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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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ungeschickt wie ein junger Bär, den Arm um ihre Schultern und tätschelte sie. »Was sollte uns denn geschehen? Wir sind viele, und sie sind wenige ... Heilbronn und Rothenburg und noch mehrere andereStädte halten zu uns. Außerdem – das Recht ist immer noch auf unserer Seite!«
    »Hast du Weinsberg schon vergessen?«
    In Hannes’ Gesicht zuckte es. Doch er schob das Kinn vor. »Sie hatten es alle verdient«, verteidigte er das Blutbad unter der großen Linde. »Sie sind Ottern und Natterngezücht, sagt Pfaff Eysenhut, unser Feldprediger. Gott hatte seine schützende Hand von ihnen genommen. Der rechte Glaube kennt keine Fürsten und keine Obrigkeit.«
    »Hannes!« Anna Elisabeth befreite sich aus seinem Griff und starrte ihm ins Gesicht. »Was in Weinsberg geschah, das war Mord – kaltblütiger, grausamer Mord. Wie sonst soll man es nennen, wenn Bewaffnete mit langen Spießen auf Unbewaffnete losgehen und sie einfach niedermachen?«
    »Diejenigen, die es an Ostern getroffen hat, waren vom Adel, und der Herr hatte sie verlassen«, wiederholte Hannes Rebmann störrisch. »Ihre Zeit ist um, Annelies – wie man’s auch dreht und wendet. Zusammen mit den ungetreuen Pfaffen, den Prassern und Völlern, den Hurern und geistlichen Sündern sollen sie in den tiefsten Höllenschlund fahren, und es ist nur gerecht, wenn die Evangelischen Brüder ihnen dazu verhelfen, sagt Pfaff Eysenhut ...«
    »Von der Liebe Gottes sollte euer Pfaff Eysenhut sprechen, anstatt anzuklagen und zu verfluchen«, empörte sich Anna Elisabeth. »Was ist das für ein Priester, dass er solche Dinge sagt?«
    Hannes straffte sich. »Einer, der weiß, wovon er redet«, erklärte er Anna Elisabeth ernsthaft. »Er ist aus edler Familie. Aber er hat sich von den Verdammten losgesagt und hält treu zu uns.«
    »Indem er euch einredet, all das Morden und Brennen und Plündern sei rechtens?«
    »Davon verstehst du nichts«, brach Hannes die Unterhaltung ab. »Bei der nächsten Gelegenheit sorge ich dafür, dass duwieder nach Hause kommst.« Er suchte ihren Blick und tastete nach ihrer Hand. »Du gehörst nicht hierher, Annelies, sondern heim an den Herd. Sobald der Krieg vorbei ist und wir Hochzeit halten können –«
    Sie unterbrach ihn. »Der Krieg ist nicht vorbei, und es gibt keine Hochzeit«, sagte sie, ohne ihn anzusehen, während sie ihm abrupt ihre Hand entzog.
     
    Die Männer der Schwarzen Schar waren vor dem Frauenberg, der Residenz des Würzburger Bischofs, in Stellung gegangen. Alle Zufahrten zur Burg waren abgeriegelt; niemand konnte jetzt mehr dorthin durchkommen – nicht einmal eine Maus, wie der Meldung machende Posten sich ausdrückte.
    Florian Geyer nahm den in knappe Worte gefassten Bericht persönlich entgegen, dankte und schickte den Mann dann wieder an seine Arbeit. »Wir werden sehen«, sagte er zu Albrecht Wolf von Weißenstein, der das Zelt mit ihm teilte. »Mit etwas Glück können wir die Besatzung des Frauenberges mürbe genug kochen, dass sie uns die Burg öffnen müssen. Und dann ...«
    »Ein paar Tage, und sie müssten so weit sein«, meinte Albrecht optimistisch, »dann können unsere Feldschlangen die Burg sturmreif schießen. Was gilt’s, Vetter? Ich geb ihnen vier Tage ...«
    Florian Geyer schüttelte den Kopf. »Ihr vergesst, dass wir keine rechten Stückmeister haben«, widersprach er. »Es ist leider nicht genug, Feldschlangen und passende Munition zu besitzen. Man braucht auch Leute, die mit ihnen umgehen können.«
    »Das kann doch so schwer nicht sein.« Albrecht zuckte die Achseln. »Ist es mit den Geschützen nicht wie mit Arkebusen oder Musketen? Man lädt, man zielt, man feuert ab ...«
    »Ganz recht, Vetter.« Der Geyer lachte. »Nur, dass eine Feldschlange schon etwas schwerer wiegt und es ausgesprochen umständlich ist, sie aufs Ziel zu richten ... und dass sie einem,falls man beim Laden etwas falsch macht, in Brocken um die Ohren fliegt.«
    »Das kann einem mit einer Arkebuse auch passieren«, sagte Albrecht unbeeindruckt. »Wehe, das Pulver ist nicht gut eingestopft – dann geht der Schuss nach hinten los.«
    »Die größte Schwierigkeit besteht aber nicht im Laden und Ausrichten, sondern darin, die Flugbahn der Kugel zu berechnen«, gab der Geyer zu bedenken. »Nur dann trifft sie – und das ist es, was unsere Leute noch immer nicht fertig bringen.«
    Albrecht zog noch einmal die Schultern hoch. »Ich wette, ich könnte das Richten einer Feldschlange an einem Tag lernen ... mit ein paar

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