Blutiger Freitag
Cafeteria überhaupt keine.“
„Was ist mit dieser Frau und dem anderen Mann? Haben die was damit zu tun?“
Als Yarden nicht antwortete, lehnte sich Maggie zurück und sah ihn an. Er und Nick tauschten wieder einen Blick. Yardens geröteter Teint sah inzwischen etwas blass aus. Nick begann die Aufnahmen durchzuchecken.
„Was ist denn?“, wollte Maggie wissen.
„Wir glauben, dass eine der Bomben in der Damentoilette explodiert ist“, sagte Nick, während er die einzelnen Monitore absuchte. „Die Antwort auf deine Frage könnte uns erklären, warum das so war.“
27. KAPITEL
Für wenige Minuten fühlte sich Rebecca in ihr Kinderzimmer zurückversetzt: zartes Licht, das durch die gelben Gazegardinen fiel, und der Klang von Windspielen draußen vor dem Fenster. Sie roch gebratenen Speck und wusste, dass ihre Eltern unten in der Küche waren. Ihre Mutter deckte den Tisch für das Sonntagsfrühstück mit den farbenfrohen Platzdeckchen und den langstieligen Orangensaftgläsern. Ihr Vater spielte den Aushilfskoch. Er wartete auf Rebecca, bevor er mit seiner Vorführung begann und die Pfannkuchen in der Luft herumwirbelte.
Dieses Sonntagsritual wurde nicht als Show veranstaltet. Ihre Eltern waren wirklich glücklich gewesen, ihre Scherze und Neckereien voller Liebe, nicht Missgunst. Rebecca wollte darin eintauchen und das tröstliche Gefühl der Ruhe und Sicherheit noch einmal durchleben. Wenn sie nur den Stich, diesen Schmerz im Arm, nicht fühlen würde, dieses Brennen.
Ihre Lider flatterten. Sie befahl sich, die Augen geschlossen zu halten. Aber die schienen einen eigenen Willen zu haben und gehorchten ihr nicht. In dem Nebel, den sie um sich herum sah, wirbelten Bilder und Töne durcheinander. Bevor sie etwas klar erkennen konnte, kam die Erinnerung. Weihnachtsmusik, Dixon lachte, Patrick grinste. Und dann ... Rucksäcke, die explodierten.
Rebecca war nicht bewusst gewesen, dass sie versucht hatte, sich aufzurichten, bis sich zwei Hände auf ihre Schultern legten und sie sanft zurück aufs Bett drückten.
„Es ist alles gut.“
Sie kannte die Stimme und versuchte zu erkennen, woher sie kam. Patricks Gesicht erschien vor ihren Augen, wurde langsam immer deutlicher. Er grinste nicht, sondern sah besorgt aus. Und sie überlegte, wie schwer sie verletzt war. Bei der Erinnerung an einen abgerissenen Arm, der neben ihr gelegen hatte, wandte sie schnell den Kopf zu beiden Seiten, um sicherzugehen. Einer war verbunden. In dem anderen steckte eine Nadel mit Schlauch. Aber ihre Arme waren beide noch da.
„Es ist alles in Ordnung, Darling“, sagte eine Frau irgendwo über Rebeccas Kopf. „Bleib einfach nur einen Moment still liegen, und ruh dich aus.“
„Erinnerst du dich, was passiert ist?“, fragte Patrick.
Sie nickte. Ihre Kehle fühlte sich an wie Sandpapier. Sie versuchte, sich die Lippen zu lecken. Patrick bemerkte es, griff über sie hinweg und hielt ihr schließlich eine Flasche Wasser an den Mund. Er war sehr vorsichtig, ließ sie nur nippen, aber sie hätte am liebsten alles auf einmal getrunken. Doch das ließ Patrick nicht zu. Obwohl er sah, wie durstig sie war, bestand er darauf, dass sie nur langsam trank.
„Wo sind wir?“
„Im Hotel gegenüber“, erwiderte er.
„Gegenüber?“
„Gegenüber vom Einkaufszentrum. Sie haben hier eine Erste-Hilfe-Station eingerichtet.“
„Aber das Krankenhaus ... Ich dachte, wir fahren ins Krankenhaus.“
„Ist schon in Ordnung.“ Er nahm ihre Hand. „Sie können dich hier gut versorgen. Du brauchst nicht ins Krankenhaus zu gehen.“
Wieder versuchte sie, sich aufzusetzen. Diesmal hielt Patrick sie nicht zurück, sondern half ihr dabei. Sie sah sich im Raum um, suchte in dem Trubel von Leuten den Mann mit der Spritze.
„Er ist nicht hier“, sagte Patrick. „Ich habe aufgepasst.“
Rebecca ignorierte Patrick und ließ den Blick weiter umherschweifen. Der Mann mit der Spritze wusste, dass sie noch am Leben war. Ohne auf die Kanüle im Arm zu achten, rieb Rebecca sich die Stirn. Ihre Haut klebte von Schweiß, und ihr war immer noch schwindlig. Dixons Nachricht ging ihr durch den Kopf. Dass sie in Gefahr schwebte und niemandem trauen sollte. Nicht einmal Patrick.
Hatte der Mann mit der Spritze aufgegeben, weil er wusste, dass Patrick bei ihr war? Oder brauchte er sie jetzt gar nicht mehr weiter zu verfolgen? Weil Patrick bei ihr war?
Rebecca sah ihren Freund an. Sein Haar war zerzaust, am Kinn sprossen dunkle Bartstoppeln. Er betrachtete
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