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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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weißt doch, dass er überhaupt nicht zu dir passt.“ Joel erschrak über seine Worte. Er war sehr weit gegangen.
    „Hättest du mich das auch gefragt, wenn er hier gewesen wäre?“ Ihre Stimme klang unterkühlt.   
    Joel spürte, dass er rot anlief. So rot, dass Linda die glühenden Wangen wahrscheinlich selbst in diesem Dämmerlicht sehen konnte. Sie schien seine Verlegenheit bemerkt zu haben.
    „Siehst du, das ist genau, was ich meine. Das ist einer der vielen Unterschiede zwischen dir und ihm.“    
    „Was meinst du?“ Joel verstellte sich bloß. Er wusste natürlich, was sie gemeint hatte.
    „Bronco würde sich von dir nicht abhalten lassen, seine Meinung zu sagen.“    
    „Er hat ja auch keine“, fuhr es wie ein Furz aus ihm heraus.
    Linda lächelte abschätzig. „Dafür ist er im Gegensatz zu dir ein richtiger Kerl, der seinen Vorstellungen entsprechend Nachdruck verleihen kann.“    
    „Nachdruck?“, sagte Joel und tat dabei überlegen, „aber doch nur mit den Fäusten.“   
    „Ja! Wenn es sein muss, mit den Fäusten. Na und? Was zählt, sind Resultate. Sieh dich doch an, wie du jetzt da hängst. Ein Sack Kartoffeln sieht besser aus als du.“    
    Joel sah sie an.
    Sie blickte zurück und dann zu den Kühlregalen hinüber. „Vergiss es, Joel, du hast sein Format nicht – und wirst es niemals haben. Ihn liebe ich eben, er ist der Mann, den ich mir vorstelle, den ich haben will und …“ Sie zögerte.
    Joel, der zu Boden gesehen hatte, blickte auf. „Und?“    
    „… so ‘ne Hanfstange wie du hat bei Frauen wie mir keine Chance. Akzeptier’ das einfach.“    
    „Linda, ich … ich glaube nicht, dass Bronco dich wirklich liebt. Er will dich … braucht dich nur zur Repräsentation. Er benutzt dich. Mit Liebe hat das nichts zu tun.“   
    Linda sah ihn schroff an. „So? Womit dann?“    
    „Weißt du eigentlich, dass ich ein Foto von dir hab?“   
    „Was?“ Sie schüttelte den Kopf. „Was für ein Foto?“   
    „Es … oh … es ist lange her. Aus der Schulzeit, weißt du, ich habe es die ganze Zeit über aufbewahrt, und … und ich sehe es mir häufig an, und ich wollte dir sagen, dass ich …“    
    Linda betrachtete ihn stumm. Ihr Blick war streng, verriet aber ein gewisses Interesse. Sie beugte sich etwas nach vorn, so, als würde sie schwer hören.
    „… dass ich dich … in dich verliebt bin …“   
    „Was?“ Linda lachte schrill auf. Ihr Gesicht strahlte vor Überraschung. Sie hob an, etwas zu sagen, doch aus der Ferne war ein hohes Geräusch zu hören. Abrupt verschloss sie ihren Mund zu einem schmalen Strich. Aus ihrem Gesicht drang die Sorge um das Hier und Jetzt.
    Linda erhob sich und äugte in Richtung der Rolltreppen, woher das Geräusch kam.
    „Broncos Handy. Das ist doch Broncos Handy.“ Ihre Stimme klang wieder wie vor Joels Eingeständnis.
    Tatsächlich klingelte es irgendwo da hinten bei den Rolltreppen, wo er das Ding verloren haben musste.
    „Mein Gott, hoffentlich hört das keiner der Wachleute. Bronco!“    
    „Frank! Das ist vielleicht Frank“, sagte Joel. Er sprach sehr schnell. „Linda, ich bitte dich, mach mich los, wir müssen nach ihm sehen, vielleicht lebt er noch.“    
    „Der ist bestimmt tot.“    
    „Woher weißt …?“    
    Der Klingelton verstummte.
    „Still“, sagte Linda.
    Sie lauschten, doch es war so ruhig wie vorher. Die Aggregate der Kühlregale, deren Klang vollständig in den Hintergrund getreten war, drängten ihr leises, gleichmäßiges Surren nach vorn.
    Ohne ihr Augenmerk von den Rolltreppen zu nehmen, sagte Linda: „Das war nicht Frank. Das war bestimmt jemand, der Bronco sprechen wollte.“    
    Joel sah, dass es keinen Sinn machen würde, mit Linda darüber zu streiten, ob es nun Frank war oder nicht. Es gelang ihm selber kaum, sich vorzustellen, wie der wahrscheinlich schwer verletzte Frank Broncos Nummer hätte wählen können – in demZustand. „Was ist, wenn Frank doch lebt?“    
    Linda erschrak. Jetzt, wo es ruhig war, schien sie diese Möglichkeit erst zulassen zu können. Sie setzte sich, wollte etwas sagen, doch Joel sprach gleich weiter. „Was ist, wenn er da oben schwer verletzt liegt, fürchterliche Schmerzen und Todesangst hat? Was ist, wenn er jetzt nach seinen Freunden fragt?“    
    Linda schien peinlich berührt zu sein. Vermutlich fühlte sie sich ertappt, weil sie nicht an Frank, sondern die ganze Zeit nur an Bronco gedacht

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