BLUTIGER FANG (German Edition)
liegt da hinten – wie du es gewollt hast.“
Bronco lächelte angestrengt, küsste sie und hielt sie am Arm fest. „Braves Mädchen. Was täte ich ohne dich.“
Sie freute sich. Vor allem darüber, dass er unverletzt war. Und anscheinend war ja auch sonst alles glatt gegangen, andernfalls wäre er jetzt nicht hier. Sie küsste und umarmte ihn noch mal und sagte, wobei sie ihm tief in die Augen blickte: „Ich liebe dich.“
Bronco erwiderte ihr Geständnis. Dann steckte er die Waffe hinten in den Gürtel und gemeinsam gingen sie zurück zu den Regalen.
Joel, der gerade zu Boden gesehen und nachgedacht hatte, hob den Kopf.
Bronco und Linda tauchten zwischen den Regalen auf und kamen auf ihn zu.
Bronco lächelte überlegen oder versuchte zumindest, so zu tun. Er zog plötzlich zwei Pistolen aus seinem Gürtel. Er musste sie doch tatsächlich den Nachtwächtern abgenommen haben. Er legte die Waffen mit dem Schlüsselbund auf den Boden.
„Jetzt erzähl uns, was da oben gelaufen ist“, sagte Linda.
Statt etwas von sich zu geben, rutschte Bronco auf Joel zu und löste ihm Fesseln und Knebel. „Wenn du anfängst, uns voll zu quatschen, mach ich dich mundtot.“
Bronco rutschte zu Linda zurück.
Sie legte die Hand auf sein Knie.
Joel dehnte und streckte sich. Jetzt erst merkte er, wie seine Hinterseite schmerzte. Auch hatte er das Gefühl, das linke Bein sei eingeschlafen. Er lehnte sich in neuer Position schließlich an ein Regal. „Wer hat da geschossen? Was ist mit Frank und den Wächtern?“
Bronco kniff die Augen zusammen und musterte ihn argwöhnisch.
Joel sah, wie angespannt er war – und noch mehr, wie er versuchte, diese Anspannung zu verbergen. Bronco sah schrecklich aus und musste Schlimmes miterlebt haben. Joel spürte förmlich, wie er von den Socken war, den Wirrwarr an Gedanken, Eindrücken und die Monstrosität all dessen, was er in der letzten halben Stunde erlebt haben musste. Am liebsten hätte er in einem einzigen Redeschwall wohl alles aus sich herausgelassen, was er gesehen und was ihn bis zum Äußersten angespannt hatte. Doch es war andererseits auch eine erzwungene Zurückhaltung zu spüren, ein Druck, der unter seiner Schädeldecke herrschte und der verhinderte, dass er sich so einfach gehen ließ.
Bronco strich sich mit beiden Händen über sein schweißglänzendes Gesicht. „Ich sag euch, das kann alles nicht wahr sein.“
Joel sah Linda an, die ihn nicht beachtete, sondern nur Augen für ihren Prinzen hatte.
„Als ich hochkam“, sagte Bronco, „waren die Wächter schon im Büro, und ich dachte, Mann, was mach ich jetzt? Einer kam schneller raus, als mir lieb war, sodass ich gar nicht viel Zeit hatte, zu überlegen. Und der Depp geht tatsächlich zur Rolltreppe und will runter…“
„Ach, deswegen hast du gerufen“, sagte Linda, „ich habe mich schon gewundert.“
„Ich konnte doch nicht zulassen, dass der euch entdeckt!“ Seine Stimme klang gespielt unschuldig. „Jedenfalls kommt der Typ wieder hoch und geht direkt aufs Restaurant zu. Ich will ihn aufhalten, wie er so am Eingang steht, aber es war zu spät. Der geht rein und plötzlich erhebt sich ein unglaubliches Getöse und ich denk, was ist denn da los?“ Bronco hielt inne und musterte Joel. „Und ich muss dir Recht geben, Kramer, da sind tatsächlich Löwen, und zwar drei. Einer wurde vom Nachtwächter erschossen.“
Joel richtete sich auf. „Was? Boah! Ich wusste es …!“
„Tja, und dann kam der andere Wächter aus dem Büro“, sagte Bronco, „und was macht der? Ehe ich mich versah, rannte der auch zum Restaurant. Ich raus aus meiner Deckung, will den Mann noch davon abhalten, reinzugehen und …“
„Oh, Liebling …“, sagte Linda und stieß einen Seufzer aus.
„… doch der schreit mich an: Gehen Sie in Deckung, Mann, und bleiben Sie da! Wir unterhalten uns nachher! Und was tut der? Der kommt gerade noch dazu, Licht im Restaurant anzumachen und wird von einem Löwen niedergerissen und in Nullkommanix platt gemacht.“
„Wahnsinn! Das hast dugesehen? Mein Gott …“ Joel spürte, wie es in ihm vibrierte. Für einen Moment bedauerte er, nicht dabei gewesen zu sein. „Der Pascha. Du hast also das Männchen gesehen?“
„Männchen ist gut“, sagte Bronco. „Das ist ein richtiger Brocken.“
„Und die Löwin, hast du die auch gesehen?“
„Ja, und zwar nicht zu knapp.“
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