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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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    „Wie?“    
    „Die beiden sind aus dem Restaurant gekommen.“    
    „Was?“, sagte Linda, die sich plötzlich nach allen Seiten umschaute. „Und wo sind die hin?“    
    „Keine Ahnung“, sagte Bronco. „Ich habe sie in die hinteren Abteilungen rennen sehen und seitdem nichts mehr von ihnen gehört – bis auf den Brüller eben.“    
    „Den haben wir auch gehört“, sagte Joel langsam. Er musste die Faszination und die Erregung aufgrund der Tatsache zügeln, dass die Löwen wirklich im Haus waren. Dann sah er Bronco an und jetzt war Joel doch froh, nicht dabei gewesen zu sein. „Was ist mit Frank?“, sagte er. „Hast du Frank gesehen? Wo ist er?“    
    „Ja, ich habe ihn gesehen“, sagte Bronco und sah zu den Kühlregalen hinüber. „Und auch da hattest du Recht. Den haben die Löwen umgelegt. Denn als sie weg waren, bin ich reingegangen und habe nachgesehen. Ich wollte gucken, was ich für ihn tun kann und wie es ihm geht.“    
    „Und?“    
    „Es sah verdammt schlecht aus“, sagte Bronco.
    Joel hatte den Eindruck, als überlege Bronco nebenbei etwas, während er sprach, und seine Stimme hatte einen ungewöhnlich weinerlichen Ton. Ein Ton, der so gar nicht zu ihm passte.
    „Ich glaube“, sagte Bronco, „der ist tot. Ich meine, da war überall Blut und ich hab den Puls gefühlt, und … nichts mehr zu machen.“    
    Linda schien in sich zu versinken. Sie stieß einen Seufzer aus und hatte eine Tränenschicht vor den Augen. In kurzen Abständen blickte sie zwischen Joel und Bronco hin und her. Dann senkte sie ihren Blick zu Boden.
    „Bist du ganz sicher, dass er tot ist?“, sagte Joel nach einer Pause, die ihm wie eine Schweigeminute erschienen war.  
    „Was heißt sicher? Ich habe den Puls gefühlt, da war nichts mehr. Er war zumindest bewusstlos. Ich habe versucht, ihn aufzuwecken und mit ihm zu sprechen …“    
    „Wenn du nicht sicher bist, müssen wir davon ausgehen, dass er lebt“, sagte Joel, wobei er Nachdruck in seine Stimme zu legen versuchte, indem er lauter sprach und sich bemühte, tiefer zu sprechen.
    „Und das heißt?“
    „Wir müssen hoch und ihm helfen.“    
    Linda hob den Kopf und sah Joel erstaunt an. „Was? Bist du irre? Du hast wohl die Löwen vergessen. Also, wenn du hoch willst: Bitte schön! Aber lass uns da raus, wir gehen nicht hoch.“ Sie sah zu Bronco, wohl in der Erwartung eines bestätigenden Wortes. Doch es kam nicht.
    Bronco musterte Joel, der sich etwas verloren vorkam im schwachen Schein der Kühlregale. „Kramer hat leider Recht. Wir dürfen uns unserer Verantwortung nicht entziehen. Der arme Frank! Ob er nun lebt oder nicht: Wir können ihn nicht da oben liegen lassen. Denk mal nach. Sollen wir seine Leiche etwa die ganze Nacht und den morgigen Tag diesen Monstern überlassen? Und außerdem …“, Bronco zögerte und blickte Joel an, „… müssen wir ihn hier rausschaffen, sonst verraten wir uns selbst.“    
    Auf Lindas Gesicht war leicht abzulesen, dass sie verstand, worauf Bronco hinauswollte. Ein Schatten tiefen Unbehagens legte sich auf ihr schönes Gesicht und verzerrte es schmerzvoll.
    „Ich will auch nicht erwischt werden“, sagte Joel. „Aber das Einzige, was jetzt zählt, ist, ob wir Frank helfen können. Und deshalb sollten wir nach oben gehen und nach- …“    
    „Ich sagte doch: Der ist tot!“    
    „… sehen, und wenn er noch lebt, einen Krankenwagen rufen.“ Joel sah Bronco und Linda abwechselnd an.
    Broncos Gesicht verdunkelte sich. In ihm spiegelte sich zunehmend Verärgerung und verdeckte allmählich den Abglanz des Schocks, den er erlitten haben musste.
    „Wir holen keinen Sanka“, sagte Bronco. „Du kannst ihn von mir aus mit meiner Karre ins Krankenhaus schaffen, aber hierher holen wir nichts und niemanden.“    
    Joel war klar, worum es Bronco ging. Also würden sie sich eine verdammt gute Geschichte einfallen lassen müssen. Joel sah auch, dass es nichts brächte, jetzt mit Bronco zu streiten. Da er nicht noch mehr Zeit verlieren wollte – womöglich kostbare Zeit, die Frank das Leben retten könnte, sollte er noch leben – nickte er zustimmend und sagte: „Also gut. Aber lasst uns jetzt hochgehen und sehen, was wir …“    
    „Noch nicht“, sagte Bronco. Sein Ton klang herrisch. „Ich will erst ins Büro …“    
    „Was willst du denn da?“, sagte Joel, der schon dabei war, aufzustehen.
    „Spuren beseitigen.“

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