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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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gezeigt, dass er kein Karrengaul war.
    Die kleine Tür zum Treppenturm stand offen. Anna Elisabeth schlüpfte hinein und arbeitete sich die enge Wendeltreppe hinauf. Oben führte eine niedrige und schmale Tür in irgendwelche Wohngemächer. Hier war alles menschenleer. Mehrere große Truhen waren ausgeräumt worden. Sie hatten Leinenzeug enthalten; einige Wäschestücke lagen noch auf dem rot gefliesten Fußboden verstreut.
    Anna Elisabeth ging weiter. Von irgendwoher drangen Stimmenan ihr Ohr – zeternde, angstvolle Frauenstimmen. Ein kleines Kind weinte. Kampflärm schallte aus einem Gemach ganz in der Nähe ...
    Eine Tür wurde aufgerissen. Bauern hielten einen jungen, reich gekleideten Edelmann gepackt, hatten ihm die Arme auf den Rücken gedreht und schleppten ihn den Korridor hinunter, durch den Anna Elisabeth gekommen war. »Sträuben hat keinen Zweck, Herr Ludwig von Gottes Gnaden«, zischte ihm einer seiner Bewacher zu, »wir lassen dich nicht mehr los. Kannst also auch gefügig sein und brav mitlaufen ... daran, wie’s weitergeht, änderst du sowieso nichts!«
    »Ihr wisst nicht, was ihr tut«, keuchte der junge Edelmann, doch der Rest dessen, was er noch hatte sagen wollen, ging in einem schmerzlichen Stöhnen unter. Der Bauer zu seiner Rechten hatte ihm einen harten Faustschlag mitten ins Gesicht versetzt. »Wer hat dir erlaubt, zu sprechen, Fürstlein? Du machst dein Maul erst auf, wenn wir es dir gestatten!«
    Damit schleiften sie ihr Opfer um die Ecke. Anna Elisabeth, die nicht einmal beachtet worden war, stand wieder allein auf dem Korridor.
    Sie ging weiter. Die Stimmen waren noch zu hören. Sie drangen aus einer Türe rechts des langen Flurs. Als Anna Elisabeth sie aufdrückte, bot sich ihr der Anblick einer völlig verwüsteten Schlafkammer. Das Bettzeug der breiten, von einem Baldachin überdachten Schlafstatt war heruntergerissen, der blaue Damast des Betthimmels zerfetzt. Zwei große Kleidertruhen standen offen und waren offensichtlich ausgeräumt worden. Eine Wiege lag umgestürzt auf der Seite. Daneben, am Boden kauernd, entdeckte Anna Elisabeth eine junge Frau, die, nur mit einem langen Leinenhemd bekleidet, ein beinahe nacktes, weinendes Kind umfangen hielt und leise schluchzte.
    Zuerst wusste Anna Elisabeth nicht, was sie sagen sollte. Der Schrecken über das, was sie an Furchtbarem schon gesehen hatte,lähmte ihr die Zunge. Schließlich fragte sie entsetzt: »Was ist hier geschehen?«
    Die Frau hob den Kopf. »Weg ... weg!«, schrie sie. »Was willst du denn noch?«
    Anna Elisabeth trat näher. »Nichts will ich. Habt keine Angst.«
    Die Frau musterte Anna Elisabeth flüchtig und ließ sich wieder zusammensinken. »Sie haben sich unterstanden, meinen Gemahl gefangen zu nehmen«, erwiderte sie mit blassen Lippen.
    »War das Euer Gemahl, den sie eben abgeführt haben?«
    Die Frau versuchte die Schultern zu straffen. »Ich weiß, es sieht nicht gut aus«, sagte sie, um Haltung bemüht, »aber ein paar Stunden noch, dann werden die Herren die Stadt von diesem Raubgesindel befreit haben, und dann –«
    Offenbar war sie sich der Lage überhaupt nicht bewusst. »Die Burg ist eingenommen«, schnitt Anna Elisabeth ihr die Rede ab. »Das Bauernheer hat die ganze Stadt besetzt. Ihr solltet zusehen, dass Ihr von hier wegkommt. Denn Ihr seid vom Adel und darum Eures Lebens nicht sicher.«
    »Ich kann nicht ...«, war alles, was die Frau erwidern konnte. Auf einmal wirkte sie wie ein kleines Mädchen. Die Art, wie sie trotzig schmollend die Unterlippe vorschob, verriet, dass sie noch sehr jung sein musste.
    »Wo sind denn Eure Mägde?«, fragte Anna Elisabeth, die ihre eigenen Sorgen plötzlich vergessen hatte. »Lasst ein paar Sachen zusammenpacken. Irgendeiner wird schon einen Weg finden, Euch aus der Stadt zu bringen ...«
    Die Frau weinte auf. »Was glaubst du denn, wer mein Schlafgemach so durcheinander gebracht hat? Alle sind sie weg, die diebischen Weiber. Ich bin ganz allein hier ...«
    »Und Eure Kleider – wo werden die aufbewahrt?« Anna Elisabeth ließ sich nicht beirren und versuchte ruhig zu bleiben. »Könnt Ihr mir zeigen –«»Nein, das kann ich nicht!« Die Frau wurde wütend. »Ich kenne dich ja nicht einmal ... und außerdem haben sie schon alle meine Kleider mitgenommen. Die Truhen sind leer – das siehst du doch!«
    »Dann muss es eben so gehen.« Wie unvernünftig diese Edelfrau sich doch gebärdete! »Kommt. Wickelt Euer Kind in irgendeine Decke ein ... da wird sich doch

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