BLUTIGER FANG (German Edition)
Eingang unheimlich. Hinten am Bufett erhob sich ein schwacher Lichtschein, der dort glimmte wie ein Goldzahn in einem riesigen, ansonsten zahnlosen Maul.
Bronco hob die Fernbedienung auf und hetzte zur Rolltreppe. Dort sah er, dass der Wächter schon unten und gerade dabei war, wegzugehen.
Jetzt oder nie! „Hey, du Penner, fang mich doch!“
Der Wächter drehte sich augenblicklich um. Der Schein seiner Taschenlampe traf Bronco nicht mehr, der mit weichen Knien in die Abteilung Weiße Ware zurückhetzte, sich dort versteckte und kaum mehr zu atmen wagte.
Sollte der Wächter ein Funkgerät dabeihaben, dann würde es gleich schwierig werden, denn dann würde er wohl als Erstes den Kollegen holen. Und wenn sie zu zweit nach ihm suchten, wäre es viel schwieriger, den Lockversuch ins Restaurant zu unternehmen.
Doch Bronco hörte nichts dergleichen. Er sah nur, wie der Schein der Taschenlampe über die Rolltreppe nach oben fiel, die Decke erreichte und plötzlich erlosch. Jetzt war es wieder ganz dunkel.
Bronco vermeinte, Schritte auf der Rolltreppe zu hören, war sich aber nicht sicher. Er ließ die Treppe nicht aus den Augen, und im Augenwinkel konnte er sehen, dass auch beim Büro alles still blieb. Offenbar hatte der Wächter seinen Partner nicht verständigt – bis jetzt jedenfalls.
Die Sekunden zogen sich endlos.
Bronco hielt die Fernbedienung fest, saß hinter dem Kühlschrank auf den Knien, sodass er sich jederzeit wegducken konnte und wartete.
Plötzlich meinte er etwas bei der Rolltreppe zu sehen. Und tatsächlich konnte er den Ansatz der Uniformmütze erkennen. Der Wächter kam superleise und sehr langsam Stufe um Stufe hoch. Kopf, Oberkörper und Hüfte kamen allmählich hinter der Rolltreppenverblendung als Schemen hervor.
Bronco meinte, ein leises Klicken gehört zu haben. Er schluckte trocken, denn er konnte gerade so erkennen, dass der Wachmann die Waffe gezogen und wohl auch entsichert hatte. In der linken Hand hielt er die ausgeschaltete Taschenlampe.
Bronco verzog sich gänzlich hinter den Kühlschrank. Er legte sich auf den Bauch und schob seinen Kopf vorsichtig an die Schrankecke, um sehen zu können, was der Wächter vorhatte. Der Blick war jetzt möglich über die Fläche, die geradeaus zum Restaurant und nach links zu den Rolltreppen führte.
Der Wächter war oben am Treppenabsatz. Wie eine Schaufensterpuppe verharrte er unbeweglich und schien um sich zu blicken und zu zögern.
Bronco wusste, dass er dem Mann schnell eine Richtung vorgeben musste. Falls er dies nicht tat, bestand die Gefahr, dass er ins Büro zurückging, um den Kollegen zu holen – wenn er dies nicht sowieso vorhatte, wonach es im Moment allerdings nicht aussah.
Der verkrampfte Griff, mit dem er die Pistolenfernbedienung festhielt, löste sich etwas, und er wagte einen kurzen Blick auf sie. Seine Finger gerieten nur schwer gehorchend in Bewegung und hoben an wie die Beine einer zögernden Spinne. Die Funktion der Knöpfe wurde ihm schnell wieder klar. Dann richtete er die Fernbedienung gegen das Restaurant und gab vorsichtig Gas.
Der Mercedes gehorchte tatsächlich. Ob er fuhr oder nicht, hätte er nicht sagen können. Doch der Motor heulte auf. Laut genug, um deutlich hörbar zu sein.
Bronco blickte zu dem Wächter, der sich als Reaktion auf das Geräusch noch mehr geduckt hatte und sogar ein paar Schritte die Treppe hinuntergegangen war. Offensichtlich war er auch erschrocken.
Bronco nahm Gas weg, und im Restaurant war alles still.
Der Wächter kam hoch und blieb dort stehen, wo er bis eben noch gestanden hatte.
Bronco gab Gas, dieses Mal jedoch deutlich weniger.
Der Motor heulte leiser auf und brachte den gewünschten Effekt.
Mit der Waffe in der Hand schlich der Wächter langsam und geduckt los. Er ging jedoch nicht direkt auf das Restaurant zu, sondern hielt sich linker Hand in Richtung der Schränke, die an der Außenwand des Restaurants standen. Dort angekommen, schlich er mit dem Rücken zu ihnen weiter dem Eingang zu.
Bronco nahm Gas weg und beobachtete den Wächter.
Der zögerte plötzlich, hielt inne und blickte, soweit das zu erkennen war, zum Büro hinüber.
Bronco ließ den Wagen kurz, aber heftig aufheulen.
Der Wächter wandte den Kopf ruckartig um und seine Aufmerksamkeit galt wieder dem Restaurant.
Der Wächter kam dem Eingang immer näher. Dann blieb er stehen und blickte anscheinend zum Büro hinüber. Irgendwas ließ ihn zögern. Ob er was ahnte? Oder hatte der Schisser
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