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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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Handy. Und was war mit dem Löwen? Was war, wenn tatsächlich ein Löwe im Haus war? Er konnte selbst immer noch kaum glauben, dass wirklich passiert sein sollte, wovor laut Tonys Erzählungen einige Leute so sehr Angst hatten in dieser Stadt.
    Joel kam sich vor wie ein Feuerwehrmann, wenn es an allen Ecken zugleich brannte. Was sollte er zuerst tun?
    Er holte sich aus den Gedanken und sah Bronco an. Bei ihm konnte man förmlich die chaotischen Sprünge im Hirn an äußerlichen Reaktionen ablesen, denn er machte mal einen Schritt vor, als wolle er entschlossen irgendwo hingehen, dann blieb er unvermittelt stehen und machte einen Schritt zurück.
    Linda schien es ähnlich zu ergehen. Schon ihre Körperhaltung verriet, dass sie händeringend nach einer Lösung suchte und dabei heftig fror.
    „Also“, sagte Joel, „was haben wir: Frank liegt flach, unsere Sachen sind im Büro des Pförtners, wo wir nicht reinkönnen, Broncos Handy klingelt, ein Löwe lauert im Restaurant, der Nikolaus ist weg und jetzt fährt auch noch die Schlaftruppe der Lach- und Schießgesellschaft vor. Heilige Scheiße! Da kommt echt alles zusammen!“    
    Er blickte zur Leuchtanzeige der Aufzüge hinüber. Wie er gedacht hatte, fuhren die Wachleute zuerst nach oben.
    Bronco lief mittlerweile im Kreis herum und dachte nach, wobei er sich in kurzen Abständen gegen das Bein schlug.
    Linda biss sich auf die Unterlippe und rieb ihre Oberarme.
    Joel war wie erstarrt angesichts der Blinkzeichen, die plötzlich im 1. Stock zum Stehen kamen.
    „Jetzt haben wir höchstens noch zehn Minuten. Wenn uns nicht schnell eine Idee kommt, war’s das. Also, lasst euch was einfallen.“   

20
     
    Joel blickte zu Bronco.
    Er lief weiter im Kreis umher und schlug mit der rechten Faust auf den Handrücken seiner Linken. „Stellt euch vor“, sagte er, „was hier gleich los ist, wenn die Nachtwächter merken, dass eingebrochen wurde. In Minutenschnelle ist alles hell, Bullen, Wachleute überall.“    
    Joel überlegte. Allmählich reifte in ihm ein Entschluss. „Wir müssen die Wächter warnen.“   
    „Was?“ Bronco brandete an ihm hoch wie eine Welle. „Du bist wohl nicht ganz dicht.“    
    „Hör zu“, sagte Joel. „Der Spaß ist vorbei. Wir können in den paar Minuten, die uns bleiben, sowieso nicht mehr verhindern, dass alles auffliegt. Wir können nur noch größeren Schaden vermeiden.“    
    „Was heißt größeren Schaden? Was gibt es für einen größeren Schaden als den, dass ich in den Knast muss?“    
    „Das Leben der Nachtwächter zum Beispiel. Wenn ein Löwe im Restaurant ist, müssen wir sie warnen. Es ist unsere Pflicht.“    
    „Pflicht?“ Bronco verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. „Unsere Pflicht ist, dafür zu sorgen, dass wir mit vollen Taschen von hier verschwinden. Das ist unsere Pflicht.“    
    Er sah dabei Linda an, als wolle er sicherstellen, dass sie die Sache ebenso auffasste. Da sie aber mit dem Rücken zu den beleuchteten Kühlregalen stand, konnte man ihr Gesicht kaum sehen, das im Schatten lag. Zu sehen war nur, dass sie nickte.
    Bronco schien durch ihre Zustimmung etwas ruhiger zu werden.
    „Wir könnten den Wächtern doch einen anonymen Hinweis geben.“ Joel versuchte, möglichst viel Nachdruck in seine Stimme zu legen.
    „Du redest wie meine Mutter“, sagte Bronco, der noch immer in Bewegung war. Er lief jedoch nicht mehr im Kreis, sondern ging hin und her. An Linda gerichtet sagte er: „Hör mal: Ich geh jetzt da rauf und erledige die Wächter.“    
    „Erledigen?“    
    „Na, ich setze sie außer Gefecht. Mit den Pappnasen werd ich schon fertig. Dann klauen wir den Schmuck und hauen ab.“    
    „Ja, und Frank? Willst du den einfach hier lassen?“    
    „Den nehmen wir zuletzt mit. Wenn die Wächter erst mal flachliegen, haben wir theoretisch die ganze Nacht, alle Spuren zu beseitigen – einschließlich Frank.“    
    Bronco schwieg. Dann sagte er langsam und nachdenklich: „Helfen können wir ihm sowieso nicht mehr. Ich glaube, der ist hinüber, so wie der vorhin da lag.“   
    „So, glaubst du?“, sagte Joel. Er sah Linda an. Sie hatte sich, wie er selbst auch, etwas umgewandt, sodass ihr schönes Gesicht von der Seite bestrahlt wurde und nur noch im Halbschatten lag. Joel merkte, dass auch sie über die scheinbare Gewissheit ihres Freundes stutzte. Ebenso schien ihr das Wort erledigen noch anzuhaften. Sie hatte sicher auch Zweifel, ob das so

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