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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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Oberarm an. Sie lehnte auf einem Kühlschrank und schien völlig erstarrt zu sein.
    Er scheuchte sie noch mal auf, und dann rannten auch sie die Rolltreppen hinunter ins Erdgeschoss.
    Noch während sie auf der Treppe und schon halb unten waren, hatte Joel das Gefühl, der Nachhall des Gebrülls erschüttere ihn immer noch. Seine Hände waren eiskalt geworden und fühlten sich steif an.
    Unten angekommen, rannten sie in die Lebensmittelabteilung, wo Joel Bronco mehr instinktiv als mit Gewissheit vermutete, und tatsächlich war er dort. Er verharrte wie ein verdroschener Hund zwischen den Regalen und Joel vermeinte zu sehen, wie seine Hände zitterten.
    Joel und Linda keuchten, als hätten sie einen Hundertmeterlauf in drei Sekunden hinter sich gebracht.
    Joel hielt sich mit einer Hand an einem Dosenregal fest und bückte sich. Die andere Hand stützte er auf das rechte Knie. Ein leises, etwas gequältes Pfeifen lag in seiner Atmung, die sich erst allmählich normalisierte.
    Auch Linda pfiff wie eines der drei kleinen Schweinchen, die gerade dem Wolf entkommen waren. Sie sah zwischen Bronco und Joel hin und her. „Ich hab dich noch nie so rennen sehen, Bronco“, sagte sie keuchend und kicherte. „Das ist mal was ganz Neues! Normalerweise rennen die anderen vor dir immer so davon.“    
    Joel blickte von Linda zu Bronco.
    Bronco winkte peinlich berührt ab. „Was zum Teufel war das?“    
    Joel sank auf den Boden. „Keine Ahnung. Jedenfalls kein Mensch.“     
    „Vielleicht ein Wachhund?“, sagte Linda und setzte sich ebenfalls.
    „Nein, das war kein Hund. Der wäre schon viel früher aus dem Restaurant gekommen und außerdem: So laut ist kein Hund …“    
    „… und auf das Auto hätte er auch reagiert“, sagte Bronco.
    „Was zum Teufel war es dann?“ Linda blickte weiter zwischen ihm und Bronco hin und her.
    „Entweder eine gemeinsame Halluzination oder … oder ein Löwe! Aber vielleicht sind wir alle einfach ein bisschen mit den Nerven runter.“ Joel senkte den Blick und dachte an Frank.
    „Wie bitte? Spinnst du? Was denn für ein Löwe?“, sagte Bronco.  
    „Bin ich Jesus? Weiß ich alles? Dem Gebrüll nach muss das ein Tiger oder ein Löwe gewesen sein – und ich tippe auf …“    
    „Kannst du mir mal erklären, wie um drei viertel elf in der Nacht ein Tiger in das   Restaurant eines Kaufhauses kommen soll?“ Bronco schüttelte den Kopf.
    „Kein Tiger, ein Löwe. Und dafür gibt es nur eine Erklärung.“    
    Joel erkannte trotz der Dunkelheit in den Gesichtern Lindas und Broncos den Anflug einer Erhellung. Ihnen schwante, was er meinte, denn den Tierpark kannten freilich auch sie.
    „Du meinst also …“, sagte Linda. Sie wies in eine Richtung, von der sie wohl glaubte, dort läge der Tierpark.
    „Jetzt ist also passiert, wovor einige Leute Angst hatten“, sagte Joel.  
    „Was meinst du?“, sagte Linda und sah ihn an.
    „Der muss vom Park gekommen sein. Irgendwas ist da passiert. Einer der Löwen konnte ausbrechen und … mein Gott … Tony!“    
    „Was? Einer der Löwen?“ Bronco schüttelte erneut den Kopf. „Aber das erklärt doch nicht, wie der hier hereingekommen sein soll. Ich meine, ein Löwe, der ausbricht, geht doch nicht in ein Kaufhaus.“   
    „Ich kann mir nur vorstellen, dass der über das Freigehege und dann … aber ja, natürlich … der Wassergraben!“    
    „Was ist mit dem Wassergraben?“, sagte Bronco.
    „Im Tierpark werden zurzeit neue Rohre verlegt. Da ist kein Wasser im Graben und irgendwie muss der Löwe auf die Mauer hoch und über die Terrasse gekommen sein.“    
    „Das ist nicht dein Ernst“, sagte Linda.
    „Oh doch, das ist sogar schon blutiger Ernst. Das erklärt auch, warum Frank so mir nichts, dir nichts verschwunden ist, und was ihn so zugerichtet hat. Und ich verwette einiges, dass auch der Weihnachtsmann durch den Löwen sein irdisches Ende gefunden hat.“    
    Linda schluckte trocken. Sie hielt ihre nackten Oberarme mit den Händen umfasst.
    Bronco machte ein nachdenkliches Gesicht.
    Joel dachte nach.
    „Das erklärt aber noch lange nicht, wie das Viech ins Restaurant kommen kann“, sagte Bronco plötzlich.
    „Wir hatten doch den Hauptausgang geöffnet“, sagte Joel und schnippte mit dem Finger in die Richtung, in der der Ausgang lag, „und die Rolltreppen angeschmissen. Und dabei habt ihr unter Garantie auch die Glastüren im Restaurant aufgemacht. Ihr müsst sie geöffnet haben, als

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