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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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dieser Situation unmöglich war, ohne sich selbst in die Bredouille zu bringen. Er umkreiste den Jungen und leuchtete ihn ab.
    Was sollte er jetzt machen? War noch jemand hier?
    Mit der Lampe leuchtete er in der Abteilung hin und her.
    Müsste nicht gleich jemand kommen, der die Sache aufklärte?
    Seit sechs Jahren war er nun bei der Hannoverschen Sicherheitsgesellschaft, seit etwas über drei Jahren machte er Nachtwachen in diesem Kaufhaus. Aber so etwas war ihm noch nicht untergekommen. Nie war irgendetwas passiert, nie gab es außergewöhnliche Vorfälle in oder mit diesem Kaufhaus. Und jetzt das. Vor ihm lag ein menschlicher Körper, blutüberströmt, und er konnte sich keinen Reim darauf machen, wie er hierher gekommen war, was er hier wollte und wer oder was ihn so zugerichtet hatte.
    Bei dem letzten Gedanken blieb er hängen. Er fühlte die Angst wie eine Natter in sich hochkriechen. Der Schein der Taschenlampe strahlte durch die Dunkelheit. Dann leuchtete er den Jungen erneut ab. Jetzt sah er dessen rechte Schulter unter der zerrissenen, blutigen Jacke ganz deutlich und überlegte hin und her. Doch sein immer noch angetrunkenes Gehirn war irgendwie überfordert.  
     
    Joel sah den Fremden bei Frank stehen und eines wurde schnell klar: Der würde keine Hilfe holen. Auch unternahm er nichts, um den Zustand Franks festzustellen. Er fühlte weder dessen Puls, noch versuchte er, Frank anzusprechen, wach zu machen oder sonst was zu tun.
    Joel tippte Bronco an die Schulter und deutete ihm an, mit nach unten zu kommen.
    Bronco nickte zustimmend.
    Sie schlichen um das Geländer herum und huschten geräuschlos die Rolltreppe hinab. Unten verzogen sie sich im Laufschritt in die Lebensmittelabteilung, wo sie vorhin geschlemmt und dann auf Frank gewartet hatten.                       
    „Frank ist vor ungefähr einer Viertelstunde hochgegangen, aber nicht wieder heruntergekommen“, sagte Joel. „Jetzt wissen wir auch, warum: Irgendjemand hat ihn umgenietet. Aber …“ Joel konnte nicht weitersprechen. Jetzt erst realisierte er, wie das Adrenalin sich in ihm ausbreitete. Er spürte seine Beine weich werden. Frank tot? Himmel, was passierte hier? Was war mit ihm geschehen? War er nur verletzt, machten sie sich noch mehr schuldig, weil sie nur spekulierten, anstatt zu handeln. Wäre er gestorben, würden sie alle ein Riesenproblem bekommen.
    Auch Bronco und Linda schienen nachzudenken.
    In Lindas Gesicht glimmten die Zuckungen eines Schocks auf. Sie versuchte offenbar, aus Broncos Miene zu entziffern, woran er dachte.
    Broncos Schnauze jedoch verriet eindeutig, dass er andere Sorgen hatte als Franks Zustand. „Wir müssen unbedingt verhindern, dass der Nikolaus die Bullen holt.“   
    „Kann er nicht, macht er nicht“, sagte Joel tonlos.  
    „Warum nicht?“    
    „Überleg doch mal: Der ist selber hier, um ein krummes Ding zu drehen. Glaubst du wirklich, der holt die Bullen?“    
    Bronco dachte nach. Seine Gesichtsmuskeln entspannten sich ein wenig und seine Stimme klang, als dränge sie durch eine Röhre. „Ihr könnt von mir aus machen, was ihr wollt. Ich aber werde nicht zulassen, dass der Typ die Bullen holt – aus welchen Gründen auch immer.“    
    „Der holt die Bullen nicht, Mann, sonst reitet er sich selber rein. Was glaubst du denn, was der für Fragen zu beantworten hät- …“    
    „… und noch weniger, dass der mit der Kohle abhaut.“    
    „Wir haben noch den Schmuck“, sagte Joel und wunderte sich über die Kälte seines Tons. Denn das Einzige, was ihn interessierte, war das Befinden Franks und die Antwort auf die Frage, was ihm da oben zugestoßen war. Und auch die Frage, wie es ihm ging und ob ihm zu helfen war. Doch wurde Joel die Zwickmühle, in der sie sich befanden, zunehmend bewusster. Holten sie Hilfe, würde alles auffliegen. Unternahmen sie nichts, machten sie sich vielleicht eines größeren Verbrechens schuldig als dessen, was sie ursprünglich zu verüben vorhatten. Er kam da nicht raus. Es schien nur diese beiden Möglichkeiten zu geben. Daher versuchte er, sich auf das zu konzentrieren, was ihm im Moment als wesentlich erschien. Und das war die Antwort auf die Frage, was Frank da oben zugestoßen war. Denn eines wurde schnell klar: Die Wächter waren nicht hier und sie hätten Frank auch nicht so einfach niedergeschossen. Außerdem hatten sie keinen Schuss gehört und auch sonst nichts vernommen, was irgendwie darauf gedeutet

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