BLUTIGER FANG (German Edition)
euch, des Rätsels Lösung liegt dort drüben im Restaurant.“
Bronco und Linda sahen sich an.
Linda rieb sich die nackten Oberarme, als fröstele sie.
Joel schlug vor, sich zunächst einmal etwas im 1. Stock umzusehen und sich dann dem Restaurant zuzuwenden.
Doch mit einem Schlag wurde ihm klar, warum er diesen abstrusen Vorschlag gemacht hatte, wo er doch das Gefühl hatte, die Lösung liege im Restaurant: Er hatte Angst. Er hatte schlicht und ergreifend Angst, dort hinzugehen.
19
Bronco kannte nur ein Ziel. Er schlich an den Rolltreppen vorüber und an den Regalen der Spielwarenabteilung entlang weiter durch die Computerabteilung nach hinten, wo die Schmuckabteilung war. Sollten die anderen doch herausfinden, was aus Frank und dem Fettsack geworden war. Er hatte anderes im Sinn und musste lächeln, als er die Auslagen im Schein seiner Taschenlampe betrachtete. Dann führte er einen gekonnten Ellenbogenschlag gegen eine der Vitrinenscheiben aus, die jedoch standhielt. Er schlug nochmals gegen die Scheibe, doch sie blieb unerbittlich.
Bronco sah ein, dass er so nicht weiterkommen würde und blickte um sich. Hier oben in den Abteilungen gab es keine Werkzeuge, mit denen er die Vitrinen hätte öffnen können. Das Büro des Pförtners war verschlossen und Frank hatte den Schlüssel. So blieb nur die Sportabteilung im Erdgeschoss, wo es Jagd- und Sportwaffen gab und sicher auch eine Axt zu finden wäre. Doch da konnte er jetzt kaum hingehen, ohne bei den anderen Verdacht zu wecken und seine eigentliche Absicht zu verraten. Er fluchte still in sich hinein und machte sich auf den Rückweg.
Bronco schlich durch die Abteilungen zurück und an den Regalen der Spielwaren vorbei.
Plötzlich hörte er einen leisen Pfiff aus einem der Quergänge.
Linda und Kramer saßen zwischen zwei Regalen, wo sich eine Reihe von Modellautos, Fliegern, Zügen und allem möglichem Kinderzeug stapelte.
Bronco stoppte, ging in den Quergang und setzte sich zu den beiden. „Keine Spur“, sagte er und lehnte an das Regal hinter ihm.
Linda blickte zu Kramer.
„Wir haben ihn auch nirgends gefunden“, sagte Kramer, „und der Alte scheint ebenfalls weg zu sein.“ Er machte eine Pause. „Ich glaube, Frank ist im Restaurant.“
„Wieso bist du da so sicher?“, sagte Bronco und richtete sich dabei etwas auf.
„Linda und ich sind eben noch in die Nähe des Eingangs gestiefelt und haben den Bereich mit Taschenlampen abgeleuchtet. Da zieht sich eine Blutspur rein.“
„Wie bitte?“
„Ja, wir sind sicher, dass Frank im Restaurant ist.“
„Und wieso seid ihr nicht reingegangen?“
„Machst du Witze?“, sagte Kramer, „Frank ist womöglich tot! Irgendwer hat ihn umgelegt. Und solange ich nicht weiß, wer und warum, bringen mich keine zehn Gäule da rein – auch du nicht.“
Bronco sah trotz der Dunkelheit, mit welchem Ernst Kramer ihn fixierte. Dann hörte er ihn sagen: „Auch dass der Alte so plötzlich verschwunden ist, macht mich stutzig. Und für die Tatsache, dass Frank am Boden lag, gibt es keine Erklärung. Die Wächter hätten ihn niemals einfach so umgenietet. Festgenommen ja, aber doch nicht aus den Stiefeln geholt. Und außerdem sind die ja noch gar nicht hier im Haus!“ Kramer machte eine Pause. Dann sagte er langsam: „Ich habe nur eine Erklärung …“
Bronco, der ein wenig weggehört hatte, horchte ihm wieder konzentriert zu.
„… wir sind hier nicht mehr allein. Irgendwer treibt ein übles Spiel mit uns.“
„Ach nee! Aber wer und warum?“, sagte Linda.
„Das weiß ich nicht“, sagte Kramer, „vielleicht ist vorhin, als wir versehentlich den Haupteingang geöffnet hatten, noch jemand ins Kaufhaus gekommen.“
Bronco sah Linda an. Irgendwie spürte er gerade gar nichts, was sonst nie der Fall war, wenn er sie anblickte.
„Die Frage“, sagte Kramer, „ist also: Hat ein Einbrecher Frank niedergestreckt? Falls ja: Warum haben wir nichts gehört? Und warum gab es keine Auseinandersetzung mit dem Weihnachtsmann, die wir irgendwie hätten mitkriegen müssen? Irgendetwas ist da faul, das macht alles keinen Sinn.“
Bronco biss sich auf die Lippen und überlegte. Je mehr sie nachdachten, desto komplizierter schien alles zu werden. Und die Zeit rannte. „Wir müssen jetzt was unternehmen“, sagte er. „Ich gehe ins Restaurant und klär’ die Sache auf. Wer auch immer Frank aufgemischt hat,
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