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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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Handbüchsen und Armbrüste befinden. Alles wurde noch am Abend auf zwei Wagen gepackt. Am Morgen dann –«
    »Albrecht hat also mit seinen Leuten Weißenstein verlassen?«, fragte Anna Elisabeth nach. »Dann habe ich vielleicht Recht, wenn ich annehme, dass er mit diesem Herrn Geyer auf einen Fehdezug aus ist. Wäre das möglich?«
    »Nein.« Christoph schüttelte den Kopf so energisch, dass seine halblangen flachsblonden Haare flatterten. »›Es gibt ein Kräftemessen‹, verriet mir Albrecht an dem Morgen, als die Truppe abzog. ›Zu Weinsberg halten sich um Ostern viele Herren auf – da wird’s drauf und drangehen.‹«
    »Und was wollte er damit sagen?«, forschte Anna Elisabeth.
    Christoph brauste auf. »Zum Teufel, ich weiß es doch auch nicht!«, grollte er wütend. »Und wenn ich es wüsste – dann würd ich’s Euch wohl nicht verraten. Ihr seid aus Bauernstamm ... und gegen die verdammten Bauern geht der Zug der Herren ja wohl!«
    Anna Elisabeth stockte der Atem. Sie brauchte einen Augenblick, um wieder Worte zu finden. Dann reckte sie sich steil auf. »Wenn ich mich nicht irre, bist du ebenfalls aus Bauernstamm«, fuhr sie Christoph an, »wenigstens zur Hälfte. Oder gehörte deine Mutter am Ende sogar zu den Eigenleuten dieser Burg? Wie also kommst du dazu, mich derartig zu beleidigen, dummer Tropf? Das verrate mir doch!«
    Christoph starrte Anna Elisabeth sprachlos an. »Ich ...«, stotterte er, »ich wollte Euch nicht ...«
    »Und dazu haben wir auch weiß Gott keine Zeit«, sagte Anna Elisabeth scharf. »Nimm zur Kenntnis, dass ich von nun an jegliche Höflichkeiten dir gegenüber fallen lassen werde. In welcher Richtung liegt Weinsberg?«
    »Ich ... ich weiß nicht ...«, stammelte Christoph betroffen.
    »Was weißt du denn überhaupt?« Anna Elisabeth war zornig, und sie ließ dem Gleichaltrigen gegenüber keinen Zweifel mehr daran. »Bist du ein Mann, Christoph – oder ein Kind?«
    Er hatte erst jetzt wahrgenommen, dass sie ihn mit dem vertraulichen Du ansprach. Wütend zerrte er sich das dünne rotleinene Tüchlein vom Hals und zerknüllte es mit beiden Händen. »Denkt doch, was Ihr wollt«, stieß er hervor, »ich werde Euch schon noch beweisen, dass ich kein Kind mehr bin!«
    »In welcher Richtung liegt Weinsberg?«, wiederholte Anna Elisabeth unbeeindruckt ihre Frage.
    »Die Truppe ist in südlicher Richtung davongezogen«, kam trotzig Christophs Antwort. »Warum wollt Ihr das überhaupt wissen?«
    »Weil ich nach Weinsberg muss«, sagte Anna Elisabeth leise. Sie hatte den Kopf gesenkt und schaute auf ihre Hände. »Er ist in Gefahr, das spüre ich. Und ich möchte in seiner Nähe sein, um ihn vielleicht von einer Unbedachtsamkeit abzuhalten ...«
    »Was?« Christoph hatte zwar ihre Worte gehört, aber deren Bedeutung nicht verstanden. »Du denkst doch nicht etwa daran ...«
    Er hatte ebenfalls die förmliche Anrede fallen gelassen. Doch Anna Elisabeth überging diese Tatsache einfach. »Ich werde ihm nachreisen«, widersprach sie, »und wenn ich hier nicht in Erfahrung bringen kann, wo diese Stadt liegt, dann muss ich mich eben durchfragen. Bis hierher ist es mir ja auch gelungen.«
    »Bist du von Sinnen?«, entfuhr es Christoph. »Du ahnst janicht, was für Gesindel sich auf den Straßen herumtreibt! Es war reines Glück, dass du die Burg unbeschadet erreicht hast ...« »Ich habe keine Angst«, sagte Anna Elisabeth.
    Christoph fühlte sich durch ihre unverständliche Gelassenheit herausgefordert. »So kann nur eine reden, die nicht das Geringste vom Reisen versteht«, knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Und was verstehst du davon?« Anna Elisabeth blieb ihm keinen Hieb schuldig. »Ich glaube kaum, dass du dich jemals weiter als bis zum Kirchdorf von deiner Haustür entfernt hast.«
    »Ich war schon bis Amorbach«, trumpfte Christoph auf.
    Doch Anna Elisabeth hörte gar nicht mehr hin. »Ich werde meinen Mantel verkaufen müssen«, sprach sie ihre Gedanken leise aus. »Was glaubst du – wird sich vielleicht hier jemand finden, der mir etwas Reiseproviant dafür gibt?«
    Bei diesen Worten hatte sie Christoph angesehen. Er, immer noch in seinem Stolz gekränkt, brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was sie gefragt hatte. »Wohl nicht«, meinte er schließlich mit einem abschätzigen Blick auf das schlichte Kleidungsstück, das locker um Anna Elisabeths Schultern lag. »Aber du wirst ihn selber brauchen. Wie willst du sonst dem Wetter trotzen?«
    »Nahrung ist

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