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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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wichtiger«, sagte Anna Elisabeth. »Wann, sagtest du, werden sich die Herren in Weinsberg treffen?«
    »Zum Osterfest.« Christoph sah sie triumphierend an. »Das kannst du zu Fuß niemals schaffen – selbst wenn du nicht überfallen wirst und gut vorankommst.«
    »Dann werde ich mich eben einem Kaufmannszug anschließen«, überlegte Anna Elisabeth. »Vielleicht kommen auch andere Reisende des Weges und sind bereit, mich mitzunehmen ...«
    Christoph stand wie erstarrt. Er hielt den Blick auf Anna Elisabeth gerichtet, doch es war, als schaue er durch sie hindurch. »Ich sollte hier bleiben«, murmelte er geistesabwesend, »in der Sicherheit von Weißenstein. Aber das werde ich nicht tun ...« Er sah sie an, und jetzt lag ein begeisterter Ausdruck auf seinem noch fast bartlosen Jungmännergesicht. »Ich werde dir Geleitschutz sein«, erklärte er mit einem jubelnden Unterton in der Stimme. »Ich werde dich zu meinem Bruder bringen, denn wie kann ich dich, die Frau, die er erwählt hat, einfach den Gefahren der Straße aussetzen?« Er wechselte das Standbein, doch es sah aus wie ein kleiner Freudensprung. »Dass ich darauf nicht schon gleich am Anfang gekommen bin! Mädchen ... fürchte nichts!«
    Er hatte sich hoch aufgereckt. Anna Elisabeth musterte ihn erstaunt. Plötzlich sah er gar nicht mehr so jungenhaft unsicher aus. Dennoch konnte sie ihm für den Augenblick noch keinen Respekt zollen. »Ich brauche lediglich Wegzehrung«, sagte sie störrisch.
    Er ging auf diese Widerrede nicht ein. »Folge mir«, befahl er ihr mit energischer Stimme, »du wirst hungrig und müde sein. In der Küche soll man dir eine Mahlzeit reichen, und danach sehe ich zu, dass du gut untergebracht wirst.«
    »Aber ich habe überhaupt nicht vor, hier zu bleiben«, gab Anna Elisabeth widerspenstig zurück. »Was ich wissen wollte, weiß ich ja jetzt – und da kann ich auch gleich weiterwandern.«
    »Jetzt höre!« Christoph packte sie am Handgelenk. »Du wirst tun, was ich dir sage, Mädchen. In den Ställen von Weißenstein stehen immer noch mehrere gute Pferde – und ich kann mir nicht vorstellen, dass du dir lieber die Füße wund läufst, als von einem frommen Ross getragen zu werden. Zweitens glaube ich nicht, dass du wirklich allein fortkommen willst. Du möchtest ja dein Ziel erreichen – das aber gelingt dir sicher nur, wenn du in Begleitung eines waffenfähigen Mannes reist.«
    »Und du hältst dich für einen solchen Mann?«
    Christoph verzog diesmal keine Miene. Unbeirrt begegnete er Anna Elisabeths Blick. »Ein Wolf von Weißenstein braucht den Vergleich nicht zu scheuen«, sagte er ernsthaft.
    Wie er so dastand, erinnerte er Anna Elisabeth plötzlich sehr an Albrecht. Auch der hatte diesen entschlossenen Zug um den Mund und dieses blaue Feuer im Blick. »Gut«, sagte sie, »wir können es ja miteinander versuchen. Obwohl ich noch nicht davon überzeugt bin, dass du es mit einem erwachsenen Mann aufnehmen kannst.«
    Doch nicht einmal diese herausfordernden Worte konnten Christoph jetzt noch verunsichern oder erzürnen. Er lächelte einfach. »Komm«, sagte er nur. Dann zeigte er Anna Elisabeth den Weg zur Küche.

O STERN
    A uf den Straßen und Gassen von Weinsberg herrschte geräuschvoller Trubel. Überall auf den Stadtmauern wurden die Wachen verstärkt, schleppten Bewaffnete Pulverfässchen und Säcke voller Musketenkugeln zu den Ständen auf den Zinnen und überprüften Torwächter die schweren Balkenriegel an den Stadttoren. Trupps von Stadtsoldaten nahmen ihre Standorte ein, sichteten ihre Waffen, Hauptleute gaben Befehle weiter ...
    Weinsberg rüstete sich gegen das anrückende Bauernheer unter Jäcklein Rohrbach und Georg Metzler. Noch war der Helle Haufen nicht in Sicht, aber nach den Wortfetzen zu urteilen, die Anna Elisabeth im Vorüberreiten aufschnappte, lagerte die Streitmacht der Evangelischen Bruderschaft unweit der Stadt und bereitete sich ebenfalls auf das Treffen vor.
    Anna Elisabeth und Christoph bewegten sich auf ihren müden Tieren die steile Anhöhe zur Burg hinauf – der Weibertreu, wie sie im Volksmund genannt wurde. »Ich kann mir nicht denken, dass ein Wolf von Weißenstein mit Bauern gemeinsame Sache macht«, hatte Christoph vermutet, als Anna Elisabeth ihn gefragt hatte, wo in Weinsberg Albrecht wohl zu vermuten sei. »Er und Herr Florian Geyer werden dem Grafen Helfen- stein beispringen, zusammen mit den anderen Edlen, die sich zurzeit in Weinsberg aufhalten.«
    Dazu konnte Anna Elisabeth

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