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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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wie leblos gewesen waren, begannen zu glänzen. »Ob er wohl noch da ist?«, fragte sie.
    »Mag sein.« Der Balzer schien es nicht genau zu wissen. »Möglicherweise ist er ja sogar derjenige, der mit seiner Truppe –«
    Anna Elisabeth saß plötzlich kerzengerade. »Wie lange noch, bis wir die Stadt erreichen?«
    »Eine Stunde, höchstens zwei«, sagte Balzer.
    »Würde ich zu Pferd schneller dort sein?«
    »Nicht wirklich.« Balzer schüttelte zur Bekräftigung seiner Worte energisch den Kopf. »Die Straße ist schlecht. Dein Tier könnte auch nicht schneller vorankommen als die Zugpferde – es sei denn, du willst, dass es sich die Beine bricht.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht.« Anna Elisabeth sah seine Bedenken ein. »Ich wollte, wir wären schon da ...«
    »Warum hast du es eigentlich so eilig?«, wollte Balzer wissen. »Was zieht dich plötzlich nach Würzburg, wo du doch noch vor Augenblicken nicht einmal wissen wolltest, wie die Stadt heißt, die vor uns liegt?«
    Anna Elisabeth atmete tief ein. »Florian Geyer ist dort«, sagte sie, »mit etwas Glück werde ich ihn endlich treffen.«
    »Aber zu welchem Zweck?« Diesmal ließ Balzer nicht locker. »Verrate es mir. Irgendwann kriege ich’s ja doch heraus.«
    »In seiner Gesellschaft ist einer, mit dem ich unbedingt reden muss«, sagte Anna Elisabeth widerstrebend. »Wirst du jetzt Ruhe geben?«
    Balzer lächelte. »Bis auf Weiteres«, sagte er. In diesem Augenblick drängte sich von rechts jemand an den Trosswagen heran. »Annelies«, rief eine heisere Stimme, »Gott – dass ich dich wiedergefunden hab!«
    Hannes Rebmann, in dunkelroten Halbhosen, deren Futter leuchtend weiß aus vielen schräg verlaufenden Schlitzen hervorschimmerte, ein Rapier, einen breiten Dolch und einen Katzbalger am Gürtel und ein breites, ebenfalls geschlitztes braunes Barett auf dem verfilzten Schopf, hatte mit beiden Händen die Bodenplanken des Trosswagens umfasst und wollte sich auf das langsame Gefährt aufschwingen.
    Aber Balzer ließ das nicht zu. »Was willst du denn hier, Bruder?«, fragte er. »Wir haben dich nicht gerufen oder eingeladen.«
    Hannes’ seltsam eingefallenes Gesicht verfärbte sich. Er starrte Balzer an und zog dabei langsam den Katzbalger, das Kurzschwert der Lanzknechte, aus der Scheide. »Weg von meiner Braut«, knurrte er, »bevor ich dir zeige, wer hier wen ruft oder einlädt!«
    Damit setzte er noch einmal an, auf den Wagen zu steigen. Balzer sprang mit einem eleganten Satz vom Ochsenkarren herunter und wollte handgreiflich werden. Aber Anna Elisabeth hielt ihn zurück. »Das ist Hannes Rebmann, der Mann, der mir von meinem Vater bestimmt wurde«, ermahnte sie ihn matt. »Was er sagt, hat seine Richtigkeit. Lass ihn zu mir auf den Wagen.«
    In Balzers Augen irrlichterte es. Er machte einen übertriebenenKratzfuß und schwenkte seine Mütze, als habe er einen Herrn von Stand vor sich. »Halten zu Gnaden«, spottete er, »aber ich hatte Euer Gnaden nicht gleich erkannt ... vergebt mir gnädiglich, dass ich nicht hellsehen kann ... !«
    Hannes Rebmann biss so hart die Zähne zusammen, dass die Muskeln an seinem Kiefer hervortraten, aber er stieß den Katzbalger in die Scheide zurück. Balzer trat mit einem weiteren, noch stärker übertriebenen Kratzfuß beiseite. Hannes kletterte endlich auf den Wagen. »Was tut der Kerl in deiner Nähe?«, fragte er Anna Elisabeth.
    »Er hat mir geholfen«, sagte sie.
    »Und warum hast du dafür nicht mich aufgesucht?« »Du hättest mich auch suchen können.«
    »Hab ich ja!« Hannes griff nach Anna Elisabeths Hand und presste sie. »Aber du warst wie vom Erdboden verschluckt.«
    Sie ging nicht weiter darauf ein. »Gut gekleidet bist du, Hannes«, wechselte sie mit einem Blick auf seinen Federhut die Richtung des Gesprächs.
    »Du müsstest sehen, was ich sonst noch alles erbeutet hab«, verkündete er stolz. »Um Leinenzeug und Kleider brauchen wir uns im Ehestand keine Sorgen mehr zu machen.« Es sprudelte plötzlich nur so aus ihm heraus. »Feinsten Damast habe ich uns besorgt – aus den Schränken der adligen Fräulein im Stift ... wie hieß das doch gleich? Na, es kommt ja nicht mehr darauf an. Jedenfalls – nach der Hochzeit werden wir auf Laken schlafen, wie sie ein Fürst nicht feiner hat. Gefällt dir das, Schätzle?«
    Anna Elisabeth rückte ein Stückchen von ihm ab. »Wenn die Zeit kommt, werden die Bauern für alles bezahlen müssen«, sagte sie.
    »Aber Schätzle.« Hannes rückte nach, legte,

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