Blutiger Freitag
Sein Trick funktionierte. Der Sicherheitsbeamte rannte vorbei, ohne ihm einen Blick zu schenken. Asante wollte nicht, dass die Security seine Sanitäterkappe entdeckte und ihn womöglich zu irgendwelchen Verletzten führte. Er hatte seinen eigenen Verletzten im Auge.
Am Boden hockend, stellte er sein kabelloses Headset an, das an seinem linken Ohr befestigt war. Er hatte den winzigen Computer an der Innenseite seines Arms befestigt, sodass er beide Hände frei hatte und trotzdem das blinkende grüne Licht auf dem Bildschirm verfolgen konnte. Er tippte eine Nummer ein und drehte den Empfang des Kopfhörers lauter. Innerhalb von Sekunden hatte er sich in das Kommunikationssystem der Sicherheitsbeamten eingeloggt und hörte, wie sie Informationen austauschten.
„Wo bleiben die Cops?“
„Sind unterwegs.“
„Wie lange dauert das denn, zum Teufel?“
Diesmal musste Asante doch grinsen. Die Verzögerung konnte für ihn nur von Vorteil sein. Und wenn es Zeit war, sich zu verdrücken, würden seine neuen Freunde ihm das mitteilen. Nett von ihnen.
Die Imbisshalle erinnerte ihn an ein Cafe in Tel Aviv nach einem Bombenattentat. Dort war er während seiner Studienzeit gewesen, als er die Kunst des Terrors erlernt hatte. Wo konnte man das schließlich besser als auf dem ewigen Schlachtfeld? Er sah sich um und betrachtete die zerbrochenen Tische und Stühle, deren Überbleibsel wie Mikadostäbchen herumlagen. Die Wände waren mit einer Mischung aus chinesischen Nudeln, Pizza, Kaffee, Fleisch und Blut bespritzt. Auf dem Boden glitzerten Glasscherben. Der feine Sprühnebel der Sprinkleranlage verschlechterte die Sicht noch weiter, befeuchtete die Flüchtenden und durchnässte die, die nicht mehr wegrennen konnten.
Asante beobachtete das blinkende grüne Licht des GPS-Systems und tippte zweimal auf den Touchscreen, weil der nicht richtig zu funktionieren schien. Der Anzeige zufolge befand sich sein Zielobjekt direkt vor ihm. Er drückte ein paar Tasten, bis ihm klar wurde, dass der Computer sehr gut funktionierte. Doch statt Dixon Lee sah er eine junge Frau. Sie hatte sich hinter einem umgekippten Tisch zusammengerollt, nicht weit von der Rolltreppe entfernt.
Sie bewegte sich nicht, aber sie war ganz eindeutig die Quelle des blinkenden grünen Lichts.
Verflucht noch mal.
Das sollte sein abtrünniger Bote sein?
11. KAPITEL
Newburgh Heights, Virginia
Maggie ließ ihre Freunde allein, um zu packen. Sie bestand darauf, dass sie blieben.
„Bitte, lasst nicht das ganze Essen verkommen“, bat sie. „Gwen und ich haben uns so viel Mühe mit den Vorbereitungen gemacht.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Okay? Bitte bleibt.“
Racine war die Erste, die ihrer Bitte nachkam. Auch wenn der Stil mal wieder ganz typisch war. „Klar, kein Problem. Ich bin am Verhungern. Es gehört schon mehr dazu als ein kleines Blutbad, um mich vom Essen abzuhalten.“
Immerhin brach diese Bemerkung das Eis. Lautes Gelächter ertönte.
Maggie war nicht überrascht, als es kurz darauf an ihre Schlafzimmertür klopfte. Sie rechnete damit, dass Gwen noch ein letztes Wörtchen zu sagen hatte.
„Komm rein.“
„Bist du sicher?“ Benjamin Platt stand zögernd an Maggies Tür und ähnelte eher einem unsicheren Schuljungen als einem Militärarzt.
„Ja, natürlich. Komm rein“, sagte Maggie und versuchte, ihre Überraschung zu verbergen.
Er zeigte auf seine kleine Medizinertasche, die er in der Hand hielt. In den vergangenen zwei Monaten war ihr dieses Täschchen schon sehr vertraut geworden. Ben hatte zahlreiche Hausbesuche bei ihr gemacht, nachdem Maggie aus der Quarantänestation entlassen worden war. Der Inhalt bestand aus einem Set zur Blutentnahme und mindestens zwei Ampullen mit Antiserum gegen das Ebola-Virus.
„Du trägst es immer noch mit dir herum, was?“
„Seitdem ich dich getroffen habe.“
„Tja, so eine Wirkung habe ich auf Männer.“
Er kniff die Augen zusammen. Jetzt sah er sie ernst an, ohne weiter auf ihr witziges Geplänkel einzugehen.
„Du solltest deine nächste Injektion zwar erst Ende nächster Woche bekommen, aber in Anbetracht dessen, dass du wegfährst ...“ Er schwieg kurz und wartete, bis sie ihn ansah. „Und da du demnächst wohl beschäftigt sein wirst, denke ich, wäre es gut, dir die Dosis zu verabreichen, bevor du abreist.“
Dass er sich deshalb Sorgen machte, beunruhigte Maggie. Er war derjenige, der ihr während der ganzen Quarantänezeit geraten hatte, geduldig zu sein und
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