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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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in Hörweite befindenden Chapmans.
    „Endlich. Kaum zu glauben, dass du mal rangehst.“
    Es war Christine, seine Schwester. Tatsächlich hatte er auf ihre Anrufe und Nachrichten bisher nicht reagiert. Er wollte noch keine Informationen weitergeben, auf die sie als Reporterin sicher lauerte.
    „Ja, entschuldige. Hier ist der Teufel los.“
    Nachdem er am Ende des Ganges angelangt war, warf er einen Blick zurück. Die Chapmans hatten ihn offensichtlich schon längst vergessen und konzentrierten sich auf den armen Jerry. Nick bog um die Ecke in einen anderen Flur, um sich ein etwas ruhigeres Plätzchen zu suchen.
    „Wir haben es im Fernsehen gesehen“, sagte Christine. „Unglaublich das Ganze. Es muss schrecklich sein, so was am eigenen Leib mitzuerleben.“
    Nick hatte einen kleinen verlassenen Raum abseits der Fahrstühle gefunden und verschanzte sich darin. Benutzte Kaffeetassen stapelten sich auf dem Tisch. Klappstühle standen überall durcheinander. Nick setzte sich auf einen, der an der Wand stand.
    „Der Sicherheitschef hier und ich haben gerade Ärger mit den Eigentümern der Mall.“
    „Du machst Witze. Was hättet ihr denn tun können?“
    Nick hörte das Interesse in Christines Stimme. Hoffentlich würde er nicht bereuen, ihr das erzählt zu haben.
    „Ich kann nicht so lange reden“, sagte er mit einem Blick auf seine Uhr. Er wollte verhindern, dass sie weiter nachhakte. „Ist bei euch alles in Ordnung?“
    „Nick, es tut mir sehr leid. Du hast momentan schon genug um die Ohren. Aber ich wollte dir trotzdem Bescheid sagen.“ Der plötzliche Wechsel in ihrer Tonlage gefiel ihm überhaupt nicht. „Wir mussten Dad mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme vom Lakeside Hospital bringen.“
    Nick schoss von seinem Stuhl hoch und umklammerte sein Handy fester.
    „Wie geht es ihm?“ Er musste sich an der Wand abstützen.
    „Sie haben ihn stabilisiert.“
    „Was ist passiert?“
    „Mom ist aufgefallen, dass er plötzlich ... also angestrengter atmet. So hat sie es beschrieben.“ Es folgte eine Pause. „Nick, ich glaube, sie kann ihn jetzt nicht mehr allein versorgen. Es wird von Tag zu Tag immer schwieriger.“
    Er musste sich wieder setzen und ließ sich auf denselben Stuhl zurücksinken.
    „Okay“, sagte er nur. „Woran denkst du?“
    An diesen Unterhaltungen hatte er sich bisher nie beteiligt. Die Entscheidungen bezüglich der Pflege seines Vaters hatten immer Christine und seine Mutter getroffen. Er selbst war über zweitausend Kilometer entfernt in Boston gewesen – voll und ganz mit seinem eigenen Leben beschäftigt. Nun wurde ihm klar, wie glücklich er sich in all den Jahren hatte schätzen können. Aber er fragte sich auch, warum Christine ihn ausgerechnet jetzt da hineinzog.
    Nun, das war unfair. Er wusste, dass es nicht fair war. Aber er fühlte sich vollkommen ausgelaugt, überfordert und als wäre er meilenweit von zu Hause entfernt. Was konnte er schon tun?
    „Du weißt, dass sie niemals zustimmen würde, ihn woanders als in seinem Haus unterzubringen“, fuhr Christine fort. „Und sie ist immer noch so störrisch und lehnt jede Hilfe von außen ab. Sie meint ständig, Dad würde es nicht wollen, dass ihm irgendein Fremder beim Pinkeln hilft. Es ist einfach lächerlich.“
    Nick blickte sich in dem Raum um. Er wollte sie fragen, warum das alles ausgerechnet jetzt entschieden werden musste. Sie hatte ihm doch gesagt, dass Dads Zustand stabil wäre und er sich nicht in Lebensgefahr befinde. Christine machte sich immer Sorgen über Dinge, die noch nicht passiert waren.
    „Wie lange werden sie ihn im Krankenhaus behalten?“
    „Sein Arzt möchte ein paar Tests mit ihm machen. Wahrscheinlich bleibt er noch übers Wochenende.“
    „Können wir darüber reden, wenn ich nach Hause komme?“
    Schweigen. Hatte er was Falsches gesagt?
    „Sicher, ist in Ordnung“, sagte sie schließlich.
    Nick kannte diesen Tonfall. Der bedeutete, dass es alles andere als in Ordnung war. Passive Aggression. Nannte man das nicht so? Sie wiesen beide diese typischen Symptome auf. Die Nummer eins auf der Liste war: Sie hassten beide Konfrontationen.
    „Es ist nur so, dass ich im Moment wirklich ziemlich überlastet bin“, begann er zu erklären. Aber sobald es heraus war, bemerkte er selbst, wie lahm das klang.
    „Ich wollte lediglich mit dir darüber reden, Nick.“ Sie war sauer und versuchte, es nicht zu zeigen. „Ich weiß genau, wenn die Zeit gekommen ist, um das zu regeln, werde ich mich

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