Blutiger Freitag
direkt.“ Nick vermied es, Yarden anzusehen, er wollte zumindest objektiv erscheinen. Der Sicherheitsbeamte wartete sicher auf ein Lob. Bestimmt hoffte er darauf, in Nick einen Verbündeten zu finden, der ihm half, wenn es zu irgendwelchen Anschuldigungen kommen sollte. „Haben Sie irgendwelche brauchbaren Aufnahmen von vorn gefunden?“
„Wir waren alle oben und haben Hilfe geleistet.“ Yarden klang, als fühlte er sich angegriffen. „Ich konnte mich nur ein paar Minuten hiermit beschäftigen, bevor ich losfahren musste, um Sie abzuholen.“
„Sicher. Verstehe.“
„Ich dachte, die Bildauswertung wäre Ihre Aufgabe.“
„Ja, da haben Sie natürlich recht.“ Nick konnte auch diplomatisch sein, wenn es darauf ankam.
„Ich habe eine Aufnahme von der Explosion.“ Yarden tippte wieder auf der Tastatur herum, eifrig bestrebt, die Schlappe wieder wettzumachen. Er ließ den Film schnell vorlaufen, Konsumenten in Höchstgeschwindigkeit, dann hielt er ihn an, sodass einige Sekunden ein Standbild auf dem Bildschirm zu sehen war, bevor er die Aufnahme vergrößerte und wieder auf die Starttaste drückte.
Nick Morrelli verfolgte angespannt das Geschehen. Die Bilder der detonierenden Mauer mit den herausfliegenden Steinen waren auch ohne Ton so eindrucksvoll, dass er unwillkürlich zusammenzuckte.
„Wo befindet sich diese Kamera?“
„Alle Aufnahmen sind aus dem zweiten Stock. Die hier hängt um die Ecke von der Cafeteria.“
„Zeigen Sie das noch einmal, bitte“, sagte Nick. „Aber diesmal in Zeitlupe. Und in der Totalen.“
„In der Totalen?“
„Ja.“ Er musste sich nicht zu Yarden umdrehen, um dessen skeptisches Gesicht zu sehen. Nick lehnte sich vor und wartete.
Die Aufnahme zeigte den gesamten Gang, zu beiden Seiten Steinwände. Auf der einen Seite gab es verschiedene Türen. Die andere Seite bestand nur aus Mauerwerk. Über den Türen hingen die üblichen Hinweisschilder, die sich in jedem Kaufhaus fanden. Wieder sah Nick, wie die Mauer explodierte. Die Mauer mit den Türen.
„Was befindet sich auf der anderen Seite dieser Wand?“
„Nichts Besonderes. Ein paar Büros. Toiletten.“
„Spielen Sie es bitte noch einmal ab“, sagte Nick. Diesmal deutete er kurz vor der Detonation auf den Bildschirm. „Anhalten.“
Yarden reagierte sofort.
„Zoomen Sie bitte auf das Schild da oben.“
Diesmal gehorchte Yarden, ohne nachzufragen.
„Damen“ stand auf dem Schild.
„Ist die Herrentoilette nebenan?“, wollte Nick wissen.
Yarden sah schnell auf dem Lageplan nach, der an der Pinwand hing.
„Die Herrentoilette befindet sich ganz eindeutig am anderen Ende des Flurs“, sagte er. „Auf der gegenüberliegenden Seite“, fügte er mit unnatürlich hoher Stimme dazu.
„Dann kam die Explosion also aus ...“
„Der Damentoilette.“
25. KAPITEL
Bevor er durch den Sicherheitscheck ging, suchte Asante nach der Flughafentoilette für Familien. Der Raum war größer, als er ihn in Erinnerung hatte, mit einer Toilette, einem Waschbecken, einem Wickeltisch und dem Allerwichtigsten: einem Riegel zum Abschließen. Genau das brauchte er jetzt. Niemand würde ihn hier stören.
Er überprüfte seine Stoppuhr. Es blieb ihm noch reichlich Zeit, bevor sein Flug ging. Während er die einzelnen Teile aus seinem Matchsack holte, befestigte er den kabellosen Kopfhörer an seinem Ohr und schaltete das Gerät ein. Er tippte eine Nummer ein und legte das Handy beiseite.
Gleich nach dem ersten Klingeln kam die Antwort. „Ja?“
„Ich hätte gern den neuesten Stand der Dinge“, sagte er und zog einen kleinen elektrischen Rasierer aus dem Beutel, legte ihn auf den Wickeltisch und schloss den Akku an die Steckdose an.
„Die letzte SMS besagt, dass Dixon im Krankenhaus ist.“
„Aber wieso?“, erkundigte Asante sich. Dass der Junge noch am Leben war, wusste er natürlich längst. Dafür hatte der Anruf seines wütenden Großvaters gesorgt. Die Frage war nur: wieso?
„Seine Großmutter wird notoperiert, Bypass. Rebecca ist auch auf dem Weg dorthin.“
„Sie gehören also zusammen?“ Er tippte die Befehle ein, um den zweiten Stock des Kaufhauses auf den Bildschirm zu bekommen.
„Ja. Aber die Kleine scheint nicht zu wissen, worum es geht.“
Asante zoomte sich nähern heran: Hier war die Bombe von Bote drei explodiert. Die GPS-Geräte befanden sich in den Rucksäcken, aber jeder der Jungen hatte noch ein iPhone von ihm bekommen. Auf diese Weise konnte Asante sowohl den Träger als auch die
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