BLUTIGER FANG (German Edition)
reinlatschen und so tun …“
„Hey, Leute“, sagte Linda leise, aber eindringlich, „ich glaube, Frank ist weg.“
„Was soll das heißen: Frank ist weg?“, sagte Bronco.
Sie spähten hinüber zum Eingang des Restaurants, konnten aber nichts erkennen.
Joel schaltete seine Taschenlampe ein und leuchtete hinüber.
Da lag tatsächlich keiner mehr!
„Bist du irre, Kramer? Mach das Licht aus!“
Joel knipste die Lampe aus.
„Brüll hier nicht so rum. Das ist genauso verräterisch“, sagte Joel deutlich leiser. Doch dann wurde er selber laut: „Hallo? Ist da …? Frank, bist du da?“ Joel merkte, wie Linda und Bronco neben ihm zusammenfuhren und war über den eigenen Ausbruch erstaunt.
Bronco klatschte ihm die Hand vor den Mund und sichtete in alle Richtungen.
Auch Linda blickte um sich, als erwartete sie eine Hand, die gleich aus der Dunkelheit nach ihr greifen würde.
Doch es blieb still. Nichts rührte sich.
„Mir kommt das mehr als seltsam vor“, sagte Joel, nachdem Bronco seinen Mund freigegeben hatte, „Frank ist weg und vom Nikolaus fehlt auch jede Spur.“
„Was soll mit dem schon sein“, sagte Bronco, der nun deutlich lauter sprach, „der hat die Kohle gekrallt und ist verduftet. Verdammt!“ Er schlug mit der Faust auf seinen Oberschenkel. „Falls er aber doch noch da sein sollte, hol ich mir die Kohle.“
„Wie willst du das machen?“, sagte Joel. „Du bist nicht mehr maskiert im Gegensatz zu ihm und er wird dich wiedererkennen.“
Bronco hielt sich die Hand ans Kinn. Er schien ganz vergessen zu haben, dass er nicht mehr maskiert war. Und dem Fremden so über den Weg zu laufen wäre ein zu großes Risiko gewesen. „Na und, dann gehen wir eben ins Büro und verkleiden uns wieder.“
„Können wir nicht“, sagte Joel, „die Tür zum Büro ist zu. Unser ganzes Zeug, auch alle Chipkarten, sind dort. Und der Einzige, der den Schlüssel hat, ist Frank.“
„Was?“
„Du hast richtig gehört. Du warst doch dabei, als ich ihm den Schlüssel gab.“
Joel vermeinte zu sehen, wie Bronco eine Faust ballte. „So oder so“, sagte er, „wir müssen Frank finden, sonst kommen wir hier nicht raus, ohne Alarm auszulösen. Und außerdem wird alles herauskommen, wenn er hier zurückbleibt.“
Bronco sagte nichts mehr und auch Linda schwieg weiterhin.
Joel vernahm nicht nur seine, sondern auch ihre Beunruhigung. Er empfand jetzt zum ersten Mal in aller Deutlichkeit, wie prekär die Situation geworden war. Und wie schnell sie sich gewandelt hatte. Dabei war doch bis vor zwanzig Minuten alles noch so einfach gewesen. Sie waren problemlos hier hereingekommen. Sie hatten alles so weit fertig gemacht, um abräumen zu können, und dann waren sie auf den blöden Einfall mit dem Essen gekommen. Und jetzt das: Niemand wusste, wo Frank war und wer ihn von den Beinen geholt hatte. Auch wusste keiner, wo der Fremde war. Und jetzt saßen sie da ohne Schlüsselbund und mit einem Mann weniger, der zudem die Gefahr barg, alles auffliegen zu lassen. Über all dem brannte die Frage, was sie jetzt machen sollten, wie ein Feuer.
Joel blickte auf die Uhr. Halb elf. In einer halben Stunde würden die Nachtwächter kommen. Dann konzentrierte er sich zunehmend auf den Eingang des Restaurants und ahnte: Da drin lag die Antwort auf ihre Fragen.
Plötzlich hörte er Bronco sagen: „Wäre es möglich, dass der Nikolaus Frank weggeschafft hat? Vielleicht hat der ‘ne soziale Ader gekriegt, ist mit ihm abgehauen, und die beiden hängen auf ‘ner Intensivstation rum und heben einen?“
„Was?“, sagte Linda. „Hast du vergessen, in was für einem Zustand der war? So besoffen? Der konnte sich wahrscheinlich selber kaum rausschaffen, geschweige denn, einen anderen mitnehmen.“
„Sie hat Recht“, sagte Joel leise und schaute zum Eingang hinüber. „Ich hatte auch den Eindruck, der konnte sich kaum auf den Beinen halten. Der hat Frank nicht geholfen und ich glaube auch nicht, dass er fort ist.“
„Ja, aber als du laut gerufen hast, hat sich niemand gemeldet.“
„Wie denn auch? Wenn Frank schwer verletzt oder gar tot ist, kann er wohl kaum antworten.“ Joel erschrak über seine Worte. Erst jetzt gewahrte er wieder so richtig die Möglichkeit, dass Frank auch tot sein könnte.
Linda senkte den Kopf.
„Nein“, sagte Joel, „hier ist irgendeine Riesenscheiße abgelaufen und ich sage
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