frage zu finden, was mit dem Jungen geschehen war? Kaum hatte er sie gedacht, wünschte er schon, die Frage nie gestellt zu haben. Wie eingefroren verharrte der Strahl der Lampe in der Ecke links vom Terrassenausgang und Ringer merkte, wie sich sein Mund in Ungläubigkeit öffnete. Er kniff die Augen mehrmals zusammen und glaubte zunächst, der Suff sei schuld oder er träume. Doch es war nicht der Suff und auch kein Traum; es war schlicht zu spät! Hell aufleuchtende Augen fixierten ihn! Ein eiskalter Hauch ging von ihnen aus.
    Wie auf Kommando stürzten die Löwen los. Die Wucht des Ansturms und das Gewicht ihrer Körper rissen Tische und Stühle um, und so kamen sie auf dem direkten Weg zu ihm.
    Ringer hielt wie gelähmt die Lampe auf sie gerichtet. Er sah noch einmal die gelb aufglühenden Augen im Strahl der Lampe, die geöffneten Rachen, sah, wie sie näher kamen und dabei unglaublich groß wurden.
    Er kam nicht einmal mehr auf die Idee, die Waffe zu ziehen.  
     
    Die Löwin, die als Erste bei ihm war, riss den schweren, stämmigen Mann um wie eine Pappfigur. Sie verbiss sich durch die quietschende Nikolausmaske hindurch in das Gesicht und hielt mit dem Maul Ringers Mund umschlossen, ganz in der Art, wie Löwen in freier Wildbahn versuchen, Gnus dadurch zu ersticken, dass sie ihnen Maul und Nüstern zuhalten. Doch im Vergleich dazu war Ringers Kopf weich wie eine Torte.
     
    Ringer konnte nicht mehr atmen. Er spürte den Druck der Kiefer in der unteren Gesichtshälfte und die extreme Adrenalinausschüttung, die ihm alles wie in Zeitlupe erscheinen ließ, obwohl es rasend schnell passieren musste. Auch fühlte er keinen Schmerz. Er war irgendwie nicht da. Das Einzige, was er merkte, war, dass er keine Luft mehr bekam und dass ihm die Sinne schwanden. Er sah noch den Pascha auf sich zurennen, dessen Kopf hinter der Löwin verschwand, die ihn zu erwürgen schien und sein Gesicht zerquetschte. Der Kraft des Löwenkiefers hatte sein fetter Schädel nichts entgegenzusetzen.
    Kaum sah er den Kopf des Paschas nicht mehr, verspürte er mit einem Mal doch einen intensiven Schmerz. Der Löwe hob das Haupt, und Ringer ahnte, woher der Schmerz rührte.
     
    Der Pascha hielt Ringers rechte Wade im Maul und riss sie so heftig nach oben, dass sein Knie nach vorn abknickte, wobei es mehr als den rechten Winkel einnahm. Er hielt seine Pranke auf dem Oberschenkel Ringers und presste ihn mit einer Kraft auf den Boden, als würde eine Dampflok darauf stehen.
    In seinem Bein knackte es erneut.
    Der Pascha riss die Wade vollends nach oben.
    Ringer wollte vor Schmerzen schreien, konnte aber nicht.
    Die andere Löwin hatte sich in seine Hüfte verbissen und arbeitete sich zum Bauch vor.
    Plötzlich hörte Ringer nichts mehr. Es war alles so leise auf einmal.
    Die Löwin, die seine untere Gesichtshälfte noch immer im Maul hielt, zerrte den Kopf hin und her und Ringer spürte, wie sein Hinterhaupt auf dem glitschigen Boden

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