Blutiger Freitag
im Gesicht, seine Augen weiteten sich. Kein gutes Zeichen.
„Während Sie beide unterwegs waren, sind Mr. und Mrs. Chapman angekommen. Ich hatte sie gebeten, noch etwas zu warten. Mr. und Mrs. Chapman, das sind Nick Morrelli und Jerry Yarden von der United Allied Security.“
Dann wandte Kunze sich Nick und Yarden zu. Sein Tonfall erinnerte eher an einen gut geschulten Butler als an den Assistant Director des FBI. „Das, meine Herren, sind die Chapmans. Sie besitzen den Hauptanteil der Mall of America.“
Nick entspannte sich. Das gut gekleidete Paar wollte sich wahrscheinlich nur bei ihnen bedanken.
Ihm wurde erst klar, wie sehr er sich irrte, als Mrs. Chapman die Augenbrauen zusammenkniff und sagte: „Was, zum Teufel, ist denn da schiefgelaufen?“
50. KAPITEL
Rebecca hätte auf ihr Gefühl vertrauen sollen. Noch bevor sie im Wagen saß, wurde ihr klar, dass hier etwas nicht stimmte. Dixon drehte sich nicht direkt zu ihr um und hielt seine linke Gesichtshälfte von ihr abgewandt. Allerdings wäre sie trotzdem eingestiegen, auch wenn ihr sein Bluterguss am linken Auge vorher aufgefallen wäre. Sie hätte sich Sorgen um ihn gemacht und wissen wollen, was mit ihm passiert war.
Nein, es war nicht die Tatsache, dass er ihr nicht in die Augen blicken wollte. Es war etwas anderes. Eine Spannung, die in der Luft lag. Angst, die fast greifbar war.
Und trotzdem hätte Rebecca niemals vermutet, dass auf der Rückbank ein Typ mit einem Revolver lauerte. Ebenso wenig wäre ihr der Gedanke gekommen, dass die Frau mit dem Lieferwagen sie mit dem Gesicht zuerst in den Schnee stoßen und an den Handgelenken fesseln würde.
Immerhin hatte sie jetzt genug Zeit, um nachzudenken. Denn inzwischen befand sie sich ganz allein in einem dunklen Loch, in dem es fürchterlich nach Benzin stank. Rebeccas Gedanken rasten. Wer waren diese Leute? Warum machten die so etwas? War Dixon in diese Sache mit den Bomben in der Mall verwickelt? Und Patrick? Was wollten diese Leute eigentlich von ihr? Sie wusste doch von gar nichts. Hatte überhaupt nichts gesehen.
Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Dämmerlicht. Sie befand sich in einem extrem niedrigen Keller. Die Decke bestand aus Holzbalken und hatte eine Höhe von nicht einmal anderthalb Metern. Unter ihr war kalter, harter Beton. Auch die Wände bestanden aus kahlen Betonblöcken. Keine Fenster. Über ihr gab es eine kleine, etwa einen Quadratmeter große Tür. Eine Klappe, zu der keine Stufen nach oben führten. Die Klappe schien etwas verzogen zu sein, oder man hatte sie in der Eile nicht richtig geschlossen. Durch einen Spalt auf der linken Seite drang ein schmaler Lichtstreifen. Man hatte Rebecca einfach mit verbundenen Händen herunterfallen lassen. Dabei war sie auf ihrem verletzten Arm gelandet. Sie fühlte, wie das Blut heruntertropfte. Die Wundnaht musste sich wieder geöffnet haben. Der Schmerz war jedoch gar nicht so schlimm. Denn vor lauter Angst spürte sie sowieso kaum etwas.
Viel schlimmer war, dass Dixon inzwischen nicht mehr bei ihr war. Sie hatten seinen Wagen auf dem Parkplatz des Flughafens stehen lassen. Da hatte es noch geschneit. Rebecca horchte nach Anzeichen von Leben draußen. Streufahrzeuge, Busse, andere Autofahrer, Personen, die zu ihrem Wagen gingen. Nichts. Selbst wenn sie den Mut gehabt hätte zu schreien, hätte sie niemand gehört.
Die Frau war ihnen mit dem Lieferwagen gefolgt. Bis zum Parkplatz. Dort, zwischen den Fahrzeugen, hatte sie Rebecca aus dem Wagen gezerrt und in den Schnee geworfen. Sie hatte ihr die Handgelenke mit dieser Nylonschnur so fest zusammengebunden, dass die Fessel ihr ins Fleisch schnitt. Dixon und Rebecca waren auf die Ladefläche des Lieferwagens geschoben worden. Der Typ mit dem Revolver hatte sich neben sie gehockt, bevor sie weitergefahren waren.
Während der gesamten Fahrt hatte Dixon geflissentlich Rebeccas Blick gemieden. Er sah schrecklich aus. Seine Lippe war aufgesprungen, auf derselben Seite war sein Auge angeschwollen und blau verfärbt. Sein Haar stand ab, als hätte jemand kräftig an einzelnen Strähnen gezogen. Im Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos sah Rebecca, dass sein Mantel völlig zerrissen und seine Jeans an den Knien fleckig war.
Sie wollte ihn fragen, was passiert war. Wünschte, er würde ihr endlich in die Augen sehen und ihr erklären, ob er irgendetwas mit den Bombenattentaten zu tun hatte. Aber die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Es kostete sie schon Kraft, normal zu atmen und
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