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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Interesse“, sagte sie. Dann fügte sie hinzu: „Weil ich mir Gedanken darüber mache, sonst nichts.“
    „Na gut.“
    Er wartete. Ihm war klar, dass sie nicht so einfach aufgeben würde.
    „Mal ganz ehrlich, es sieht schlimm aus, oder?“
    Diesmal bemerkte Nick an ihrer belegten Stimme, dass sie wirklich besorgt war. Er sah, wie sie ihre leicht zitternde Hand schnell in den Schoß legte und sich mit der anderen nervös durch das blonde Haar strich. Bomben, die in einem überfüllten Einkaufszentrum einen Tag nach Thanksgiving hochgingen – das war ein Albtraum, der jeden treffen konnte. Der Gedanke daran schnürte einem die Kehle zu.
    „Ja, ich fürchte, es sieht schlimm aus.“
    „Erinnert mich an die Hawkins-Schießerei“, flüsterte sie.
    „Das war auch ungefähr zu dieser Jahreszeit?“
    „Am fünften Dezember.“
    Nick war zu der Zeit noch in Boston gewesen, hatte aber mitbekommen, dass dieser Vorfall ganz Nebraska erschüttert hatte. Ein Neunzehnjähriger namens Robert Hawkins war in Westroads Shopping Mall gegangen, hatte dort wild um sich geschossen und zum Schluss die Waffe auf sich selbst gerichtet. Acht weitere Menschen waren dabei getötet worden. Alles unbeteiligte, arglose Kunden und Verkäufer.
    „Das war für alle ein harter Schlag“, sagte Christine, während sie schnell aus dem Fenster sah, als wollte sie sich vergewissern, dass ihr Sohn nicht hereinplatzte und etwas von dem Gespräch mitbekam. „Wenn man bedenkt, wie schrecklich das erst mal für die betroffenen Familien gewesen sein muss.“
    Nicks Lebensphilosophie war, immer einen Schritt nach dem anderen zu machen. Im Moment konnte er nicht über die Opfer oder deren Familien nachdenken. So herzlos das auch klang, er musste sich auf seinen Job konzentrieren. Als Staatsanwalt war es seine Aufgabe gewesen, die Bösen zu überführen und einzusperren. In diesem Fall war das ein bisschen komplizierter. Aber letzten Endes lief es auf dasselbe hinaus – den Übeltäter finden. Nachprüfen, wer durch ihr Sicherheitsnetz geschlüpft war. Oder besser gesagt, wer es in der Luft zerrissen hatte.
    „Ich bringe dich zum Flughafen“, bot Christine an und überraschte Nick damit.
    „Sieht aus, als gäbe es einen Platz bei Delta Airlines in zwei Stunden.“
    „Kannst du in so kurzer Zeit packen und fertig sein?“
    „Sicher, warum nicht? Wenn ich was vergessen habe, kann ich’s in der Mall besorgen.“
    Sie verdrehte die Augen, und er glaubte den Anflug eines Lächelns zu erkennen. Doch genauso schnell war es wieder verschwunden. Sie umklammerte das Lenkrad, und Nick beobachtete an der Veränderung ihres Gesichtsausdrucks, wie aus der Schwester die Mutter wurde, als Timmy und Gibson die hinteren Türen öffneten und sich auf die Rückbank setzten.
    „Du wirst das Spiel Nebraska gegen Colorado verpassen, Onkel Nick.“
    „Ihr könnt es ja für mich aufnehmen, Jungs, okay?“
    Nick fing Christines Seitenblick auf, und in diesem Augenblick schienen beide das Gleiche zu denken. Ach ja, wieder fünfzehn sein und glauben, die Welt würde sich nur um einen selbst drehen.

14. KAPITEL
    Mall of America
    Patrick sah Rebecca in dem Moment, als die ersten Rufe von unten heraufdrangen: „Polizei, nehmen Sie die Hände hoch!“ Sie saß auf dem Boden an das Geländer gelehnt, das den riesigen Lichthof von dem Raum trennte, der mal eine Cafeteria gewesen war. Tische und Stühle lagen überall herum, zerbrochen und in Stücke gerissen, als wäre ein Tornado darübergefegt. Sie war offensichtlich bei Bewusstsein, hielt aber den linken Arm an ihre Seite gepresst, als hätte sie sich verletzt. Und ein Mann beugte sich gerade über sie. Jemand, der ihr wohl Hilfe anbot.
    Aber was wollte er ausgerechnet von ihr?
    Ihm fiel wieder ein, wie er der jungen Mutter mit ihrem Baby geholfen hatte, und er ärgerte sich über sein ständiges Misstrauen. Natürlich halfen sich die Leute gegenseitig.
    Als Patrick näher kam, konnte er den weißen Aufdruck auf der Baseballkappe des Typen entziffern. Sanitäter? Merkwürdig, er hatte nicht mitbekommen, dass die Rettungsleute schon eingetroffen waren. Patrick blickte über das Geländer nach unten. Zwei uniformierte Polizisten drängten durch den Eingang im Erdgeschoss. Das waren die Ersten, die auf den Vorfall reagierten, jedenfalls hatte er niemanden sonst gesehen oder gehört. Aber vielleicht war es ihm auch nur entgangen.
    Jeans, Wanderstiefel, Umhängetasche.
    Patrick fand es trotzdem merkwürdig. Außerdem hielt

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